Ein Tier eingeschläfert
Abgemagerte und kranke Pferde: Schockierende Zustände in Oberpfälzer Reitstall
12.12.2023, 12:57 UhrSeit der Meldung der Mängel wurden in regelmäßigen Abständen unangekündigte Kontrollen vom Veterinäramt in dem Reitstall durchgeführt und alle Tierschutzverstöße dokumentiert. Die Besitzerin der Pferde wurde daraufhin aufgefordert, diese Mängel zu beheben. Zwischenzeitlich sah es auch so aus, als ob sich die Situation für die Tiere verbesserte, geht aus einer Stellungnahme des Landratsamts Amberg-Sulzbach hervor. Die darauffolgende planmäßige Kontrolle des Betriebs wurde daraufhin Anfang Dezember durchgeführt.
Am 4. Dezember wurden dann abermals Mängel und Verstöße festgestellt, sodass erneut entsprechende Maßnahmen, beispielsweise die tägliche Zufuhr von ergänzenden Futtermitteln zum Aufbau der Muskelmasse, eingeleitet wurden, heißt es seitens des Landratsamts. Die Halterin wurde zudem aufgefordert, für einige wenige Tiere umgehend einen Tierarzt einzubestellen, um die Ursache für die sehr deutliche Abmagerung zu ermitteln, und die Tiere zu entwurmen.
Um zu überprüfen, ob sich die Halterin an die Vorgaben gehalten hat, kamen am Vormittag des 8. Dezember, also vier Tage später, erneut Veterinärmediziner unangekündigt in den Stall. Diese ordneten gemeinsam mit dem Landratsamt an, fünf Pferde "unter besondere Betreuung zu stellen, um eine ausreichende Ernährung der Tiere sicherzustellen", heißt es in der Stellungnahme. Bei einem dieser Pferde hatte sich auch trotz der eingeleiteten Maßnahmen der Gesundheitszustand so drastisch verschlechtert, dass es am folgenden Tag eingeschläfert werden musste.
Neben Vertretern des Veterinäramts, des rechtliche Vollzugs war auch Landrat Richard Reisinger am Montag (11.12.2023) erneut vor Ort. Demnach wurde ein Pferd mittlerweile anderweitig untergebracht und befindet sich in tierärztlicher Betreuung. Ein weiteres Tier wurde verkauft, zwei Pferde wurden laut der Stellungnahme verschenkt. "Soweit Tiere weggebracht werden, endet der Tierschutz nicht, sondern die Überwachung wird sofort von dem dann zuständigen Landratsamt vom ersten Tag an übernommen; ein Austausch der betroffenen Landkreis-Behörden findet in derart gelagerten Tierschutzfällen regelmäßig statt", versichert das Landratsamt. Die restlichen 25 Tiere bleiben bis auf Weiteres in dem Pferdehaltungsbetrieb, weil ihr Gesundheitszustand derzeit als unbedenklich eingestuft wird.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Laut Recherchen des "Bayerischen Rundfunks" (BR) wurde bereits vor zwei Wochen eine Anzeige gegen die Halterin des Reitstalls erstattet. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Auf Fotos einer Tierschützerin auf Facebook, sieht man kranke, zum Teil verwahrloste Pferde. Ob diese Bilder aktuell sind und ob sie tatsächlich in dem Pferdestall aufgenommen wurden und, wie in dem Beitrag versichert wird, vergangene Woche aufgenommen wurden, wird vom Landratsamt geprüft und ist bislang nicht von offizieller Seite bestätigt. Der Beitrag wurde dennoch mittlerweile über 2.000 Mal geteilt.
In Deutschland wird Tierquälerei nach § 17 des Tierschutzgesetzes mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet. Außerdem können Gerichte ein lebenslängliches Tierhalteverbot aussprechen.
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