Kneipensterben
"Das hat uns den Stecker gezogen": Kultkneipe in Franken für immer dicht - das ist der Grund
16.03.2025, 04:55 Uhr
Ob ein zwei Bier nach der Arbeit, ein Absacker oder wilde Kneipennächte - das Café Prinzregent war für viele Ansbacherinnen und Ansbacher eine beliebte Anlaufstelle. Doch Stammgäste, Studierende und andere Besucherinnen und Besucher müssen sich jetzt auf die Suche nach einer neuen Lieblings-Kneipe machen, denn: Der Prinzregent schließt seine Türen.
Zu wenig Kundschaft und Probleme mit dem Ordnungsamt
Ausschlaggebend für die Schließung sind "finanzielle Gründe", wie Inhaber Andreas Schneider im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Gemeinsam mit seiner Frau und Pächterin Maria Kaiser betrieb er die Bar fast acht Jahre lang. Nach der Corona-Pandemie blieben jedoch zunehmend die Gäste aus. "Direkt nach Corona war erstmal viel los, die Leute waren wie ausgehungert", erinnert sich Schneider. Doch dieser Aufschwung hielt nicht lange an.
Veranstaltungen und Live-Musik sollten neue Kundschaft anlocken, doch dann kam das Ordnungsamt ins Spiel. "Wir hatten nur eine Gaststättenkonzession, für Live-Musik hätte es eine weitere Genehmigung gebraucht. Das wussten wir allerdings nicht", so Schneider. Das Ordnungsamt hat Events in der Kneipe untersagt und "das hat uns letztendlich den Stecker gezogen".
Ein Wohnzimmer für viele Gäste
Am 27. Februar wurden im Prinz zum letzten Mal Getränke ausgeschenkt. Viele Stammkunden nutzten den Abend, um sich von der Bar und ihren Betreibern zu verabschieden. "Mit einigen Stammgästen haben wir uns mit der Zeit auch angefreundet", verrät Schneider. Genau das habe das Café Prinzregent ausgemacht: eine Bar ohne Anonymität, mit viel persönlichem Kontakt. "Die Leute haben geliebt, dass wir ein zweites Wohnzimmer für sie geschaffen haben", sagt er lachend.
Während der Corona-Pandemie bekamen Schneider und Kaiser diese Verbundenheit besonders zu spüren. "Im ersten Lockdown mussten wir investieren, finanziell war die Situation allerdings schwierig", erzählt der Inhaber. Die Lösung: Ein Crowdfunding. Studierende, Stammgäste und sogar Fremde haben zusammen 4.000 Euro gespendet. "Das war ein sehr bewegender Moment. Da sieht man, dass man als Wirt eigentlich alles richtig gemacht hat", verkündet Schneider stolz.
Kneipensterben in Ansbach
Vom 11. März bis zum 15. März konnten Liebhaber der Kneipe fast das komplette Inventar auf einem Flohmarkt kaufen - bis auf die Küche, die für einen möglichen Nachfolger bestehen bleibt.
Doch Schneider sieht die Schließung als Teil eines größeren Problems: "Wir werden nicht die letzten sein, die aufhören müssen". Wenn die Stadt Ansbach nichts unternimmt, "wird das Kneipensterben weitergehen und auch die Innenstadt in Ansbach stirbt aus". Das Problem sei, dass alle nach Nürnberg fahren, dort essen gehen und anschließend in eine Diskothek. Sein Vorschlag: "Ein Club in Ansbach wäre gut".
So geht es für das Paar weiter
Ganz aus der Veranstaltungsbranche wollen sich Schneider und Kaiser nicht zurückziehen. "Ganz ohne können wir nicht", lacht der Wirt. Künftig will das Paar Events mit Live-Musik organisieren - allerdings ohne festen Veranstaltungsort, da die hohen Kosten für Pacht, Strom und Versicherungen genau der Grund sind, warum der Prinzregent schließt. Bereits am 30. April organisieren sie einen Techno-Rave in Ansbach und am 5. Juli soll ein Metal-Open-Air folgen.
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