Aquaponik

Foodcube: Fürther Gymnasium züchtet Karpfen auf dem Pausenhof

5.11.2021, 11:00 Uhr
Foodcube: Fürther Gymnasium züchtet Karpfen auf dem Pausenhof

© Foto: Florian Burghardt

"Dabei handelt es sich um ein autarkes, autoregulatives System aus Pflanzen in Hydrokultur und Fischen in Aquakultur", erklärt Seminarleiter Dominik Müller. Vor etwa eineinhalb Jahren kam der Studienrat auf die Idee, ein derartiges System am HLG umzusetzen. Zusammen mit dem Biologen Ulrich Hirschmüller von den Urban Labs Nürnberg, einer Initiative zur gemeinsamen Stadtentwicklung, konnte der Fürther Prototyp in diesem Sommer endlich realisiert werden.

Der Foodcube basiert auf dem System der Aquaponik. Das bedeutet, dass die Fische im Aquarium durch ihre Exkremente Nährstoffe produzieren, die dann über ein Bewässerungssystem den außenliegenden Nutzpflanzen zugeleitet werden. Die Karpfen am HLG übernehmen damit das Düngen beim Anbau von zum Beispiel Brokkoli, Tomaten, Gurken und Kohl rings um ihr Aquarium.

Die Pflanzen wiederum helfen bei der Reinigung des Wassers von den für die Fische giftigen Stoffwechselprodukten. Ein Pumpensystem leitet das frische Wasser anschließend wieder ins Aquarium. Der dafür benötigte Strom wird über eine Solaranlage auf dem Dach des Foodcubes selbst hergestellt und kann über Batterien teilweise gespeichert werden. Nur im Notfall soll ein Stromanschluss bei der Überbrückung helfen.

"Das System ist super dafür geeignet, dass sich Menschen in Zukunft zumindest teilweise selbst mit Obst und Gemüse versorgen können. Unser Foodcube funktioniert klimaneutral und produziert Lebensmittel ohne lange Lieferketten", sagt Elias Schreyl (17). Der Schüler hat das Projekt von Beginn an mit betreut.

Der Foodcube macht bei den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern der elften und zwölften Jahrgangsstufe einen Großteil der Seminarnote aus. Das nötige Wissen rund um Urban Gardening und Aquaponik eignen sie sich im Unterricht an. In der Praxis müssen die jungen Leute das Objekt vor allem überwachen.

Auf der Suche nach Spenden

Die nötigen Daten liefert ein angeschlossener Computer an eine App. Dadurch haben die Schüler beispielsweise im Blick, wann und wie viel Wasser getauscht werden muss. Natürlich müssen die Fische auch gefüttert werden. "Wir haben uns bewusst für Karpfen entschieden, weil sie auch selbst als Nahrungsmittel dienen können und ziemlich unempfindlich sind, was die Temperatur anbelangt", erklärt Schreyl. Ursprünglich sollten die Karpfen jetzt, zur Erntedankzeit, geschlachtet werden – doch sie sind noch nicht groß genug und dürfen erst einmal überwintern. Auch das ganze System um sie herum wird winterfest gemacht. Im Frühjahr soll es dann wieder aufgebaut werden.

Nachdem der Elternbeirat und das HLG den Foodcube zunächst vorfinanziert haben, sucht man nun nach Spendern, auch mit Blick auf eine Erweiterung des Projekts. Mit dem Rotary-Club Fürth wurde bereits ein erster Unterstützer gefunden.

"Der Foodcube dient unseren Schülerinnen und Schülern auch als Anschauungsobjekt", so Lehrer Müller. "Nicht alle wissen so genau, wo Obst und Gemüse beziehungsweise ganz allgemein Lebensmittel herkommen." Ziel ist es, die eigenen Produkte im Schülercafé zu verwerten. Ob dann Karpfenfilet oder Kohlsuppe auf der Speisekarte stehen wird, das lässt Müller noch offen.

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