5G: Neuer Mobilfunk-Standard ermöglicht Campusnetze

Kirsten Waltert

Redaktion Region & Bayern

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27.3.2020, 20:44 Uhr

Dank höherer Datenraten verspricht 5G, der neue Mobilfunkstandard, schnelleres Surfen im Internet und einen zügigeren Download beim Videostreamen - aber nicht nur. Wichtige Schritte ermöglicht der Mobilfunk der fünften Generation auch bei Anwendungen der Industrie 4.0, des Internets der Dinge oder der vernetzten Mobilität. Doch es hakt an manchen Stellen, wie Bernhard Niemann 5G-Experte am Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, sagt.

EN: Herr Niemann, die ersten kommerziellen 5G-Anwendungen sollten seit diesem Jahr nutzbar sein. Wer nutzt den neuen Standard tatsächlich schon?

Niemann: Mobilfunkanbieter, wie Telekom oder Vodafone, sind dabei, bestehende Mobilfunk-Standorte auszubauen und können inzwischen in einigen größeren Städten, darunter Berlin, Bonn oder München, 5G anbieten. Die ersten 5G-Smartphones sind erhältlich, die ersten 5G-Tarife werden beworben. Diejenigen, die bei den ersten dabei sein wollen, die neue Technik zu haben, können 5G also schon in größeren Städten nutzen.

Wie sieht es mit weiteren Anwendungsmöglichkeiten aus?

Niemann: Eine zweite zentrale Aktivität neben der Smartphone-Nutzung sind regionale oder Campusnetze. Für diese hat die Bundesnetzagentur 100 Megahertz Spektrum reserviert. Nun können sich Firmen für ihren Standort um eine Lizenz für ein Spektrum bemühen, um dann ein eigenes Campusnetz zu betreiben. Die ersten derartigen Initiativen von größeren Firmen gibt es bereits.


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Wie sieht es bei Kommunen mit Campusnetzen aus?

Niemann: Bei der momentanen Regelung können hier Kommunen nicht mitmachen. Um eine Lizenz beantragen zu können, muss man der Eigentümer des fraglichen Grundstücks sein; das ist bei Städten oder Gemeinden ja nicht im gesamten Ort der Fall.

Während manche Nutzer es nicht abwarten können, bis 5G endlich flächendeckend funktioniert, fürchten sich andere vor der neuen Technologie, zum Beispiel vor einer erhöhten Strahlung durch eine höhere Sendeleistung oder vor einer krebserregenden Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder. Sind derartige Ängste berechtigt?

Niemann: Die Ängste, die manche Menschen verspüren, wenn es um Mobilfunk geht, kommen auch wieder bei 5G hoch. Darauf hat das Bundesumweltministerium mit der Einrichtung von einem "Kompetenzzentrum für elektromagnetische Felder" beim Bundesamt für Strahlenschutz reagiert.


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Generell, diese Meinung hat sich in den einschlägigen Fachkreisen durchgesetzt, gilt bei 5G das Gleiche wie beim bisherigen Mobilfunk. Allerdings halten es Experten aus dem Medizin- und Gesundheitsbereich für erforderlich, die Wirkungen bei höheren Frequenzen weiter zu erforschen.

Was steuert Ihr Fraunhofer-Institut zur 5G-Entwicklung bei?

Niemann: Wir bei Fraunhofer arbeiten aktuell an der Indoor-Lokalisation mit Fragen wie: Was wäre dank 5G zum Beispiel in einem Hochregallager möglich? Oder: Wie müsste der 5G-Standard weiter entwickelt werden, damit er optimal für Industrieprozesse einsetzbar ist? Unser zweites großes Thema ist die Integration von Satelliten in die Netze.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Niemann: Stellen Sie sich vor: Sie sind auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs, wollen dort mobil telefonieren, Ihre Basisstation ist aber zu weit entfernt, also sorgt - so der Ansatz - ein Satellit für die Netzabdeckung. Viel mehr als Telefonieren funktioniert derzeit zwar noch nicht, aber immerhin gibt es eine Netzabdeckung. Gleiches ist auch in Gebieten ohne flächendeckende Mobilfunkversorgung denkbar – ich denke da beispielsweise an Anwendungen in der Landwirtschaft.

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