Pilotversuch

Multikopter-Projekt: Rettungsdienst in Mittelfranken experimentiert mit neuem Fluggerät

10.10.2024, 17:04 Uhr
Emissionsarm und schnell: Wie der Multikopter seine Vorteile im Rettungsdienst ausspielen kann, untersucht der ADAC derzeit in einer Machbarkeitsstudie

© Raymar Laux/ADAC Luftrettung/Volocopter Emissionsarm und schnell: Wie der Multikopter seine Vorteile im Rettungsdienst ausspielen kann, untersucht der ADAC derzeit in einer Machbarkeitsstudie

Was der Landkreis jüngst noch als "Science-Fiction" betitelt hat, wird in Ansbach bald tatsächlich durch die Luft gleiten. Am Mittwoch teilte das Landratsamt Ansbach mit, dass am Luftrettungsstandort Dinkelsbühl neben Hubschraubern auch ein Fluggerät mit mehreren Rotoren empor steigen soll - der sogenannte Multikopter wird in Zusammenarbeit mit der ADAC Luftrettung im Landkreis aktiv sein.

Der Rettungsdienstbereich Ansbach wurde von der ADAC Luftrettung als einer von zwei Modellgebieten in ganz Deutschland ausgewählt. Wie der Landkreis Ansbach informiert, plant die gemeinnützige Organisation am Einsatz von bemannten Multikoptern für den Rettungsdienst zu forschen. Künftig sollen die senkrechtstartenden Luftfahrzeuge im Landkreis Ansbach, Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim sowie in der Stadt Ansbach getestet werden. Wie der ADAC erklärt,

"Das schlagende Argument für einen Multikopter ist die Geschwindigkeit", sagt Landrat Jürgen Ludwig, der auch Vorsitzender des zuständigen Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung ist. "Die Erprobung ist daher gerade in flächengroßen Regionen wie der unseren sinnvoll. Es freut mich, dass der Rettungsdienstbereich Ansbach vorn dabei ist. So testen wir, wie modernste Technologie im ländlichen Raum eingesetzt werden kann."

Multikopter-Studie: Positive Bilanz für neue Fluggeräte

Seit 2018 arbeitet die ADAC Luftrettung zusammen mit dem deutschen Fluggerätehersteller Volocopter an der weltweit ersten Machbarkeitsstudie über das "Potential von elektrisch angetriebenen, senkrechtstartenden Fluggeräten (eVTOLs)". Wie der ADAC 2020 in einem Ergebnisbericht mitteilte, wolle man erforschen, ob die Multikopter einen Vorteil gegenüber etablierten Systemen bieten kann. Laut Forschungsergebnissen ergeben die Multikopter im Rettungsdienst ab einem Einsatzradius von 25 bis 30 Kilometer eine deutliche Verbesserung für die Notfallversorgung. Im Vergleich zu einem Rettungshubschrauber sind die Fluggeräte zudem emissionsärmer, deutlich kostenreduzierter und schneller.

"Wir sind nach den bisherigen Erfahrungen überzeugt davon, dass Fluggeräte wie der VoloCity auch den Rettungsdienst der Zukunft prägen und verbessern können", betont Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung.

Multikopter sollen Rettungsdienst ergänzen

Der erste von zwei Multikoptern soll nach aktueller Planung 2025 ausgeliefert werden. In einem mindestens zweijährigen Forschungsbetriebs wird das Projekt dann mit einem Nachfolgemodell in den Rettungsdienst-Regelbetrieb gehen. Damit wolle man die bisherigen Strukturen im Rettungsdienst sinnvoll ergänzen, erklärt der Landkreis.

Ein positiver Nebeneffekt sei, dass bisherige Rettungshubschrauber dadurch noch effektiver eingesetzt werden können, teilte der ADAC mit. Laut Studie fungieren in rund 60 Prozent der Fälle Hubschrauber als reiner Notarztzubringer. Durch den Einsatz von Multikoptern kann der Hubschrauber sein Potenzial als Transportmittel in weiter entfernte (Spezial-)Kliniken ausschöpfen.

"Zunehmende Besetzungsprobleme der Notarzt-Dienste, längere Eintreffzeiten und ein hoher Kostendruck kennzeichnen die Situation. Die Bürger müssen aber in kritischen Situationen zeitgerecht versorgt werden können", so der Ansbacher Landrat Ludwig. "Auf die Erkenntnisse aus dem praktischen Betrieb sind wir daher sehr gespannt."

Auch der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Christoph Hammer sieht im Projekt einen wichtigen Schritt: "Durch die Ausdünnung der Krankenhauslandschaft wird die Hilfe aus der Luft essentiell für die Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum und im Ballungsraum sein".

Keine Kommentare