Abschiedsfeier steht an

Kult in Nürnberg: Im "Salon Regina" endet eine Ära

Andrea Munkert

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30.5.2024, 15:44 Uhr
Heike Stahl übernahm vor inzwischen 20 Jahren das Omi-Café "Regina" in Nürnberg-Gostenhof und machte es zum "Salon Regina". Jetzt scheidet sie aus dem Betrieb.

© Andrea Munkert (Archivbild) Heike Stahl übernahm vor inzwischen 20 Jahren das Omi-Café "Regina" in Nürnberg-Gostenhof und machte es zum "Salon Regina". Jetzt scheidet sie aus dem Betrieb.

Die vergangenen Tage, Wochen, ja Monate seien für sie "normal bis anstrengend" gewesen, erklärt Heike Stahl auf Anfrage dieser Redaktion. Seit November 2022 sucht die Wirtin des kultigen Cafés "Salon Regina" in Nürnbergs hipper Ecke Gostenhof nach Nachfolgern, die ihren einzigartigen Omi-und-Plüsch-Betrieb mit der Liebe weiterführen, die Heike Stahl selbst in das gastronomische Areal in der Fürther Straße 64 gesteckt hat.

Warum sich die Suche nach neuen Leuten für den Betrieb gut eineinhalb Jahre gezogen hat? "Es war einfach schwierig, die richtigen Leute zu finden", so Stahl. Jetzt aber hat es geklappt, am Vortag (Mittwoch, 29. Mai), sei die Unterschrift erfolgt. "Das war superspontan", sagt Heike Stahl, die das "Café Regina" 2004 übernahm und es zum "Salon Regina" machte - unter anderem mit Thonet-Kaffeehausstühlen, silbernen Kaffeetabletts, Blümchen-Service oder bunten Spaghetti-Terrassenstühlen.

Schnell wurde der "Salon Regina" angenommen und entwickelte sich rasch zum Szene-Treff und zu einer Institution in Nürnberg-Gostenhof. Vielleicht auch, weil das Café mit Küchenbetrieb so voller Retro-Charme steckt, dass ein Besuch fast schon einer Zeitreise in die 50er und 60er gleicht. Viele Gäste wurden zum Stammpublikum.

Salon Regina: Zeit für etwas Neues

2022 teilt Stahl mit, dass sie sich auf die Suche nach einer Nachfolge für das Café begeben hat. Damals beantwortet sie uns die Frage des Warums: "Jetzt soll die Geschichte einfach von jemand anderem weitergeschrieben werden." Aber nicht wegen der Corona-Pandemie, der Energiekrise, Personalnot, ihres Alters oder gar, weil sie krank sein könnte. "Ich bin schon immer ein Mensch mit einem starken Bauchgefühl gewesen. Und meine innere Stimme sagt mir, dass es für mich einfach Zeit wird, abzugeben. Das Regina ist wie eine Tochter, die ich großgezogen und durch die Pubertät gebracht habe und die jetzt flügge werden darf. Jetzt will ich sie gut verheiraten!", so Stahl im Jahr 2022.

Zwei Jahrzehnte ist es her, dass Heike Stahl dem "Oma-Café" neues Leben eingehaucht hat. Verliebt in das Regina, das bereits diesen Namen trug, hatte sie sich viel früher. "Ich war Mitte der 90er-Jahre das erste Mal in der damaligen Konditorei Kaffee trinken – ausgezeichneten Filterkaffee übrigens", lacht sie. "Den Charme und die Besonderheit dieses Ortes habe ich sofort gespürt."

Der Salon ist ein Ort für alle

Seit dem Beginn ist viel passiert in der Fürther Straße 64. Die im Sommer üppig blühenden Oleandersträuche, die in den warmen Monaten die Regina-Terrasse schmücken, sind fast schon zu Bäumen geworden. Die Spaghetti-Terrassenstühle wurden mehrfach ersetzt. Unzählige (vegane) Currywürste und Kuchen wanderten von der holzumrahmten Küchendurchreiche raus in den Gastraum. Im Regina lauschten die Gäste Konzerten und Lesungen, es war ein Bestandteil des Stadtteilfests "Bierchen und Bühnchen" oder der "Gostenhofer Ateliertage".

Es wurde gelacht, geweint, gefeiert. Nicht nur ein Gast kam - frisch geschieden - aus dem nahen Amtsgericht, um sich erstmal einen Schnaps zu genehmigen, während sich am Nachbartisch gerade zwei andere frisch verliebten. Ein inzwischen verstorbener Stammgast, der im Regina "Weizen-Michl" genannt wurde, hatte im Kassensystem eine eigene Taste, die ihn über die Jahre von den Preisanpassungen für sein Lieblingsgetränk ausnahm.

So geht es weiter für Heike Stahl und den "Salon Regina"

"Ich schließe das Regina nicht einfach ab, sondern ich suche jemanden, der in Zukunft anstatt meiner diesen Ort bespielt. Der den ‚Regina-Spirit‘ am Leben erhält und zugleich neuen Glanz und neue Farbe bringt!", wünscht sich die Chefin. Welche Pläne Stahl hat, wenn sie eine Nachfolge für den Salon Regina gefunden hat, deutet sie 2022 mit einem verschmitzten Lächeln an: "Mein Camper bedeutet für mich fünf Quadratmeter Glück. Und alles, was ich brauche, gibt’s ab Brenner im Autogrill." Heute sagt sie: "Ich werde natürlich Urlaub machen, ich freue mich aber auch auf etwas Neues und werde weiterhin arbeiten."

Von ihren Gästen möchte sich die scheidende Chefin am Freitag, 31. Mai, ab 19 Uhr persönlich verabschieden, mit einem Gläschen auf Endendes und Neues anstoßen und zu den DJ-Sets des Studio Wollny tanzen.

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Dankbarkeit, das ist das große Gefühl, das durchschimmert und glitzert, wenn man Stahl resümieren hört: Dankbarkeit für "tolle Gäste", deren "großartige Treue und Begleitung", und für "tolle Freunde", die sie nicht nur, aber gerade auf den letzten Metern und rund ums Ausräumen unterstützt haben. "Ich war natürlich auch mal down und sie haben mich wahnsinnig supportet, ich habe wirklich eine tolle Co-Familie."

Die neuen Leute, die den "Salon Regina" fortan betrieben, nehmen die Pacht am 1. Juni 2024 auf. Nach einer kurzen Andock- und Umbauphase soll im Juni bereits das Kult-Café wieder am Start sein.

Viele Worte kann Stahl im Gespräch mit nordbayern.de nicht verlieren, denn: "Ich kann das gerade selbst nicht raffen" - und doch erinnert sie sich an viele Erlebnisse und Begegnungen. "Da kommen mir gleich die Tränen", gesteht sie.

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