Sorge um heimische Bienen
Asiatische Hornisse auf dem Vormarsch: Wie gefährlich sind sie wirklich?
27.7.2023, 10:57 UhrDie aus Südostasien stammende Asiatische Hornisse (Vespa velutina) breitet sich seit einiger Zeit auch in Europa aus. Laut Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU ) hat sie seit ihrem Erstauftreten im Jahr 2004 im französischen Bordeaux inzwischen weite Teile Frankreichs besiedelt. Auch in Belgien und den Niederlanden, auf der iberischen Halbinsel, in Italien und Deutschland gibt es die Insekten inzwischen.
Untersuchungen in Frankreich ergaben eine durchschnittliche jährliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von 78 Kilometern. Eingeschleppt wurde sie wohl zusammen mit Importwaren aus Asien, so NABU-Expertin Melanie von Orlow. Die durch den Klimawandel bedingt milder werdenden Winter und wenige Fressfeinde machen eine stabile Population möglich, die sich nun auch in Bayern niederlässt.
Laut der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wurde 2019 ein Nest bei Mannheim und im Winter 2020/21 auch ein Nest in der Gemeinde Igersheim (Main-Tauber-Kreis), nahe Bad Mergentheim, gefunden. Im Oktober 2022 erfolgte schließlich die Sichtung im Landkreis Main-Spessart.
Die Sorge über eine weitere Ausbreitung wächst und das obwohl die Art weder giftiger noch aggressiver ist als unsere heimische Hornissenart Vespa Crabro, heißt es in einem Beitrag auf dem Veitshöchheimer Imkerforum im April 2023. Das liegt vor allem an der bevorzugten Nahrung der asiatischen Hornisse: Honigbienen. Im Gegensatz zur Europäischen Hornisse, die lediglich 5 Prozent ihres Nahrungsbedarfs über die Honigbiene deckt, sind es bei der asiatischen Hornisse bis zu 85 Prozent . Auf ihrem Speiseplan stehen außerdem Wespen, Fliegen, Schwebfliegen und gerne reife Früchte, beispielsweise Trauben in Weinbergen, heißt es in dem Bericht über das Imkerforum.
Das könnte zu einem weiteren Problem für die Bienenpopulationen in Deutschland werden, die bereits in den vergangenen Jahren durch Faktoren wie Schädlinge, Versiegelung von Grünflächen und Pestiziden wie Glyphosat stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dabei hätte ein weiteres Bienensterben oder gar ein Aussterben gravierende Folgen insbesondere auch für die Landwirtschaft: „Die Bestäubung durch die Bienen hat eine viel größere Dimension, als die der anderen Insekten“, sagt Michael Schermeier, Vorsitzender des Imkervereins Melsungen gegenüber "HNA". „Der Großteil unserer Landwirtschaft hängt davon ab.“
Auch deshalb führen immer mehr Regionen in Deutschland Melderegister ein. Zudem gibt eine Verordnung der Europäischen Union vor, dass die Ausbreitung invasiver und gebietsfremder Arten eingedämmt und dokumentiert werden muss. Die asiatische Hornisse steht auch auf der Liste der invasiven Arten in der EU.
Im Mai 2023 hat auch Baden-Württemberg eine offizielle Meldeplattform für die Asiatische Hornisse eingerichtet. Mehr als 15 Nester habe man 2022 dort gezählt, so Benjamin Waldmann, Referent für invasive Arten beim baden-württembergischen Landesumweltministerium, im März gegenüber der "Deutschen Presseagentur". Man gehe von einer hohen Dunkelziffer aus, denn die ballonförmigen Nester seien schwer zu finden, oft hingen sie versteckt in Baumkronen, heißt es weiter.
Auch in anderen Bundesländern wie Hessen und Nordrhein-Westfalen und Bayern wird inzwischen dazu aufgerufen, Sichtungen der asiatischen Hornisse dem örtlichen Umweltamt zu melden. In Bayern gibt es das Forschungs- und Innovationsprojekt "Bee Warned", dessen Ziel der Aufbau eines bayernweiten Monitoringsystems, sowie die Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs ist. Hier werden vor allem Imker sensibilisiert und geschult.
Die Meinungen darüber wie groß die Gefahr für unsere Honig- und Wildbienen tatsächlich ist, gehen teils auseinander. NABU-Sprecherin Melanie von Orlow sieht "aller Voraussicht nach keine essentielle Bedrohung für die europäische Imkerei". Auch Dr. Nicole Höcherl (Landwirtschaftliche Lehranstalten Triesdorf) sagte auf dem diesjährigen Imkerforum Veitshöchheim, es sei nicht nötig in Panik zu verfallen. Man solle Sichtungen jedoch immer den örtlichen Umweltbehörden und bestenfalls auch über "Bee Warned" melden, bestenfalls mit Fotos. Welchen Folgen ihre weitere Ausbreitung jedoch auf das Ökosystem insgesamt haben könnte, bleibt abzuwarten, so von Orlow.
Der Landesverband der Bayerischen Imker mit Sitz in Nürnberg ist man hingegen schon sehr besorgt: In Frankreich und Italien habe die asiatische Hornisse teils verheerende Schäden angerichtet, so die Pressesprecherin Inga Klingner. In den unterfränkischen Landkreisen um den Fundort Neuhütten wurde nun eine Task Force gegründet - wie die der eingewanderten Art jetzt zu Leibe rückt, lesen Sie bei NN.de.