Am Wochenende lockt der Tag der Regionen
30.09.2011, 17:00 UhrManchmal genügen auch 39 Jahre nicht, um vollends zusammenzuwachsen. So lange ist es her, dass sich ein Großteil des alten Landkreises Nürnberg und damit die Kommunen Altdorf, Feucht, Schwarzenbruck, Winkelhaid und Burgthann mit den Landkreisen Hersbruck und Lauf zum Nürnberger Land vereinte. Doch bis heute wird der südliche Landkreis von vielen im Norden als Junior-Partner wahrgenommen.
Diese alte Trennung setzte sich lange auch beim Tag der Regionen fort, den das Naturschutzzentrum Wengleinpark seit 1998 im Nürnberger Land organisiert. Die ersten zwölf Veranstaltungen wurden allesamt in der Hersbrucker Alb abgehalten. Erst im vergangen Jahr wagte man sich nach Dehnberg und damit in den alten Landkreis Lauf an der Pegnitz. 15.000 Besucher dankten es den Organisatoren. Nun also folgt der große Sprung in den Süden, über die natürliche Grenze Lorenzer Reichswald hinweg nach Rummelsberg.
Chance für den Süd-Landkreis
„Ein Wagnis — und eine große Chance“, nennt das Gunnar Dillschneider, Sprecher der Rummelsberger Anstalten. Der größte evangelische diakonische Konzern in Bayern kann seine Einrichtungen am Sonntag einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Da wären etwa ein Berufsbildungswerk, ein Jugendhilfezentrum, die Diakonenausbildung sowie zwei Alten- und Pflegeheime.
Wie im Zoo werde es aber nicht zugehen, betont Dillschneiders Mitarbeiterin Arnica Mühlendyck: „Wir werden keine 5000 Menschen durch die Demenz-Station schleusen.“ Bei Info-Ständen, Ortsführungen und einem Quiz erfährt man aber genug darüber, was sich im Inneren der Gebäude abspielt.
Auch das Krankenhaus Rummelsberg, das im vergangenen Jahr an die Sana AG verkauft wurde, stellt sich vor. Insgesamt werden mehr als 80 Aussteller erwartet, darunter viele soziale Träger. Aber auch über Naturschutz, Landwirtschaft, regionale Produkte und das Handwerk erfährt man wieder so einiges. Jeder, ob Imker oder Bio-Bauer soll via Aushang kundtun, was für ihn soziale Verantwortung bedeutet. „Das wird eine spannende Mischung“, verspricht Rummelsberg-Sprecher Dillschneider.
Das schwierige Thema soll ansprechend inszeniert werden. Sowohl mit Rausch- als auch mit Grauer-Star-Brillen oder einem Rollstuhl kann man sich an einem Parcours versuchen. Eine Kletterwand lockt ebenso nach Rummelsberg wie ein Märchenzelt oder Therapiehunde und -pferde.
Zentrum der Feierlichkeiten ist das Oberdorf und damit der Ursprung des Ortes. Wo heute 1800 Menschen arbeiten und fast 1100 wohnen, lebten im Jahr 1903 gerade mal sieben Personen auf dem Einödhof Rummelsberg. Wo sich heute die Hauptstraße an den Flanken des Dreibrüderwegs hinaufschlängelt, war damals alles von Wald bedeckt.
Ideal für den Landesverein für Innere Mission, der das Gelände 1903 erwarb. Fernab von den Verlockungen der Großstadt errichtete man hier eine Anstalt zur „Erziehung verwahrloster Knaben im konfirmierten Alter“, wie es das königlich-bayerische Zwangserziehungsgesetz aus dem Jahr 1902 forderte. Unter Anleitung der Diakone der Rummelsberger Brüderschaft betrieb man eine Landwirtschaft, durch die man sich autark versorgte.
Auf dem höchsten Punkt des Ortes erhebt sich seit dem Jahr 1927 die Philippuskirche, die die Diakone mit etwa 12.000 Sandsteinquadern aus dem eigenen Steinbruch größtenteils selbst aufbauten. Ihnen zu Ehren schmücken 128 Sterne die Kassettendecke. So viele Brüder gab es damals, heute sind es etwa 950.
Quellwunder von Rummelsberg
Das Altarbild zeigt die ersten sieben Diakone aus der Apostelgeschichte. Ihnen sind die sieben Werke der Barmherzigkeit zugeordnet, die sich die Rummelsberger auf die Fahnen geschrieben haben. Deshalb hat ihr Logo auch sieben Ecken.
Die vier Glocken der Philippuskirche werden auch heute noch von Diakonenschülern, deren Lehranstalt sich in der ehemaligen Erziehungsanstalt befindet, per Hand geläutet. Sowohl die Läutkammer als auch die Kirche kann man beim Tag der Regionen besichtigen.
Durch die Veranstaltung soll nicht nur das Nürnberger Land mehr zusammenwachsen, sondern auch das Bewusstsein für soziale Verantwortung steigen. Falls dafür ein Wunder nötig sein sollte, befindet man sich am richtigen Ort: In den 1930ern sollte ein Brüderhaus entstehen, obwohl chronischer Wassermangel herrschte. Der Wegzug drohte. Doch als der Heizungskeller gebuddelt wurde, sprudelte den Arbeitern plötzlich aus fünf Felsspalten das wertvolle Element entgegen. Rummelsberg war gerettet.
Tag der Regionen am Sonntag, 2. Oktober, von 9.30 bis 18 Uhr in Rummelsberg. Anfahrt mit der S3 zum Bahnhof Ochenbruck, von dort 15 Minuten Fußweg. Parkplätze in Schwarzenbruck. Von dort fährt ein Pendelbus.
Ausführliches Programm im Internet unter www.naturschutzzentrum-wengleinpark.de
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