257 Gebäude müssen weg: Das plant Center Parcs in Franken

Jürgen Eisenbrand

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2.9.2020, 14:35 Uhr
257 Gebäude müssen weg: Das plant Center Parcs in Franken

© Foto: Wolfgang Dressler

Urlaub "immer mitten in der Natur", Kinderzoo, Spielplätze, eine riesige Spaßwasser-Welt, Klettern, Bowling , Livemusik – mit augenscheinlich echter Begeisterung und vielen bunten Bildern präsentierte Center Parcs am Dienstag in der Gunzenhäuser Stadthalle sein Angebot – und seine Pläne für die neue Anlage in Langlau. Adressaten dieser Botschaft waren am Morgen die Mitglieder des Zweckverbandes Brombachsee, am Nachmittag der Kreistag – und am Abend die Bürger von Pfofeld.

Bei kühlen 15 Grad und leichten Schauern fand am Dienstagabend in Pfofeld die erste von mehreren Bürger-Informationen zum geplanten Center Parc auf dem Langlauer Muna-Gelände statt. Feuerwehr und freiwillige Helfer hatten in Corona-gerechtem Abstand rund 100 Bierbänke auf dem "Schwärz" genannten Spiel- und Bolzplatz am Ortsrand aufgestellt, und die Sitzgelegenheiten füllten sich bis zum Veranstaltungsbeginn trotz des schlechten Wetters gut.

Maximal 200 Zuhörer waren zugelassen, der Zutritt wurde kontrolliert, sodass tatsächlich nur die Angemeldeten aufs Gelände kamen. Ähnlich wie zuvor beim Zweckverband Brombachsee und im Kreistag erläuterte Landrat Manuel Westphal zunächst Ablauf und Zuständigkeiten des Genehmigungsverfahrens, danach beantworteten die beiden Niederländer, CP-Manager Jan Janssen (Projektbeauftragter) und Frank Daemen (Geschäftsführer Deutschland), fast zwei Stunden lang – in der Mehrzahl kritische - Fragen aus dem Publikum.

Und blieben auch dann geduldig und souverän, als der Tonfall der Fragesteller mitunter etwas schärfer wurde. Immer mal wieder gab es zwischendurch Applaus aus der Menge – und zwar sowohl für Gegner, wie auch für Befürworter der 350-Millionen-Investition am Brombachsee. Die beiden Niederländer wehrten zudem sich vehement gegen diverse Vorwürfe, die vor allem in Leserbriefen gegen ihren Ferienkonzern erhoben werden.


Allgäu-OB verrät: Das könnte Center Parcs dem Seenland bringen


Der Spalter Bürgermeister Udo Weingart (CSU) war indes mächtig sauer. "Wenn man in einem Gremium sitzt und erfährt wichtige Neuigkeiten aus der Zeitung, dann ist das eine saublöde Situation", machte das Mitglied des Zweckverbandes Brombachsee (ZVB) seinem Ärger Luft. Das lange Schweigen des Konzerns auch gegenüber Entscheidungsträgern wertete er als "äußerst schlechten Beginn" einer Kooperation.

Er jedenfalls wisse nun nicht, ob Center Parcs ein "Heilsbringer ist oder nicht". Entwicklung sei wichtig in einem Feriengebiet, das sei ihm schon klar: Aber es komme eben auch "auf die Dimensionen an". Die Strukturen, in denen sich Center Parcs am Brombachsee niederlasse, seien anders als an anderen Standorten: "Sie lassen sich hier in einem Haupttourismusgebiet nieder", das Fränkische Seenland werde sich "total verändern".


Bürgerinitiative gegen Bauvorhaben: "Center Parcs ist ein Fremdkörper"


Projektleiter Janssen erklärte zunächst, dass sich sein Unternehmen etwa 40 potenzielle Standorte in Deutschland angesehen habe: "Sollen wir da etwa 40 Mal Bevölkerung und Politik informieren?", fragte er rhetorisch. "So geht das nicht", sagte er zu Weingart, bei solchen Vorhaben werde "Schritt für Schritt gearbeitet". Ehe Center Parcs den Zuschlag für die Muna erhalten habe, habe es "keine Grundlage für solche Informationen" gegeben.

Dem unausgesprochenen Verdacht, der Konzern habe bereits diskrete Zusagen erhalten, wies Geschäftsführer Daemen von sich: "Für Vorplanungen sind schnell mal drei, vier, fünf, sechs Millionen weg, aber das ist unser Risiko. Eine Planungssicherheit haben wir nicht!"

Auch Bezirkstags-Vizepräsidentin Christa Naaß (SPD) bedauerte, so spät informiert worden zu sein: "Die Bürger fühlen sich übergangen", meinte die Politikerin, deren "Unmut ist nachvollziehbar". Sie forderte von Center Parcs ein nachhaltiges, ökologisch orientiertes Projekt, das sichere, tarifgebundene Arbeitsplätze biete und auf die Geschichte der Region eingehe.

Schon während der Ausschreibungsphase habe man eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben, "und derzeit untersucht eine Firma aus Nürnberg mit acht Ingenieuren das Gelände auf Altlasten", so Janssen.

Asbestverseuchte Hallen

Und davon gibt es offenbar reichlich. "Sprengstoff, Diesel, Kerosin und Lösungsmittel im Grundwasser", zählte Janssen auf, dazu kämen asbestverseuchte Hallen. "Wir müssen die 150 Hektar Meter für Meter absuchen und alle 257 vorhandenen Gebäude entfernen", sagte er. Er schätze jedenfalls, dass man weite Teile des Geländes auf 30 bis 50 Zentimeter abgraben müsse, weil die Erde verseucht ist.


Jetzt spricht Center Parcs: Überrascht von massiven Protesten


Bis Ende Oktober werde es noch mehrere Informationsveranstaltungen geben, parallel laufen Studien darüber, ob man angesichts der bis zu 5000 Urlauber in der Anlage eine eigene Kläranlage bauen oder die bestehende – und nicht ausreichend leistungsfähige – ertüchtigen werde.

Janssen gibt sich überzeugt, dass sein Center Parc der Region nur Vorteile bringt: tarifgebundene Arbeitsplätze, anspruchsvolle Ausbildungsplätze große Aufträge für die Bauindustrie, zusätzliche Impulse für den Fremdenverkehr. Und er zeigte sich angesichts des massiven Proteststurms "schockiert, dass man die Chancen, die das Projekt bietet, nicht sieht".

Der Artikel wurde am Mittwoch um 14.35 Uhr aktualisiert.

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