Zu vieles spricht gegen ein weiteres Durchwursteln

29.1.2016, 18:58 Uhr
Zu vieles spricht gegen ein weiteres Durchwursteln
Zu vieles spricht gegen ein weiteres Durchwursteln

© Fotos: privat

„Es würde immer so weitergehen, wir würden uns von Monat zu Monat hangeln und könnten nichts ändern.“ Jessica Heid ist im Zwiespalt. Seit Generationen ist das Hotel- und Gasthaus Zur Post im Besitz ihrer Familie.

Dementsprechend schwer fällt es ihr, das bevorstehende Aus tatsächlich hinzunehmen. „Klar hänge ich an dem Laden, genauso wie die Egloffsteiner und unsere Stammgäste.“ Vielleicht gebe es ja doch noch die Möglichkeit, dass sich alles zum Guten wendet und sie den Betrieb weiterführen kann? „Aber will ich das wirklich?“, fragt sie sich. Die 34-Jährige will ehrlich sein. Zu sich selbst und zu allen anderen. Die Betriebsferien Anfang Januar und ihre Zwangspause durch eine Operation hat sie genutzt, um sich Gedanken über ihre Situation zu machen. Ihre Erkenntnisse: Ein gastronomisches Unternehmen in dieser Größe mit diesen Altlasten und in dieser Region – „um das fortzuführen, braucht man sehr viel Kraft und Geld“. Das schaffe nur ein Vollblutunternehmer. „Und das bin ich nicht.“

Seit 1730 ist der Gasthof Zur Post im Familienbesitz der Heids. 1974 heiratet die derzeitige Inhaberin Erika Heid, die aus Nordrhein-Westfalen stammt, in die Gastwirtsfamilie ein. Ihr Mann Fritz und sie haben drei Kinder: Melanie, Stefanie und Jessica. Anfang der 1980er Jahre stirbt Fritz Heid. „Da war ich zwei Jahre alt“, erzählt Jessica Heid. Ab diesem Zeitpunkt führt ihre Mutter den Betrieb allein. „Sie hat jeden Tag von früh bis in die Nacht gearbeitet. Es war ein 30 Jahre andauernder Kampf.“ Inzwischen ist die Mutter 70 Jahre alt und sollte ihren Ruhestand genießen dürfen. Stattdessen ackert sie immer noch jeden Tag im Betrieb.

Eine Lebensversicherung, ein geerbtes Haus und Grundstücke im Familienbesitz, die verkauft wurden – alles floss in den vergangenen Jahrzehnten in den Betrieb des Gasthofs. Dennoch blieb nie etwas übrig, um zu investieren und das Unternehmen für die Zukunft zu rüsten.

Vor drei Jahren ist die gelernte Hotelbetriebswirtin in das Familienunternehmen eingestiegen. 2013 hat sie das „Heidsgärtla“ eröffnet, ein Biergarten, dessen alternatives Konzept sofort Gefallen beim Publikum fand. „Im Sommer ist das ein Selbstläufer“, sagt sie. Kein Unternehmen, mit dem man schnell das große Geld mache, „aber man muss nicht so kämpfen“. Anders als im Hotelgasthof.

Die Reaktionen auf ihren Facebook-Post seien überwältigend gewesen. „Ich habe damit rund 48 000 Nutzer erreicht“, sagt sie. Auch von anderen Hotels und Gaststätten habe sie viel Zuspruch bekommen, etwa vom renommierten Schindlerhof oder vom Gasthaus Rottner in Nürnberg. Egloffsteiner seien sogar bereit gewesen, über eine Art „Crowdfunding“ finanzielle Unterstützung für die Brandschutzumbauten zu organisieren. „Das ehrt mich, aber ich kann es nicht annehmen.“ Zum einen könnte sie den Druck, anderer Leute Geld zu investieren, nicht aushalten. Zum anderen würde es das Grundproblem nicht lösen. „Es blieben noch zu viele Investitionen übrig, die dringend angegangen werden müssen.“

Geld und Kraft fehlt

Um den Betrieb für die Zukunft zu wappnen, müsste man an das Gesamtkonzept ran. „Unsere Saison geht nur von Ostern bis Oktober, das wirft zu wenig ab für die schlechten Tage, deshalb funktioniert das Ganze nicht.“ Das Hotel müsste sich verändern, um neues Klientel zu erschließen. Einen Brauereigasthof könnte sich Heid vorstellen, vielleicht auch Ferienwohnungen, weil die ein anderes Publikum ansprechen. Oder ein modernes Wellnesshotel. So etwas gibt es in der Fränkischen Schweiz noch nicht. „Das Potenzial ist da. Das Haus ist groß genug und dazu haben wir ein 12 000 Quadratmeter großes Grundstück.“ Das Geld aber fehlt – und die Kraft.

Seit einiger Zeit steht der Hotelgasthof im Internet zum Verkauf. Neun Interessenten hätten sich inzwischen gemeldet, sagt die Juniorchefin. Einige haben Interesse signalisiert, die Wellness-Idee aufzugreifen. Bis zum Verkauf will sie nun durchhalten — und hofft, die Umsetzung der Brandschutzauflagen bis dahin hinauszögern zu können. „Es wäre sinnlos, wenn wir jetzt in den Brandschutz des Gästehauses investieren und ein Investor lässt es dann abreißen“, findet sie. Ihr Wunsch: Der Charakter der Post soll erhalten bleiben. Und für sich selbst: „Ein kleines Gastrounternehmen, etwas Überschaubares, was einem nicht so schnell über den Kopf wächst.“

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