Verzögerungen im Umbau
Mehr Großstadtflair für Nürnberg: Wirte-Duo belebt "Nassauer Keller" mit ungewöhnlichem Konzept
19.1.2025, 05:00 UhrÜber Jahrzehnte hinweg war der "Nassauer Keller" gegenüber der Lorenzkirche eine beliebte Anlaufstelle für Touristen und Einheimische, die gerne deftig-fränkisch speisen wollten. Im vergangenen Februar schloss das Lokal dann einigermaßen unvermittelt, ein Räumungsverkauf wurde gestartet. Seitdem wurde in dem Kellergewölbe kein Gericht mehr zu Tisch gebracht. Sobald klar war, dass hier eine neue gastronomische Bespielung gesucht wurde, warfen Tim Pilotek und Marco Fellgiebel ihren Hut in den Ring. Sie wollen Neues starten, in diesem alten Gewölbe mit Kellergeschossen aus dem 12. und 13. Jahrhundert.
Der Umbau ist bereits in vollem Gange, berichten die beiden Neuen am Platz im Gespräch mit "nordbayern.de". Die Eröffnung ihres neuen Restaurants "The Smokehouse" planen sie aktuell für Frühsommer 2025. Denn momentan warten sie noch auf Nachrichten aus dem Denkmalschutzamt in Nürnberg. Der Keller ist einer der ältesten in Nürnberg und, nachdem die Wandvertäfelungen abgetragen waren, offenbarte sich ihnen "bröckelnder Sandstein". Nachdem das Amt ein Wörtchen mitzureden hat, müssen sie nun Elektro- und weitere nachfolgende Handwerksarbeiten bis zum Bescheid pausieren lassen, bis geklärt ist, wie der Sandstein zu kitten ist und wie verfugt werden darf.
Barbecue trifft Bar-Kultur
Seitdem sie die Örtlichkeit im Frühsommer 2024 übernommen haben, stecken die beiden nicht nur Geld, sondern auch Arbeitskraft und natürlich Nerven in das Projekt - all den Hiobsbotschaften, die gerade so ein geschütztes Objekt mit sich bringen kann, zum Trotz. Denn sie sind überzeugt von ihrer Idee und ihrem Konzept für das historische Gewölbe in Nürnberger Premiumlage. "Wir möchten eine Mischung aus hochwertigem Barbecue und einer Bar bieten", sagen sie im Gespräch mit der Redaktion. Dabei wollen sie aber nicht massenweise Fleisch an die Tische karren oder einfach die Barbecue-Kultur der USA kopieren, sondern den "Drive von Europa" einbringen - das heißt: "Wir machen Barbecue mit Chichi oder schicker", so die beiden Gastronomen. Das Fleisch soll es demnach in Tapas-Form geben, sodass man Verschiedenes probieren kann, dazu bieten sie hochwertiges Wagyu-Fleisch aus quasi eigener Züchtung, die sich in der Nähe Berlins befindet. Auf Social Media verkünden sie: "Wir bringen das Feuer nach Nürnberg!".
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Ab 22 Uhr soll dann im neuen "Smokehouse" außerdem Barbetrieb vorherrschen, am Wochenende sollen DJs im alten Kellergewölbe auflegen. "Auch für die späteren Stunden wollen wir noch eine kleine Karte für den kleinen Hunger anbieten, damit unsere Gäste nicht noch am nächsten Dönerstand stoppen müssen, bevor sie zum Beispiel in den Club gehen", so Tim Pilotek, der eng mit Nürnberg verbunden ist. Die Innenstadt sei perfekt für ein solches Unterfangen. "Wir wollen Großstadtflair nach Nürnberg bringen", geben die beiden weiterhin kund. Demnach wird es auch kein Schäufele mehr geben. "Wir ersetzen rustikal durch schick. Wir wollen Gastronomie einfach anders machen."
Für den richtigen Sound im Keller wird eine Anlage extra eingemessen, mit ihrem Konzept wollen sie auch auf eine neue Ausgehkultur einzahlen, die nicht mehr nur Club an Club nebeneinander sehen möchte. "Wir wollen eine Art "Club light" bieten, in dem man komfortabel tanzen kann, ohne Ellenbogen abzubekommen", so Pilotek weiter. Den Platz und die Unterteilung haben die neuen Wirte vorliegend. Auch Lounges werden entstehen. Dazu wollen sie Feines, wie unter anderem naturtrüben Sekt aus der Region anbieten. Regionalität sei ihnen sehr wichtig.
Historischer Sandstein wird mit Industrial-Elementen kombiniert
Der alte Sandstein, der ihnen aktuell solche Sorgen macht, soll in den Vordergrund gerückt werden und eine Symbiose mit Interior-Stücken im Industrial-Look eingehen. Die Wandvertäfelungen gehören der Vergangenheit an, dafür werden nun abgeflammte Hölzer an Bar und Tischen in Szene gesetzt, die aus Abenberg im Landkreis Roth kommen und ebenfalls vor altem Charme nur so strotzen sollen. "Wir haben einen Zeitgeist aufgenommen, und wollen vor allem, dass junge Menschen sich angezogen fühlen", erklärt das Wirte-Duo. Die exklusivere Atmosphäre soll auch in einer sechs Meter langen Bar und einer offenen Küche, in der die Gäste der Zubereitung ihrer Bestellung beiwohnen können, aufgefangen werden.
Eigentlich wollten Pilotek und Fellgiebel bereits im vergangenen Sommer eröffnen, der Schaukasten an der Fassade versprach Ähnliches. Doch dann kam der bröselnde Sandstein zum Vorschein - und verlangsamte das Unterfangen. Indes drücken sich die beiden die Daumen, trotz laufender Kosten ohne Einnahmen. "Die Location ist ein Segen. Wir hoffen, dass unser Konzept bei den Nürnbergern einschlägt."
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