Weinfest-Ausklang mit Ministerpräsident Markus Söder

04.06.2018, 14:46 Uhr
Weinfest-Ausklang mit Ministerpräsident Markus Söder

© sis

Ein Stück weit spannend wird die Frage diskutiert, ob Markus Söder als Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Herbst in seiner etwa einstündigen Rede den angriffslustigen Parteigenossen gibt oder den sachlich ausgewogenen Landesvater. Die einhellige Meinung bisher: "Er wird sich und Bayern über den grünen Klee loben."

Der hohe Gast soll gebührend empfangen werden. Bürgermeister und Parteifreund Johannes Schneider hat Vereinsabordnungen zum Spalierstehen mobilisiert. Der Musikverein Lyra Adelshofen aufspielen, nicht ohne das Frankenlied und die Bayern-Hymne erklingen zu lassen. Als Geschenk wird ein Präsentkorb mit regionalen Spezialitäten befüllt. Darüber hinaus hat das Gemeindeoberhaupt noch eine besondere Überraschung parat, die an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden soll. Es schwingt schon ein bisschen Stolz mit, dass es auf Anhieb gelungen ist, den Bayerischen Ministerpräsidenten, gerade mal zwei Monate im Amt, nach Tauberzell zu holen.

Die 200-Einwohner-Ortschaft hat über ihre politischen Netzwerke einen guten Draht nach München und kann mit einem großen Weinfest des Heimat- und Weinbauvereins punkten, das bereits eine lange Tradition hat. Das Festzelt fasst über zweitausend Sitzplätze und die Bühne bietet eine ideale Plattform für mediale Inhalte und Botschaften. Dies wird der Ministerpräsident sicher zu nutzen wissen, wenn er auf die Bühne geht und den Ton für den Abend angibt.

Vielseitiges Feld der Volksmusik

Seit Mittwochabend haben verschiedene Kapellen und Gruppen bereits für gute Unterhaltung gesorgt und gezeigt, wie facettenreich das Feld der Volksmusik ist. Mit Mundart und Gesang – mal bayerisch, mal lustig-hinterfotzig, mal international. Zur "Nacht der Tracht" spielten – wie schon in den vergangenen zwei Jahren – die "Würzbuam" auf und begeisterten mit einem Genre, das lange als alt und uncool galt. Der Schlager ist wieder salonfähig und hat seinen Weg raus aus der Musikantenstadl-Ecke in den Pop gefunden. Jugend und Erwachsene identifizieren sich mit dem einen oder anderen Titel, der die Menschen zum Singen, Schunkeln und Tanzen bringt – auf eine ganz individuelle Art. Musik und Publikum sind bunt gemischt. Dirndl und Lederhose bilden bisweilen die größte Gruppe, die in Tracht zusammenkommt.

Die jungen Leute haben eine Freude daran, weil sie dem Körperbild schmeicheln wie kein zweites Kleidungsstück. Auch Spielchen werden begeistert mitgemacht: Die Hände im Himmel und die Füße auf den Bänken, Maßkrug stemmen und Tische heben. Auch vierzig junge Agrarstudenten aus Schottland gehörten zu den Gästen und sangen mit viel Inbrunst ein Ständchen auf der Bühne. Festwirt ist heuer der Familienbetrieb Gruber aus Pleinfeld. Er war eingesprungen, nachdem der Vertragspartner aus Rothenburg abgesagt hatte.

Beim traditionellen "Promi"-Empfang in der Hirtenscheune schwelgten die Grußredner in Lobeshymnen der Superlative. Artur Auernhammer, der die weinbaupolitischen Interessen der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag vertritt, liegt das fränkische Weinbaugebiet besonders am Herzen. Es befindet sich in seinem Wahlkreis. Kurzerhand ernannte er Tauberzell zum "schönsten Weinort".

Bürgermeister sorgt für Schmunzeln

Andreas Oehm, Vizepräsident des Fränkischen Weinbauverbandes aus Oberschüpf im Main-Tauber-Kreis bescheinigte Tauberzell das "gewisse Etwas", mit dem sich der kleine Weinbauort von der Masse abhebt. Stellvertretender Landrat Stefan Horndasch schwärmte von der "einzigartigen Perle im Landkreis". Weinprinzessin Jasmin überraschte er mit einem Blumentopf und einem Spielzeug-Feuerwehrauto mit Landkreis-Wappen, denn die Gemeinde ist zur besseren Löschausstattung angehalten.

Für amüsiertes Schmunzeln sorgte Rothenburgs Bürgermeister Kurt Förster. Der Sozialdemokrat räumte freimütig ein, dass er sich bei der Terminwahl lieber für die Weinhoheiten statt für den Polit-Abend mit Söder entschieden habe. Die Stadt Rothenburg arbeitet in den Gremien ILEK und LEADER mit Tauberzell und anderen regionalen Akteuren an der Entwicklung des ländlichen Raums und will auch die geplante Vinothek mit weinbezogenen Marketingaktivitäten unterstützen. Die neuen Räumlichkeiten sind auch für größere Veranstaltungen nötig, denn mit der Hirtenscheune stößt man an Kapazitätsgrenzen.

Alle Grußredner, auch der ehrwürdige Weinfest-Schirmherr Hans Maurer und der Vorsitzende der Mittelfränkischen Bocksbeutelstraße Helmut Weiß, würdigten die vielfältigen Aktivitäten bürgerschaftlichen Engagements in der kleinen Weinbaugemeinde. Zu deren besonderen Aushängeschildern gehört auch die prämierte Sektmanufaktur von Albert Hasenstein im Ortsteil Gickelhausen. Trotz Strukturwandel im Weinbau sieht Bürgermeister Johannes Schneider optimistisch in die Zukunft. Durch die demografische Altersentwicklung der Winzer sterben die kleinen Betriebe aus, aber die Rebflächen würden von größeren Betrieben übernommen, die damit weiter wachsen können. Was angesichts des Kostendrucks und des Wettbewerbs wichtig ist.

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