Warum ein Chefarzt eine Hausarztpraxis übernimmt

2.2.2017, 17:00 Uhr
Warum ein Chefarzt eine Hausarztpraxis übernimmt

© Klaus Trenz

Nein, da gab es keine Querelen an seiner alten Wirkungsstätte, sagt der 58-Jährige. Und ergänzt: „Da hat alles gepasst.“ Gut, da sei die beschlossene Fusion der Kliniken aus Ebermannstadt und Forchheim und die Ungewissheit, wie sie genau aussehen wird. Aber diese Pläne waren für seine Entscheidung nicht ausschlaggebend, betont Koob. Worum ging es dann? „Um die dienstliche Belastung.“

Das Krankenhaus in Ebermannstadt hält eine 24-Stunden-Bereitschaft für Herzkathederuntersuchungen vor. Für ein Krankenhaus diese Größenordnung eine echte Herausforderung, so Koob. Weil diese Aufgabe von wenigen Ärzten übernommen werden muss. Die Konsequenz: „Ich hatte 108 Nachtdienste im vergangenen Jahr und war abzüglich der urlaubszeiten jede dritte Nacht im Einsatz.“ Dazu kamen 20 Bereitschaftsdienste an Wochenenden und Feiertagen.

Koob stellte sich die Frage, wie lange er sich das noch antun will. Und kam zu dem Schluss: „Ich will noch etwas ganz anderes machen.“ Das mit dem „ganz anders“ bedeutete für ihn, sich ein neues Umfeld zu suchen, inklusive neuer Patienten. Und da kam ihm Pegnitz gerade recht. Er hatte von Ernst Steinmüllers verzweifelter Suche nach einem Nachfolger schon in den NN gelesen, „der Kontakt wurde mir dann eher zufällig vermittelt „. Die beiden Mediziner trafen sich und wurden rasch handelseinig.

Nahtloser Übergang

Das sorgte auch für einen nahtlosen Übergang: „Der Kollege hat am 23. Dezember bis 15 Uhr geranzt, ich fing am 2. Januar an.“ Koob übernahm auch das gesamte Personal. „Das hat mir sehr geholfen, die kennen sich aus, die kennen die Patienten, an die mich ja erst herantasten muss.“ Wobei Steinmüllers Patientenstamm den „Neuen“ voll zu akzeptieren scheint: „Mit einem solchen Ansturm habe ich nicht gerechnet.“

Er hat nicht nur Patienten und Belegschaft des Vorgängers übernommen, sondern auch dessen Urlaubsplanung: Normalerweise gehe er Ende Januar zum Skifahren, „das habe ich sein lassen“. Allerdings nicht nur, damit seine Kundschaft sich nicht an neue Öffnungszeiten gewöhnen muss. Sondern auch, „weil es schon dumm wäre, wenn ich mir nach dem Sprung in die Selbstständigkeit ein Bein breche. Auch wenn mir das noch nie passiert ist . . .“ Die Selbstständigkeit ist Neuland für ihn. Da müsse er umdenken: „Ich muss Leute anstellen und führen, ich muss mich um das Anmieten von Räumen kümmern.“

Auch als Arzt muss sich der Mann, der 30 Jahre lang in Ebermannstadt tätig war, davon die letzten zwölf Jahre als Chefarzt, neu orientieren. Ist er doch an sich Internist. Jetzt hat er die Praxis eines Allgemeinarztes übernommen. Und damit auch dessen Arzt-Sitz aus Sicht der kassenärztlichen Vereinigung. „Ich musste mich verpflichten, hausärztliche Pflichten wie Hausbesuche oder den Bereitschaftsdienst zu übernehmen“, erklärt der verheiratete Mediziner, der in Nürnberg aufwuchs, in Erlangen studierte und über seine Doktorarbeit nach Ebermannstadt kam – wo er dann „hängenblieb“.

Ein Internist als Hausarzt – was bedeutet das für den Dienst an den Patienten? „Ich darf nicht alle internistischen Leistungen erbringen oder abrechnen, die ich leisten könnte.“ Wobei es Internisten eh schwer hätten, weil sie sich spezialisieren müssten, um mit den Krankenkassen klar zu kommen, etwa als Fachmann für Herz- oder für Magen- und Darmerkrankungen. Das könnte Rudolf Koob. Er ist Kardiologe. Aber wollte er sein Wissen auf diesem Gebiet nutzen, müsste er kräftig in medizinisches Gerät investieren. Und könnte dann nur manche Leistungen abrechnen. Das mache keine Sinn, sagt Koob. So widmet er sich nun der Allgemeinmedizin, „auch da kann man seine Erfüllung als Arzt finden — und darauf freue ich mich“.

Keine Kommentare