Wenn es um die Wurst geht...
11.1.2016, 08:00 UhrHier kommt jeder rein: Ob Einheimischer oder Tourist, im "Bratwursthäusle" treffen sich Menschen, die sich sonst nirgendwo in der Stadt über den Weg laufen. Der Geschäftsmann mit Anzug und Krawatte kehrt hier ebenso ein wie der Gast aus China. Letzterer neigt dazu, seine Würste in kleine Stückchen zu schneiden, ehe sie nach ausgiebiger Betrachtung den Weg in den Mund finden. Das war es dann aber schon mit den Unterschieden. Denn schmecken tun die Würste "beim Behringer" (benannt nach Senior-Wirt Werner Behringer, dessen Sohn Kai längst im Wirtshaus neben der Sebalduskirche aktiv ist) allen. Gegrillt werden die "Nürnberger" auf Buchenholzscheiten, dazu gibt es hausgemachten Kartoffelsalat (sehr, sehr gut) oder Sauerkraut. Serviert wird standesgemäß auf Zinntellern, für den großen Hunger empfiehlt sich ein Dutzend der kleinen Würstchen.Der Besuch im Bratwursthäusle lohnt sich aber nicht nur wegen der von der hauseigenen Metzgerei selbst hergestellten Bratwürste, sondern auch wegen der einzigartigen Atmosphäre. Wer an Platzangst leidet, sollte das Wirtshaus tunlichst meiden, denn die Kellnerinnen und Kellner nutzen jede noch so kleine Lücke, um Gäste zu platzieren. Und mit ein bisschen Glück kommt dann auch OB Maly oder einer der städtischen Referenten vorbei, um sich "Drei im Weggla" zu holen. Beim "Behringer" kehrt halt jeder ein. husa
Die "älteste noch am selben Platz gelegene" Garküche der Stadt
Etwas weniger prominent gelegen ist die Historische Bratwurstküche "Zum Gulden Stern". Zwischen Rotlichtviertel und Jakobskirche werden in der Zirkelschmiedsgasse seit mindestens 1419 Bratwürste gegrillt. Damals wurde die Garküche erstmals urkundlich erwähnt - und ist somit die "älteste noch am selben Platz gelegene" Garküche der Stadt.Ein Attribut, auf das der Besitzer Martin Hilleprandt allergrößten Wert legt. Schließlich ist er gerade dabei, sein Gasthaus als Sehenswürdigkeit anerkannt zu bekommen. Sehenswert, ohne dem Urteil der zuständigen städtischen Gremien vorgreifen zu wollen, ist das Anwesen allemal, schon allein der Gäste wegen.Hier tummeln sich überwiegend Touristen, die auch schon mal via Smartphone-Foto "Sechs mit Kraut" bestellen. Im "Gulden Stern" kommen die Würste immer roh auf den Rost. Für Martin Hilleprandt ein Qualitätssignet, das er sich unter dem Namen "Original Nürnberger Röstla" sogar hat schützen lassen. husa
Jeden Freitag "Clubessen"
Vor etlichen Jahrzehnten, da trafen sich freitags immer ein paar alte Club-Spieler im "". Weil Richard Schwab, der Großvater des derzeitigen Besitzers, in den 1930er Jahren beim 1. FC Nürnberg gespielt hat. Sein Enkel Stephan Uebler hat diesen Stammtisch wiederbelebt und lädt immer freitags von 11.30 bis 14 Uhr zum "Clubessen". Dann gibt es ein besonderes Gericht, das sonst im "Herzle" nicht auf der Karte steht. Ein echter fränkischer Sauerbraten zum Beispiel.
Die Vorgängerin der heutigen Gaststätte, seit 1526 als Garküche betrieben, befand sich in der Herzgasse hinter der Frauenkirche. Über 400 Jahre lang war das Gasthaus ein Garant für beste fränkische Küche, bis das Haus im Bombenhagel des 2. Januar 1945 völlig vernichtet wurde. Zum Glück hatten die Inhaber das Beste ihrer historischen Gaststuben-Einrichtung vor den Bomben gerettet. Und so stehen die alten Möbel auch heute noch im 1954 neu eröffneten "Bratwurstherzle" in der Brunnengasse.
Die Rostbratwürste werden hier über einem Buchenholzfeuer gegrillt und stammen von einem Metzger, der sie nach dem alten, hauseigenen Rezept frisch herstellt. Der echte Nürnberger isst mindestens zehn (11,10 Euro), wenn nicht zwölf Stück (12,80 Euro). Wer immer noch kann, kriegt zwei auf die Gabel als Nachschlag (1,90 Euro). Serviert werden die Rostbratwürste auf dem Herzle-Zinnteller, dazu gibt es eine Beilage, wie hausgemachten Kartoffelsalat oder schmackhaftes Sauerkraut. Brezen von Kolb stehen auf dem Tisch, der Meerrettich ist aus dem fränkischen Hause Schamel. Die Regionalität und Qualität der Produkte ist Stephan Uebler, der das Lokal in dritter Generation führt, wichtig. Und auch seine Gäste kommen seit Generationen in die gemütliche Stube, um entspannt "Acht auf Kraut" zu verzehren. Oder mehr. Katja Jäkel
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