Ein Hauch von Amerika im gar nicht so wilden Nürnberger Westen
5.8.2013, 00:00 UhrSeit vier Jahren sind sie damit unterwegs, seit ziemlich genau einem Jahr haben sie hier in Höfen einen festen Standplatz. Die Besonderheit ist, zumindest fürs Auge, das Fahrzeug: ein original Airstream.
Die als Stilikone geltenden Wohnwagen wurden vor 50 Jahren in den USA gebaut und weckten sicher nicht von ungefähr Assoziationen an ein Raumschiff. „Wir haben uns wirklich aus einer Begeisterung für Amerika dafür entschieden, schließlich haben wir auch in Las Vegas geheiratet“, erzählt der gelernte Bäcker. Aber schon zuvor hatte er sich für schicke Straßenkreuzer begeistern können.
Einen eigenen Betrieb hatte er allerdings nie, sondern war dann in verschiedenen Funktionen in einem technischen Betrieb tätig — bis das Unternehmen dichtgemacht wurde. Und er wie auch seine Frau ihre Arbeitsplätze verloren. „Der Betrieb lag übrigens ganz in der Nähe, in der Sigmundstraße, ich bin also dem Stadtteil treu geblieben“, erzählt Süß. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich selbstständig zu machen, stießen die beiden auf den Airstream, Baujahr 1967. Die Herstellung aus Aluminium sollte den Wohnwagen ursprünglich so leicht machen, dass ihn jeder Mittelklasse-Wagen an den Haken nehmen konnte. Inzwischen wurden auch von vorneherein als Imbissfahrzeuge konzipierte Versionen auf den Markt gebracht.
Süß hatte sein Modell jedoch noch von einer darauf spezialisierten Hamburger Firma nach seinen Vorstellungen und Bedürfnissen umgestalten lassen.
Allerhand Burger
Damit der Bogen vom Auge zum Gaumen geschlagen: Neben Kühlschränken und Theken mussten vor allem größere Grillöfen eingepasst werden — denn natürlich sind Burger aller Art die Spezialität, angeführt vom „Hungry Man Burger“ mit allem Drum und Dran. Dazu gibt es — ganz stilecht und nach US-Vorbild — nur Cola & Co. „Leider ist es gerade in diesen Tagen unter dem Dach, trotz des Schattens, fast unerträglich heiß“, erzählt Süß und entschließt sich deshalb schon mal, den Laden buchstäblich früher dichtzumachen.
Um Kundschaft muss ihm vorerst nicht bange sein: In der Virnsberger Straße herrscht tagsüber reger Verkehr. Seit einem Jahr liegt der Airstream nun dort vor Anker. Ein Sternenbanner flattert im Wind — Symbol einer Art kulinarischer Vertretung. Die aktuelle Verstimmung über den großen Bruder jenseits des Atlantiks angesichts der ufer- und hemmungslosen Datensammelwut hat die Lust an Burger & Co. offenbar noch nicht getrübt.
In den ersten Jahren waren die Betreiber mit ihrem Schmuckstück noch über die Dörfer und von Fest zu Fest gezogen. Doch der Aufwand sei bei dem Sechs-Tonnen-Gefährt eigentlich zu groß. „Und die Leute erwarten, dass wir zuverlässig anzutreffen sind“, meint Süß. Und die freie Zeit — am Wochenende ist geschlossen — benötige er nicht zuletzt für Reparatur- und Reinigungsarbeiten, so Süß.
Neben Truckern, Kurierdienst- und Taxifahrern, Handwerkern und privaten Passanten halten hier auch Datev-Mitarbeiter ein Schwätzchen bei einer deftigen Stärkung — und laden gleich zu einer Geburtstagsrunde ein. Nur auf Alkohol müssen die Gäste übrigens verzichten. Die Autofahrer sowieso, aber auch weil Süß die nötige Lizenz fehlt.
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