Abkühlung im Glas
Halo-Halo und Butterfly Pea: Sommerdrinks rund um die Welt
23.6.2022, 14:12 UhrBei heißen Temperaturen sehnen sich die Menschen rund um den Globus nach kühlen Durstlöschern, um den schwitzenden Körper von innen zu erfrischen. Fast alle Länder haben einen Geheimtipp parat. Manche Drinks sind Tradition, andere entwickeln sich gerade erst zum Trendgetränk.
Eine sommerliche Reise um die Welt zwischen Kräutern, Infusionen, lila Soda und Harz-Paste:
Thailand: Der Eistee Cha Yen ist ganz nach dem Geschmack der Thais - nämlich recht süß und trotzdem bei den ganzjährig heißen Temperaturen sehr erfrischend. Das berühmte Kaltgetränk gibt es von Bangkok bis Phuket an jeder Ecke. Unverkennbar ist die Farbe: Der Thai Ice Tea leuchtet in sonnigem Orange. Ins Glas kommt zunächst ein stark aufgebrühter Schwarztee, der mit Gewürzen wie Sternanis, Kardamon, Tamarinde oder Orangenblütenwasser verfeinert wurde. Dies verleiht dem Drink seine einzigartige Note. Der Tee wird dann mit einer guten Portion Zucker und gesüßter Kondensmilch gemixt und in ein Glas mit zerstoßenem Eis gegeben. Die vitalisierende Mischung begeistert mit ihrer perfekten Balance aus Cremigkeit, Gewürz-Aromen und Süße nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen.
Und noch ein Getränk kommt in Thailand in einer auffälligen Farbe daher: Butterfly Pea Soda. Das Trendgetränk leuchtet in verführerischen Lila-Blau-Tönen und wird aus den Blüten der "Clitoria ternatea"-Pflanze (Schmetterlingserbse) gewonnen.
Der wird unter anderem eine beruhigende Wirkung zugesagt, sie soll aber noch andere gesundheitliche Vorteile haben. In Südostasien wird sie häufig für Gerichte und Getränke verwendet. Als Soda ist Butterfly Pea mit seiner Kräuternote extrem erfrischend.
Neuseeland: Lemon and Paeroa, oder kurz L&P, ist "in Neuseeland weltbekannt". So lautet der clevere Werbeslogan für das Getränk vom anderen Ende der Welt, das schon 1907 erfunden wurde. Es besteht aus Zitronensaft und sprudelndem Mineralwasser aus dem kleinen Ort Paeroa auf der Nordinsel. Das Wässerchen hat einen ganz eigenen Geschmack, zusammen mit der Zitrusnote ergibt sich eine perfekte Balance zwischen süß und sauer. L&P, das in einer braunen Flasche mit gelbem Aufdruck daherkommt, wird aber auch für alkoholische Mix-Getränke verwendet. In Paeroa wurde dem Kultgemisch sogar ein sieben Meter hohes Denkmal gewidmet - in Form einer Replica der berühmten Flasche. Der Werbespruch "Weltbekannt in Neuseeland" ist derweil zu einem geflügelten Wort für Dinge geworden, die in dem kleinen Pazifikstaat zwar überall geläufig sind - dem Rest der Welt aber nichts sagen.
Südafrika: In der Touristenmetropole Kapstadt liegen in dieser Saison Cocktails mit Infusionen lokaler Pflanzen im Trend. Ein Klassiker ist der Table Mountain, ein geschüttelter, saurer Brandy-Cocktail mit einem Schuss in der Region hergestellten Wermuts. Dazu kommen Minze, Kardamom, Limonensaft, Orangenbitter, Rooibusch-Sirup und eine herbe Infusion aus Fynbos-Blättern, den für das Kap Afrikas typischen Sträuchern. Serviert wird der Drink mit einer Schaumhaube, die die Wolken auf dem Tafelberg symbolisiert, und dekoriert mit essbaren Wildblumen. "Aromen lokaler Pflanzen liegen voll im Trend, nicht nur Fynbos, sondern auch Speckbaum, Holunderblüten oder Flockenblumen", sagt Michael Tonderai, Barkeeper der Cocktailbar Cause Effekt, von der aus man den Tafelberg direkt beim Sundowner bewundern kann.
Griechenland: Beim Begriff U-Boot (griechisch: Ypovríchio) denken Leckermäuler von Athen bis Alexandroupolis zuallererst an dickflüssiges Mastix, das mit einem Dessertlöffel in eiskaltes Wasser getaucht wird. Für die zähe Paste werden Zucker und Vanille mit dem Harz des Mastixbaums vermischt, der ausschließlich auf der Insel Chios wächst. Das Harz hat einen recht eigenwilligen - eben harzigen - Geschmack. Jede griechische Oma weiß, wie sie mit dem Mix die Enkelkinder glücklich macht. Die Mastix-Masse löst sich beim Rühren im kalten Wasser langsam auf - einige Naschkatzen schlecken die Paste aber direkt vom Löffel und trinken anschließend das kalte Wasser zur Erfrischung in der griechischen Sommerhitze.
Israel: An heißen Sommertagen trinken Israelis gerne das süßliche Sprudelgetränk Gazoz. In Tel Aviv gibt es eine besonders trendige Version des traditionellen Fruchtlimonade: fermentierte Früchte werden dabei mit frischen Kräutern, Eis, Mineralwasser und Gewürzen gemixt. In Benny Brigas kultigem Kiosk auf dem Levinsky-Markt im Süden der Stadt ist jeder Drink eine einzigartige Mischung. Der Drink erinnert im Geschmack etwas an das Tee-Gärgetränk Kombucha. Doch das Besondere an dem Tel Aviver Gazoz sind die schönen Arrangements von Blumen und frischen Kräutern, die es wie einen Strauß schmücken - wie geschaffen für eindrucksvolle Erlebnisbilder auf sozialen Medien.
Spanien: Der deutsche Durchschnittsurlauber bestellt sich an heißen Sommertagen fast immer ein kühles Bierchen oder eine Sangria - egal ob auf Mallorca oder in Madrid. Bei den Spaniern selbst ist der Tinto de Verano - oder Sommerrotwein - aber mindestens ebenso beliebt. Der Drink soll vor rund 100 Jahren im andalusischen Córdoba erfunden worden sein. Das Gemisch ist nicht nur erfrischender, sondern in der Hitze auch verträglicher als etwa unverdünnter Wein. Das Rezept? Sehr einfach: Je zur Hälfte Rotwein und sprudelnde Zitronenlimonade. Einige Zitronen- oder Orangenscheiben, Eiswürfel - und fertig! Der Unterschied zur Sangría: Diese wird in der Regel mit Früchten, Saft und oft noch anderem Alkohol zubereitet und ist deutlich süßer.
Philippinen: Das wohl berühmteste und bunteste Dessert des Inselstaates ist gleichzeitig ein Drink: Halo-Halo, auf Deutsch soviel wie Mix-Mix. Für die Zubereitung werden gesüßte Früchte wie Bananen oder Kokosnussstreifen, kandierte Mung- oder Kidneybohnen sowie rote und grüne Geleestücke mit geschabtem Eis bedeckt. Das Ganze wird mit Kondensmilch übergossen und mit Leche Flan (die philippinische Version von Crème Caramel) oder violetter Eiscreme mit Yams-Geschmack getoppt und mit geröstetem jungem Reis bestreut. Dann wird die Pracht zerstört und alles zusammengemixt (daher der Name). Die dicke Flüssigkeit wird getrunken, die Früchte und Bohnen gelöffelt. In den verschiedenen Regionen variieren die Zutaten.
Indien: Saft aus Zuckerrohr ist in Indien, wo es derzeit teils über 40 Grad heiß ist, sehr beliebt. Den grünen Saft schätzen aber auch viele Menschen in anderen asiatischen Ländern. Man findet ihn überall an Straßenrändern, wo ihn Verkäufer direkt vor Ort vorbereiten. Dabei pressen sie das Zuckerrohr durch eine mit Diesel betriebene Maschine und mischen dann Zitrone, Ingwer, etwas Salz und Eis bei. Ganz hygienisch ist das Eis oft nicht, dafür macht es das Getränk umso erfrischender. Ein Glas kostet in der Hauptstadt Neu Delhi rund 10 bis 40 Cent, sagt Verkäufer Salman Khan. Er verkauft die Zuckerrohrreste später an Bauernhöfe, wo sie Kühe und andere Tiere schließlich auffressen.
Tunesien: In den heißen Sommermonaten gibt es das süße und leicht bittere Traditionsgetränk an jeder Ecke: Citronnade. Die Zitronen-Limonade löscht nicht nur effektiv den Durst, viele Liebhaber schwören auch auf ihren gesundheitlichen Nutzen. Citronnade stärke das Immunsystem, senke den Blutdruck und reguliere die Verdauung, erzählen die Tunesier. Manch einer schwört, der trüb-gelbe Drink sei auch ein Schlankmacher. Allerdings ist in dem Drink, der aus pürierten Zitronen, deren Schalen und stillem Wasser besteht, auch Zucker enthalten. Bei der Herstellung gibt es zwei Lager im Land: Einige kochen das Zitronengemisch zunächst vor, die anderen nicht. Ein paar Minzblätter oder Mandeln veredeln das gefilterte Getränk, das eisgekühlt verzehrt wird.
Schweiz: Beim Durstlöschen greifen die Schweizer zu Rivella. Die Limonade mit Kohlensäure gilt als heimliches Nationalgetränk. Zitrusartig, mit Noten von Nektarine, Aprikose und ein bisschen Nussigkeit - so beschreibt ein Weintester das Aroma in einem Werbefilm. Das Rezept ist geheim, das Originalgetränk seit Gründung des Familienunternehmens vor 70 Jahren unverändert. Inzwischen gibt es Varianten mit weniger Zucker oder fruchtigen Aromen. Man weiß nur so viel: Rivella wird auf der Basis von Milchserum hergestellt. Zum Geheimnis des Erfolgs sagt der Kulturwissenschaftler Walter Leimgruber: "Manche haben ja das Gefühl, dass die Schweizer Milch in ihren Adern haben und nicht Blut."