Koreanischer Imbiss in Nürnberg

Neueröffnung Seoulicious: Eine perfekte Symbiose aus Korea und Deutschland

Jonas Werling

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16.7.2024, 05:00 Uhr
Unter anderem das berühmte Korean Fried Chicken und die beliebten Corn-Dogs kann man bei Seoulicious in der Krebsgasse erwerben.

© Jonas Werling Unter anderem das berühmte Korean Fried Chicken und die beliebten Corn-Dogs kann man bei Seoulicious in der Krebsgasse erwerben.

"Ich fand koreanisches Essen schon immer geil!", erklärt Samuel Luginsland, einer der zwei Inhaber des Seoulicious. Zum Glück lernte er beim Arbeiten in Australien nach seinem Business Administration Studium seine jetzige Frau Si Won Lee kennen - die andere Hälfte von Seoulicious. Sie arbeitete mehrere Jahre in der Menüentwicklung von CJ, einem der größten koreanischen Lebensmittelkonzerne. "Die Pasten, die CJ herstellt, sind auch bei uns im Einsatz", verdeutlicht Luginsland die Relevanz des Lebensmittelerstellers und die Expertise seiner Frau.

"Das Schwierigste war damals, den ersten Vermieter zu überzeugen", schmunzelt er. Denn der Schritt in die Selbstständigkeit war alles andere als einfach. Lange hätten die beiden geredet und überlegt. Dann sei irgendwann einfach der Punkt gekommen, an dem sie sich selbst "Jetzt ist es an der Zeit!" gesagt hätten.

Seine "Konzern-Jobs" hätten ihn nie richtig ausgelastet und auch Si Won war wohlgesonnen, aus der Lebensmittelherstellung herauszukommen - und nach Deutschland auszuwandern. Laut ihr sei das Arbeitsklima in Korea "nicht so nice wie hier", auch die Arbeitsbedingungen empfinde sie in Deutschland als angenehmer und es gäbe weniger Hierarchien. Nachdem also der erste Vermieter überzeugt war, das erste Restaurant anlief und man "endlich auch Ergebnisse präsentieren konnte, statt nur Ideen", stand der Expansion nichts mehr im Weg.

Denn Nürnberg ist nicht ihr erster gemeinsamer Schritt in der Gastronomie. Luginsland und Lee haben bereits mehrere Restaurants in Stuttgart gegründet und geführt. Die Läden "laufen gut", führt der Co-Inhaber aus. Rund 20 Mitarbeiter kümmern sich um die aufgebauten Restaurants in Stuttgart und ermöglichen dem Paar, wieder etwas Neues zu probieren - und diesmal eben in Nürnberg.

Bei den vier Läden in Stuttgart handelt es sich um höherpreisige Vollgastronomie. "Wir hatten auch mit dem Zeitpunkt Glück, denn damals gab es quasi kein koreanisches Essen in Stuttgart", erzählt Luginsland weiter. Etwa fünf Jahre später in Nürnberg sieht es etwas anders aus. Auch daher kommt die Veränderung zum Konzept Imbiss.

Denn das Seoulicious ist ein reiner Streetfood-Laden. Es gibt zwar (Steh-)Tische und Bestuhlung, aber weder Bedienungen noch klassische Teller oder Besteck. Alles ist auf den Konsum "im Vorbeigehen" oder Lieferdienste ausgelegt. Luginsland hat hohe Ansprüche: "Es kann nicht sein, dass ein Kunde zehn Minuten warten muss!" Denn das Konzept Imbiss geht auch finanziell nur über ein hohes Volumen an verkauften Gerichten pro Tag auf.

Dennoch findet er "das Konzept sogar ansprechender als Vollgastronomie". Denn letztendlich sei es ein "besserer Value, weil man im Grunde das gleiche Produkt für einen günstigeren Preis" bekomme. Luginsland zeigt auf, dass beispielsweise viele Kinder vorbeikämen, um sich Corndogs zu kaufen: das Stück wahlweise mit Käse, Wust oder halb-halb für 6,90 Euro. Sowas sei in der Vollgastronomie in Stuttgart natürlich unvorstellbar.

Aber auch bei den Hauptgerichten kann sich das "nicht jeder in Stuttgart leisten". Luginsland findet das "schade" und wolle "etwas für alle machen - ohne Abstriche bei der Qualität". Die Preise für ein Hauptgericht reichen von 9,90 Euro für Japchae, ein Nudelgericht aus Süßkartoffel und Gemüse bis zu 13,90 Euro für Zeyuk, Rindfleisch in scharfer Soße mit Reis.

"Nürnberg ist schöner als Stuttgart."

Wegen dieses auf Laufkundschaft geeichten Modells war auch die Wahl des Standorts alles andere als zufällig. Unter anderem gegen Augsburg hatte sich die Lage in der Krebsgasse, mitten in der Nürnberger Innenstadt, durchsetzen können. Sie wollten nicht in der Nähe Stuttgarts bleiben, aber auch "nicht ewig weit weg". Und laut Luginsland "läuft es in Nürnberg super an - das hätten wir auch nicht gedacht, trotz dieser tollen Location". Und Lee formuliert es noch einmal ganz simpel: "Nürnberg ist einfach schöner als Stuttgart!"

Doch die Faszination für die koreanische Kultur ist momentan groß. Das merken die beiden auch daran, dass sie "nie ein Mitarbeiterproblem hatten" - ganz im Gegenteil: Viele "deutsche junge Frauen sind hoch interessiert" an einer Stelle bei Seoulicious, analysiert Luginsland.

Ein Stück Korea mitten in Nürnberg bietet auch die große Karte der Hauptstadt Seoul an einer der Wände im Innenraum. Lee erklärt, dass es diese Art von Karten, an die die Kunden selbst beschriftete Zettel heften können, in vielen Imbissen in Korea gebe. Was gebe es besseres, als interaktives Marketing, fragt sie sich. "Samuel war skeptisch", aber "die Karte wird sehr gut angenommen und es gibt nur sehr vereinzelte Trolle", so Lee weiter.

Die Karte von Seoul ist schon fast vollkommen mit Post-its überklebt.

Die Karte von Seoul ist schon fast vollkommen mit Post-its überklebt. © Jonas Werling

Am Ende des Gesprächs erklärt Samuel Luginsland noch das Logo: "Die Schriftzeichen bedeuten links Seoul und dann recht licious - also ich bin mir ziemlich sicher, dass es so ist, aber ich spreche selber auch kein koreanisch."

Luginsland lacht und ruft seine Frau nach außen. Die beiden sind eben eine perfekte Symbiose aus verschiedenen Expertisen. Ein optimal eingespieltes Team für ein koreanisches Restaurant in Deutschland, oder mehrere.

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