Jedes Wochenende ausgebucht

Wegen zu vielen Gästen geschlossen: Neues Café hat "den Nerv der Gartenstadt getroffen"

Jannik Westerweller

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15.3.2024, 12:44 Uhr
Konnte sein Café "Süß und Salzig" endlich wiedereröffnen: Eric Rautenberg.

© Fotos: Süß und Salzig; Collage: Jannik Westerweller Konnte sein Café "Süß und Salzig" endlich wiedereröffnen: Eric Rautenberg.

Das "Süß und Salzig" ist ein Café, wie man es am ehesten in den "hippen Stadtteilen" Gostenhof oder Sankt Johannis erwarten würde, vielleicht auch in Maxfeld oder in der Innenstadt. Die Einrichtung folgt einer ganz bestimmten Logik: Eine grüne Tapete mit Pflanzenmuster trifft auf Rattan-Teppich, grüne Samt-Sessel auf helle Holzmöbel, exotische Zimmerpflanzen auf ein Schild mit der Aufschrift "More Espresso, less depresso". Das Konzept war klar: "Bisschen Boho, erdige Farbtöne, die wirken beruhigend, finde ich", erzählt Eric Rautenberg, Inhaber des Cafés. "Weißt du, bei uns ist es schon ein bisschen ruhiger hier draußen in der Gartenstadt", sagt er und lacht. Außerdem: "Wenn man Gartenstadt hört - zumindest in meinem Kopf ist das so -, dann denkt man an die Farbe Grün."

Um die Einrichtung hat er sich selbst gekümmert: "Ich bin überrascht, dass alles so gut zusammenpasst. Wir haben das nicht einrichten lassen, sondern bei 50 verschiedenen Online-Shops bestellt."

Der Inhaber passt zu seinem Café wie die Sauce hollandaise zum pochierten Ei. Rautenberg ist 29 Jahre alt, trägt einen stylischen Boxerschnitt und Schnurrbart, ist bis zum Hals tätowiert, trägt Ohrringe auf beiden Seiten, ist modisch gekleidet. Seine große Leidenschaft: Frühstück. Mit seiner Familie war er früher oft im Hotel brunchen: "Das ist schon auch eine Kindheitserinnerung", erzählt der Inhaber. "Frühstücken und Brunchen ist halt einfach cool", sagt er augenzwinkernd.

"Den Nerv der Gartenstadt getroffen"

Dass das Café bisher so gut angenommen wird, liege auch daran, dass es in diesem Stadtteil kaum Frühstückscafés gibt. Das Café habe "den Nerv der Gartenstadt getroffen". Ursprünglich kommt Rautenberg aus der Nordstadt, hat aber auch schon in der Gartenstadt gewohnt, kennt den Stadtteil, den viele "das Dorf in der Stadt" nennen. "Es ist sehr nachbarschaftlich, die Leute kennen sich, helfen sich. Manchmal kommen Leute rein, fragen nach einem Tisch und gehen dann erstmal zu anderen Tischen, um die Menschen dort zu begrüßen" - man kennt sich also. Doch nicht nur in der Gartenstadt ist das Café beliebt, aus der ganzen Stadt kommen Gäste.

So viele Gäste, dass das Café im Januar nur drei Wochen nach der Eröffnung wieder schließen musste. Der Grund: Zu wenig Personal für den großen Ansturm. Zu Beginn war Rautenberg sich sicher, das Café würde erst langsam anlaufen. Auch Menschen in seinem Umfeld hatten damit gerechnet. Stattdessen hätten ihm die Gäste "ab dem ersten Tag die Bude eingerannt". Die rund 35 Plätze im Café sind dauerhaft besetzt. Nicht mal, wenn das Café doppelt so groß wäre, könnte Rautenberg allen Gästen einen Platz anbieten. "Am Wochenende ist hier Halligalli", erzählt Rautenberg: "Ohne Reservierung geht nicht." Bis zu 100 Frühstücksgerichte serviere er an einem durchschnittlichen Wochenendtag.

Genau drei Wochen nach der Eröffnung musste Rautenberg das Café wieder schließen - für genau drei Wochen. Immer wieder witzelt er mit Gästen, beispielsweise wenn sie einen Gutschein kaufen: "Drei Wochen offen, drei Wochen geschlossen - jetzt wird es langsam wieder Zeit, dass wir schließen." Dass das Café zeitweise wegen zu vielen Gästen geschlossen bleiben musste, nimmt der junge Inhaber mit Humor: "Man muss sich selbst nicht zu ernst nehmen."

Im Sommer möchte Rautenberg auch den Außenbereich des Cafés mit rund 60 Plätzen nutzen. Diesen möchte er schön gestalten, er solle zum Rest des Cafés passen.

"So das Gastgeber-mäßige, das Herzliche liegt mir schon", erzählt Rautenberg. Seit 13 Jahren ist er bereits in der Gastronomie, ist gelernter Hotelfachmann, 7 Jahre lang war er in der l'Osteria, hat sich vom Kellner zum Schicht- und Betriebsleiter hochgearbeitet, zuletzt war er Serviceleitung in der Falco Manufaktur. "Ich habe nie etwas anderes gemacht", sagt Rautenberg.

Ein eigenes Café zu eröffnen, war der nächste logische Schritt für ihn: "Da ist ein rationaler Grund mit einem Herzenswunsch zusammengekommen."

Der rationale Grund: Er wird in wenigen Monaten 30 Jahre alt, seine Freundin ist im 8. Monat schwanger. Daher ein Café, kein Restaurant, keine Bar. Zwar möge er auch den Trubel, doch gerade als werdender Vater wolle er Kontinuität, Zeit für seine Familie. Außerdem habe er ein Faible für Frühstück und Brunch.

Andererseits träumte er schon lange vom eigenen Laden, diesen nach den eigenen "Wünschen, Vorstellungen und Visionen" gestalten zu können. "Da kann man alle fragen, mit denen ich mal zusammengearbeitet habe. Ich war schon immer streitbar", sagt er verschmitzt. Er wollte schon immer mitgestalten, seine eigene Handschrift hinterlassen. Mit dem "Süß und Salzig" wolle er nun "einen Ort gestalten und erschaffen, wo Leute glücklich sind, sich wohlfühlen und gute Gespräche haben können." Natürlich sei der finanzielle Aspekt wichtig, schließlich möchte er seine Familie ernähren können - "genauso wichtig ist es mir aber auch, dass die Gäste glücklich sind", erzählt der gelernte Hotelfachmann.

Wie wichtig ihm seine Gäste sind, ist offensichtlich: Locker tänzelt er von Tisch zu Tisch, witzelt mit seinen Gästen. Eine Frau hebt die Hand, möchte bezahlen: "Bar bitte", sagt sie. Rautenberg entgegnet mit gespieltem Erstaunen: "Bargeld, was ist das? Wir nehmen nur noch Dogecoin" - eine eher unbekannte Kryptowährung.

"Ich glaube, es ist schon auch wichtig, dass man ein Typ ist - früher hätte man gesagt 'ne Marke ist", erklärt Rautenberg. Das sei zwar noch in ferner Zukunft, doch sein Wunsch ist, dass irgendwann Menschen in sein Café kommen mit dem Vorsatz: "Wir gehen zu Eric ins 'Süß und Salzig'." Guter, herzlicher Service ist ihm besonders wichtig.

"Das perfekte, ausgewogene Gericht"

Das beliebteste Gericht auf der Karte: Eier Benedict, zwei pochiertes Eier mit Sauce hollandaise auf einem mit Avocado belegtem Landbrot, für 9,90 Euro. Bacon, Schinken oder Räucherlachs gibt es für einen kleinen Aufpreis dazu. In den zwei Monaten seit der Eröffnung des Cafés hat er das Gericht 315 Mal verkauft. Es sei einfach "das perfekte, ausgewogene Gericht", sagt Rautenberg, der von A bis Z alles selbst kocht.

Weitere Highlights auf der Karte sind beispielsweise die Baconbombe, das ist ein Croissant-Törtchen mit knusprigem Bacon, Käse, einem Ei und Sauce hollandaise, oder auch die große Frühstücksplatte mit einer großen Auswahl an Wurst, Käse, Gemüse, Obst und süßen Aufstrichen (14,90 Euro für eine Person). Als kleine oder große Snacks bietet das Café auch verschiedene Salate an, beispielsweise mit Lachs oder Ziegenkäse, außerdem gibt es auch Clubsandwichs und Grilled Cheese Sandwichs.

Wie der Name des Cafés unterstreicht, dürfen natürlich auch süße Frühstücksgerichte nicht fehlen. Auf der Karte stehen beispielsweise amerikanische Pancakes, auf Wunsch auch als "Crème brûlée"-Version, jeweils für 9,90 Euro, aber auch French Toast und hausgemachtes Granola. Die Kuchen backt Rautenbergs Großmutter selbst.

Zwölf der 17 Gerichte auf der Karte des "Süß und Salzig" sind in der Basis vegetarisch. Und auch viele andere Gerichte bereitet er auf Wunsch gerne vegetarisch oder vegan zu, möchte Optionen bieten: "Wenn's geht, mache ich es. Wenn's nicht geht, dann natürlich nicht", sagt Rautenberg lachend. "Wir wollen ehrliche, gute Arbeit machen", sagt Rautenberg. "Nürnberg hat 500.000 Einwohner, ich habe 35 Plätze. Das ist eine Rechnung, die muss aufgehen, wenn man seine Arbeit gut macht."

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