Flugpläne veröffentlicht

Droht jetzt nachts richtig Lärm in Mittelfranken? Bürgerinitiative fordert Flugverbot für US-Armee

3.7.2024, 04:55 Uhr
Ein Militär-Hubschrauber im Anflug auf den US-Militärflugplatz Katterbach.

© Daniel Karmann/dpa Ein Militär-Hubschrauber im Anflug auf den US-Militärflugplatz Katterbach.

Die US Army führt regelmäßig Manöver und Übungsflüge von ihren Basen in Europa durch, um Material und Einheiten auf dem neuesten Stand zu halten. Doch genau diese Übungsflüge sorgen bei Anwohnern der An- und Abflugschneisen sowie entlang der Flugroute für Frust und Ärger. Seit über zehn Jahren ist das Beispielsweise im Fall der Kaserne Katterbach nahe Ansbach festzustellen. Die örtliche Bürgerinitiative "Etz langt´s" befindet sich längst im Dauerclinch mit den US-amerikanischen Gästen.

Besonders die militärischen Ausflüge in den Nachtstunden stoßen vielen Menschen in Mittelfranken sauer auf. Es gilt zwar die ausdrückliche Order, bewohntes Gebiet nicht zu überfliegen, doch zu überhören sind die Vehikel deshalb trotzdem kaum, sorgen teils sogar für starke Vibrationen beispielsweise an Fensterscheiben. Der nun bekannt gewordene neue Sommerflugplan der unbeliebten Vielflieger verbessert die Stimmung nicht unbedingt.

Es gibt Hubschrauber, und es gibt Hubschrauber. Im Sortiment der US-Army finden sich zahlreiche Flugmaschinen für alle möglichen Zwecke und Ansprüche. Doch keine ist wohl so ikonisch wie die Boeing CH-47 Chinook. Der zweimotorige Transporthubschrauber ist der Lastesel der US-Army, wenn es um Luftpost geht: Truppen, Fahrzeuge, Geschütze, Material - all das kann der Chinook mühelos mit seinen knapp 10.000 Pferdestärken heben. Mit bis zu 22 Tonnen Gesamtgewicht kann er abheben.

So viel Leistung verursacht aber auch vor allem eines: Lärm, jede Menge Lärm. Die einzigartige klangliche Symphonie seiner beiden gegenläufigen Rotoren hat ihm durchaus zurecht den Beinamen "Teppichklopfer" eingebracht, lässt sich der Sound tatsächlich mit ebenjenem Geräusch vergleichen.

Ziviler Luftverkehr als Vorbild

Musik für Freunde lauter Klänge und Militär-Freaks, Albtraum für die Schlafgewohnheiten genervter Bürger. "Droht Mittelfranken jetzt ein Fluglärm-Sommer?", fragt deshalb die BI. Die US-Armee plant laut aktuellem Sommerflugplan, der "Etz langt`s" vorliegt, rund um die US-Militärbasen Ansbach-Katterbach und Illesheim an insgesamt 33 Tagen in den kommenden zwei Monaten bis tief in die Nacht mit ihren Kampfhubschraubern abzuheben. Allein im Juli sollen die Maschinen an zehn Tagen bis zwei Uhr morgens und an acht weiteren Tagen bis Mitternacht fliegen.

Dazu erklärt BI-Vorstandssprecher Wolfgang Schmidt in einer Mitteilung: "Fluglärm macht krank, insbesondere nachts. Im Interesse der Gesundheit der Menschen braucht Mittelfranken endlich ein Nachtflugverbot. Niemand kann nachvollziehen, dass Flüge am größten deutschen Flughafen in Frankfurt ab 23 Uhr untersagt sind, während in unserer Region das Verlangen der Bürger nach Nachtruhe weiterhin missachtet wird."

Vor allem montags und dienstags müssen sich Anwohner, die in Hörweite der Flugrouten liegen, auf nächtliche Hubschrauberakustik einstellen. An beiden Tagen wird im gesamten Juli bis 2 Uhr, mittwochs bis 24 Uhr geflogen. Zur Einordnung: Das macht 18 Übungstage bis Mitternacht oder länger. Im August sind zudem offenbar an zwei Tagen Überflüge bis zwei Uhr und an 13 Tagen bis 24 Uhr geplant.

BI-Pressesprecher Boris-André Meyer betont angesichts der 33 angekündigten Lärmnächte: "In den USA selbst sind solch laxe Flugbestimmungen wie in Ansbach und Illesheim undenkbar. Dort gibt es für die Kampfhubschrauber Nachtflugverbote und Überflugverbote von Wohngebieten. Mittelfranken muss künftig gleichwertig behandelt werden. Wenn die US-Armee nachts Krieg üben will, kann sie dies auch im Heimatland oder auf Truppenübungsplätzen tun."

Änderungen von Flugrouten und Kompensationen

Seit November 2008 setzt sich die Stadt Ansbach "aufgrund von zahlreichen Beschwerden ihrer Bürgerinnen und Bürger über massiven Fluglärm nachdrücklich für eine Reduzierung des Flugbetriebes der in Ansbach/Katterbach stationierten US-Hubschrauber ein", heißt es dazu auf der Webseite der Stadt. Damals lud Oberbürgermeisterin Carda Seidel zu einer außerordentlichen Stadtratssitzung ein. Anlass war die Rückkehr der Hubschrauber zum Standort Katterbach nach deren Einsatz im Irak. Seitdem ist Fluglärm Streitpunkt Nummer eins zwischen erzürnten Bürgern und dem Recht auf Übungsbestrebungen der Amerikaner.

Über die Jahre wurden immer wieder Maßnahmen beschlossen und beispielsweise Flugrouten angepasst. Unter anderem wurden sogenannte Kompensationstage eingerichtet: Ausgleichstage unter der Woche, an denen der Flugbetrieb um 19 Uhr eingestellt wird, freitags bereits ab 15 Uhr. Zudem werde laut US-Army ersucht, möglichst viele der Trainingsflüge auf die Truppenübungsplätze in Hohenfels und Grafenwöhr zu verlagern.

Zur aktuellen Situation hat diese Redaktion um eine Stellungnahme seitens der Stadt Ansbach zu den Sorgen der Bürgerinitiative gebeten. Sobald diese vorliegt, wird der Artikel um die Aussagen der Stadt ergänzt und aktualisiert.