Aufforderung bei Kartenzahlung

20 Prozent Trinkgeld beim Brötchen-Kauf? Das ärgert so einige Menschen in der Region

Erika Balzer

Redakteurin

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25.1.2025, 05:00 Uhr
Das Trinkgeld an der Bäcker-Theke ist weniger üblich als im Restaurant. (Symbolbild)

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa Das Trinkgeld an der Bäcker-Theke ist weniger üblich als im Restaurant. (Symbolbild)

Trinkgeldgeben ist in Deutschland üblich, wenn man mit dem Service zufrieden ist. Allerdings eher dann, wenn man in einem Café oder Restaurant bedient wird. Beim Bäcker, am Kiosk oder bei der Selbstbedienungstheke sind die üblichen zehn Prozent Trinkgeld eher eine Ausnahme. Seit Oktober 2024 gibt es bei der fränkischen Bäckerei-Kette Brothaus eine Neuerung bei der Kartenzahlung: Kunden und Kundinnen werden jetzt auf dem Bedienfeld des Kartenlesegeräts gefragt, ob sie Trinkgeld geben möchten. Und das führt bei vielen zu Unmut, wie eine Diskussion auf der Plattform Reddit zeigt.

"Finde das um ehrlich zu sein etwas unmöglich", schreibt der User, der den Beitrag gestartet hat. Vor einigen Tagen sei ihm aufgefallen, dass er bei der Kartenzahlung auf dem Kartenlesegerät gefragt wurde, ob er Trinkgeld geben möchte. Er und andere, die kommentieren, befürchten, dass das Geld nicht bei den Mitarbeitenden direkt landet, sondern beim Arbeitgeber bleibt. "Hab dort erst ne 1-Sterne-Bewertung hinterlassen, weil ich das dermaßen unverschämt finde" und "Wenn es eine Bedienung am Tisch gibt, ist es kein Problem, aber wenn es einem aufgedrängt oder aufgezwungen wird, dann sieht mich so ein Laden nie wieder", schreiben andere User, die ebenfalls nicht angetan sind von der Neuerung.

Trinkgeld bei Kartenzahlung?
by u/MolassesRealistic718 in Nurnberg

Bei Brothaus nachgefragt

Da auch bei der Kette Brothaus mit Sitz in Burgbernheim (Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim) zunehmend bargeldlos bezahlt wird, wurde die Funktion eingeführt: "Es handelt sich hier um unsere digitale Kaffeekasse, welche zu 100% bei unseren Mitarbeitenden im Verkauf ankommt", so die Assistenz der Geschäftsführung Simone Veeh. Brothaus befindet sich damit in einer unbefristeten Testphase und ist sich bewusst, dass die freiwillige Geste für manche Gäste ungewohnt sein kann. Ein Fazit könne jetzt aber noch nicht gezogen werden.

Nordbayern.de hat auch bei der Bäckerei-Kette Der Beck nachgefragt: Dort wird eine solche Funktion nicht angezeigt und sei auch nicht in Planung, heißt es von Seiten des Unternehmens.

Trotzdem störend?

Manche User, die unter den Reddit-Beitrag kommentieren, stört die Funktion: Einige argumentieren, dass es für die Kunden und Kundinnen schwierig werden könnte, die nicht regelmäßig mit Karte zahlen und sich möglicherweise unter Druck gesetzt fühlen. Auch beanstanden einige Reddit-Nutzer, dass die Farbgebung (Rot bei "Nein") und der größere Button bei der "Aufrunden"-Option irreführend seien.

Andere wiederum verstehen die Empörung darüber nicht: "Zwingt dich doch niemand auf ‚Ja‘ zu drücken", schreibt ein Nutzer. "Einfach nein drücken und gut ist [...] versteh da die Aufregung nicht", schreibt eine andere Person auf Reddit.

Verbraucherzentrale: ärgerlich, aber kein Verstoß

Die Verbraucherzentrale Bayern sieht in der Trinkgeld-Funktion grundsätzlich kein Problem: "Solange man transparent zwischen "Ja und "Nein" auswählen kann, sehe ich hier keinen Verstoß, nur ein Ärgernis". Die Trinkgeld-Option muss transparent gestaltet sein und bei Kunden und Kundinnen darf nicht der Anschein erweckt werden, dass eine Pflicht besteht, Trinkgeld geben zu müssen. Erst wenn der "Nein"-Button kaum oder gar nicht zu finden ist, könnte es ein Problem werden.

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