Sparkurs weiterhin angesagt
Auch Standorte in Franken betroffen: Autozulieferer streicht 14.000 Stellen
26.7.2024, 13:45 UhrBeim Autozulieferer ZF sollen in den kommenden Jahren Tausende Stellen gestrichen werden. Der Konzern will bis Ende 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen in Deutschland abbauen. In welchem Umfang Reduzierungen an den Standorten vorgesehen seien, werde nun konkretisiert. "Wir sind der Meinung, es gibt keine Alternative", sagte ein Unternehmenssprecher. Der ZF-Gesamtbetriebsrat kündigte allerdings Widerstand an. "Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen", erklärte ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich.
Viele der Stellen sollen ohne Aufhebungsverträge wegfallen. "Die Reduzierung soll, soweit möglich, sozialverträglich geschehen, indem ZF die demografische Struktur der Belegschaft und die Fluktuation nutzt", hieß es vom Unternehmen. ZF plane die Gründung mehrerer Standortverbunde mit schlankeren Strukturen. Zurzeit seien 54.000 Menschen in Deutschland bei dem Unternehmen beschäftigt.
Betriebsrat sieht "Manager-Versagen"
Die Ankündigung schüre Ängste, "wo wir eigentlich den vollen Einsatz für die Belieferung der Kunden, der Bewältigung der Rezession und der Transformation brauchen", so ZF-Betriebsratschef Dietrich weiter. Die Pläne lenkten von einem "Manager-Versagen" ab. "Der ZF-Vorstand hat sich gegen die Zukunft von Standorten und Tausenden von Mitarbeitern in Deutschland entschieden und wird dafür erbitterten Widerstand erhalten."
Strenger Sparkurs seit dem Frühjahr 2024
Das hoch verschuldete Unternehmen hat sich erst im Frühjahr ein strenges Sparprogramm auferlegt. In diesem und im kommenden Jahr sollen die Kosten weltweit um etwa sechs Milliarden Euro gesenkt werden, hieß es im Februar. Damit will sich ZF eine bessere Position verschaffen, um den weiteren Wandel zur E-Mobilität ab 2026 anzugehen.
ZF-Chef Holger Klein hatte bereits im April angekündigt, dass die Zahl der Beschäftigten in Deutschland perspektivisch nicht zu halten sein wird. "Mit den nun beschlossenen Maßnahmen wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken und unsere Position als eines der weltweit führenden Zulieferunternehmen festigen", erklärte er nun.
Hohe Schulden durch Ankäufe belasten ZF
Hauptgrund für die Sparmaßnahmen sind die hohen Schulden des Konzerns. Diese haben ihren Ursprung vor allem im Erwerb des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco. Der Konzern bezahlt aktuell Hunderte Millionen Euro an Zinsen - die zum Beispiel in den Bereichen Forschung und Entwicklung fehlen. Zugleich muss der Autozulieferer, der mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen gehört, in den kommenden Jahren Milliarden investieren, um die Transformation meistern zu können.
Weltweit arbeiten rund 169.000 Menschen für ZF. Am Bodensee sind rund 10.300 Menschen beschäftigt. ZF ist an mehr als 160 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten. 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro.
Von den massiven Einsparungen sind auch fränkische Mitarbeiter betroffen.
Erst im Juni 2024 berichtete die IG Metall: "ZF will am Standort Schweinfurt bis Ende des Jahres mindestens rund 380 Beschäftigte im Bereich der Division E (Elektromobilität und Verbrenner-Technologie) abbauen."
Auf Nachfrage unserer Redaktion hieß es, dass keine genaue Aussage zum Standort Schweinfurt mit seinen rund 9.000 Mitarbeitern möglich sei. Dort arbeitet etwa die Hälfte der 20.000 Beschäftigten, die es insgesamt in Bayern gibt. Die Stellenstreichungen würden einzelne Bereiche treffen – darunter unter anderem die Produktion. ZF will Mitarbeitern außerdem Abfindungen oder Altersteilzeit anbieten. Gestärkt werden sollen auch einzelne Bereiche. Unter anderem der Bereich "Aftermarket", den es auch in Schweinfurt gibt. Kritik kommt von der IG Metall Bayern. Die wirft der Unternehmensspitze Fehlentscheidungen und die Abwanderung ins Ausland vor, um Kosten zu sparen.
Neben dem Standort in Schweinfurt hat ZF in Nordbayern Werke in Nürnberg, Auerbach/Oberpfalz, Bayreuth, Aschaffenburg, Regensburg und Ingolstadt.
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