Marokkanisches Streetfood
„Wie in den Suqs von Marrakesch“: Neueröffnung im ältesten Geschäft Nürnbergs
9.10.2024, 14:03 Uhr"Wenn der Tee nicht passt, passt das ganze Café nicht", erklärt Hafid Alkabir. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Bilal Krebs führt er seit Mitte Juli "Momo’s Streetfood" in bester Lage am Weinmarkt. Was für den Franken das Bier ist, was für den Franzosen der Wein ist, was für den Italiener der Espresso ist - das ist für den Marokkaner der Tee. Und der spielt eine große Rolle im "Momo’s".
Neben Alkabir steht Bilal Krebs in der Küche und bereitet den Tee zu, auf traditionell marokkanische Art und Weise. Erst schlägt er die Minze in seine Hand, währenddessen köchelt der gezuckerte Tee schon in einer urigen Metallkanne. Krebs erklärt: "Der muss einmal richtig hochkochen - sonst trinkt ihn der Marokkaner nicht." Dann übergießt Krebs die Minzblätter elegant und hebt die Kanne etwa einen halben Meter über dem Tisch, kein Tropfen geht daneben. Das ist nicht nur Show: So bildet der Tee nicht nur mehr Schaum, es dient auch der Belüftung des Tees, was den Geschmack verbessert.
Alkabir und Krebs sind überzeugt: So einen Tee gibt es sonst in Nürnberg nicht. "Wir machen Tee wie in den Suqs von Marrakesch", erklärt Alkabir. Denn den besten Tee gibt es nicht in den feinen Schickimicki-Cafés, am besten ist er in den Marktcafés, den kleinen Streetfood-Läden.
Drei Brote, drei Füllungen, drei Saucen
Und so ein Streetfood-Laden soll das "Momo’s" sein. Die Karte des Streetfood-Restaurants ist überschaubar: Es gibt drei hausgemachte Brotsorten, jeweils mit drei Optionen. Zur Auswahl stehen Batbout, ein marokkanisches Pfannenbrot, Msemmen, ein traditionelles Blätterteigbrot, und ein klassischer Wrap. Dazu gibt es entweder Hähnchen, Thunfisch oder hausgemachten Hummus nach eigenem Rezept mit Zucchini, Oliven und Salat, getoppt wird das Ganze entweder mit der Sauce Sahara mit Ingwer und Kurkuma, der Sauce Fraîche mit Koriander, Minze und Joghurt oder der süßsäuerlichen Sauce Agadir. Wer es etwas schärfer mag, kann zusätzlich die scharfe Würzsauce Harissa bestellen.
Auch traditionelles maghrebinisches Gebäck wie das Mandelgebäck Kaab Ghazal, auch bekannt als Gazellenhörner, und Msemmen Chocolat oder mit Amlou, einer süßen Creme aus Mandeln, Arganöl und Honig, stehen auf der Karte.
Schon bald wollen Alkabir und Krebs auch einen French Taco ins Sortiment aufnehmen - das ist ein gegrillter Wrap mit Hähnchen, Pommes, Käsesauce, Chesterkäse und Zwiebeln. "Das habe ich selbst immer gerne gegessen", erzählt Alkabir über das Trendessen, das gerade in Marokko, Frankreich und Belgien weit verbreitet ist. Dazu gibt es selbstverständlich: Minztee.
Beide sind quasi Gastro-Urgesteine und blicken auf jahrzehntelange Erfahrung zurück, haben in verschiedenen Restaurants von orientalischer Küche bis Sushi gearbeitet. Kennengelernt haben sie sich im Jahr 2019 durch "Momo’s Tea", den sie gemeinsam in der Region vertreiben, beispielsweise auch über Rewe und Edeka, seitdem sind sie befreundet. Und so wurde auch das Getränk namensgebend für das Streetfood-Restaurant.
Dann wuchs die Entscheidung in ihnen, gemeinsam einen Laden zu führen. Dann fanden sie den passenden Laden, dann passten sie ihr Konzept an die Gegebenheiten an - denn eine Vollgastro ist in dem kleinen Laden am Weinmarkt ohne Toiletten nicht möglich, daher die Streetfood-Idee.
"Ältester Laden Nürnbergs?"
Der Laden, durch den nun ein Hauch von Marrakesch weht, ist nicht irgendein Laden. Bilal Krebs holt einen alten, eingerahmten Zeitungsartikel aus dem Schrank, das Schwarz-Weiß-Foto zeigt den Laden, lange bevor Alkabir und Krebs hier ihre Streetfood-Oase einrichteten. Damals war hier noch ein Antiquitäten-Geschäft beheimatet. Über dem Artikel prangt die Überschrift: "Sensationelle Funde: Ältester Laden Nürnbergs?" Krebs erzählt von dem geschichtsträchtigen Ort, es sei der älteste bekannte Laden Nürnbergs, 1437 wurde das Gebäude zu einem gotischen Bürgerhaus umgebaut. Geblieben ist nur die gotische Säule hinter einer Glaswand im Eck des Ladens, ein Relikt aus dem frühen 15. Jahrhundert.
Kaum zwei Meter entfernt von dieser geschichtsträchtigen, einst kunstvollen Säule kochen Alkabir und Krebs nun marokkanischen Minztee, für jeden Gast frisch aufgebrüht. Auf Instagram schreibt das Duo: "Das Teekochen in Marokko ist nicht nur eine einfache Zubereitung, sondern eine Kunst."
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