Superbowl: Alles Brady oder was?

4.2.2021, 14:19 Uhr
Superbowl: Alles Brady oder was?

© Foto: Stacy Revere (AFP)

Für Dominik Eisermann ist das die Story des 55. Superbowls, die in der Nacht zum Sonntag steigt: "Viele Footballfans hatten behauptet, dass Tom Brady nur bei den New England Patriots funktioniere. Jetzt ist er zu den Tampa Bay Buccaneers gewechselt und hat mit 43 Jahren allen Kritikern gezeigt, dass er eben auch mit einer komplett fremden Mannschaft auf Anhieb Erfolg haben kann."

Nun gönnt Eisermann, der Head Coach der Bayreuth Dragons, dem Routinier auch den Titel – es wäre sein siebter. Eisermann: "Das wird sicherlich ein enges Finale, ich tippe auf einen knappen Sieg der Buccaneers gegen die Kansas City Chiefs, auch weil Brady eben den Tick abgezockter ist als sein Gegenüber auf der Quarterback-Position, Patrick Mahomes. Und er weiß genau, wie man in einem solchen Finale auftreten muss." Zumal das Spiel in Tampa stattfindet.

Urlaub "zum Ausschlafen"

Eisermann hat sich am Montag Urlaub genommen, um in Ruhe auszuschlafen, auch wenn es nicht die gewohnte Superbowl-Party im Mannschaftskreis geben kann: "Wir halten uns an die Corona-Regeln – aber unsere Whatsapp-Gruppe wird in dieser Nacht bestimmt zugespammt bei allen wichtigen und umstrittenen Szenen."

Die Bayreuther American Footballer haben ihre Sympathien in der National Football League (NFL) breit gestreut. Eisermann ist zum Beispiel Fan der Carolina Panthers ("die haben zuletzt leider nicht viel gerissen") und hofft vor allem auf ein tolles Spiel, "in dem Tom Brady es seinen Neidern noch einmal zeigen kann":

Superbowl: Alles Brady oder was?

© Foto: Verein

Ganz andere Wünsche an den Superbowl hat Dragons-Pressesprecher Franz Schopper. Er hofft auf einen Sieg der "Häuptlinge" aus Kansas City gegen die "Freibeuter" aus Florida. Und traut ihnen diesen auch zu, weil die Defense der Buccaneers zwar sehr stark gegen Laufspiel sei, aber mit der vielseitigen Pass-Offensive der Chiefs ihre liebe Mühe bekommen sollte. "Patrick Mahomes ist extrem einfallsreich, hat sehr schnelle Wide Receiver und kann zur Not auch mal einen Pass mit der schwachen linken Hand werfen", schwärmt Schopper.

Ein Fan des Kansas-Coaches

Zudem ist der Bayreuther ein großer Fan von Head Coach Andy Reid, der für konstantes Coaching stehe und eine fast schon zweistellige Zahl von aktuellen NFL-Trainern ausgebildet habe. Kansas City ist schließlich auch Titelverteidiger, und Brady habe in den beiden jüngsten Playoff-Spielen nicht gerade überragend gespielt.

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Schopper selbst ist als Spieler Center der Offensive Line – und das gerne: "Ich mochte es schon immer, wenn die dicken Jungs sich rumschubsen. Auch wenn wir in den Spielen nur dann auffallen, wen wir was falsch machen. Wir müssen als Reihe den Quarterback schützen, damit der das Spiel für unser Team entscheiden kann."

Skeptisch gibt er sich im Hinblick auf den Umstand, dass im Raymond James Stadium über 22 000 Zuschauer zugelassen sind (das normale Fassungsvermögen liegt über 76 000). Die Liga habe das von Stadt zu Stadt anders gehalten, und pünktlich zu den Playoffs seien plötzlich fast überall wieder die Stadien geöffnet worden. Schopper: "Ich persönlich finde das nicht nötig, der Gesundheitsschutz sollte über dem Event stehen."

"Bei uns gibt es keinen Hass"

Coach Eisermann hebt einen positiven Aspekt beim American Football hervor: "Egal für wen dein Herz schlägt: In der Community bist du gut aufgehoben, da gibt es keinen Hass oder Gewaltaktionen wie unter Fußballfans, sondern vor allem gegenseitigen Respekt – was sich auch bis zu uns Amateuren in Deutschland durchschlägt. Da sitzt man auch nach dem Spiel mit den Burschen beim Bier zusammen, die man vorher noch hart körperlich bekämpft hat."

Solche Momente fehlen dem Landesligateam aus Bayreuth, der einzigen näheren Anlaufstelle für Football-Begeisterte aus dem Raum Pegnitz/Auerbach, nun schon seit langem. Eisermann: "Fast genau vor einem Jahr hatten wir unsere Testspiele und unser Trainingslager terminiert – und dann wurden wir schlagartig von der Corona-Pandemie ausgebremst."

Relativ früh war klar, dass es keine Saison geben würde, "enttäuschend für die Spieler, die sich so viel vorgenommen hatten und in der Landesliga Nordost vorne mitspielen wollten", so der Trainer. So bald es wieder erlaubt war, startete man ins Training, absolvierte auch kleine Camps, ehe der nächste Lockdown griff und bis heute keine gemeinsamen Einheiten mehr erlaubt.

Großer Kader ist heiß auf den Re-Start

Dennoch habe Corona das Team in seiner Existenz nicht bedroht, so Eisermann. Wie jeden Sommer habe es ein Kommen und Gehen gegeben, aber mit einem Kader von 50 Mann inklusive Betreuerstab sei man bestens aufgestellt, auch alle Positionen seien abgedeckt. Dass das Team heiß ist auf einen baldigen Restart, erkenne er daran, wie sehr sich die Spieler an den Online-Theorieeinheiten beteiligen. Da werden die Spielzüge zumindest im Kopf schon einmal alle durchgespielt.

Der bayerische Verband plane einen Saisonstart im Juli, als Trainer wünscht sich Dominik Eisermann einen Vorlauf von sechs bis acht Wochen, "um sich vernünftig vorbereiten zu können". Schließlich wollen die Dragons die Ziele von 2020 auch in diesem Jahr in Angriff nehmen. Und vorher noch ein wenig Anschauungsunterricht beim Superbowl nehmen.

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