Auerhahn soll wieder im Reichswald angesiedelt werden
19.4.2013, 07:00 UhrFür das Vorhaben scheint der Zeiger bereits auf fünf Sekunden vor zwölf zu stehen. In den vergangenen Jahren gab es nur selten Sichtungen und Spuren des Raufußhuhns. Eine kann Klaus Brünner aus Schwanstetten (Kreis Roth), Mitarbeiter der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mittelfranken, für sich verbuchen.
Nun setzt sich der Experte für das Auerwildprojekt im Reichswald ein, der von Erlangen bis Allersberg und von Nürnberg bis nach Neumarkt reicht – damit der „Phantomvogel“ dort nicht völlig verschwindet.
Die Bemühungen um das Raufußhuhn reichen über 60 Jahre zurück. Damals gehörte der dortige Wald noch der Grafenfamilie Faber-Castell, die ihrerseits schon Maßnahmen einleitete, die nun wieder aufgegriffen werden. Ebenso fließen Erkenntnisse aus einem „Auerhahn-Symposium“ von 1980 ein.
Alles findet sich im 2010 zusammengestellten Managementplan für den Reichswald als „Natura 2000“-Region wieder. Als solches ist sie Teil eines Netzes europäischer Schutzgebiete, in der die Verantwortung für Flora und Fauna besonders groß geschrieben wird. „Es sollen keine Schätze verloren gehen“, betont Harald Gebhardt, Forstbereichsleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth mit Außenstelle Hersbruck.
Die eigentliche Arbeit hat der Further Landwirt und Baggerunternehmer Richard Nerreter, der auch Köhler ist. Köhler haben früher Kohle hergestellt. Ein aufgelassener Kohlenmeiler soll für das Federvieh ein optimaler Lebensraum werden. Kohlenmeiler befinden sich meist im Wald und sehen großen Käseglocken ähnlich. In einer solchen verglüht Holz zu Kohle. Ist sie fertig und entnommen, entsteht an dem Platz eine kleine Freifläche, auf der Futterpflanzen für den Auerhahn wachsen oder er Insekten findet.
Solche Meiler soll es nun im Reichswald wieder geben. Seit Februar ist Nerreter mit seinem Schlepper unterwegs, um die Wege entsprechend zu gestalten. Zudem ist Freifläche nötig, damit die Population in Schwung kommt: Dort spielt sich nämlich die Bodenbalz ab.
Besonders beliebt ist auch das Liebesspiel an waagrechten Ästen von freistehenden Kiefern. Damit ist der Reichswald als lichter Kiefernwald eigentlich eine Topadresse. Wenn auch nicht von Natur aus. Denn hätte die Natur in den letzten Jahrhunderten dort das alleinige Sagen gehabt, „würden hier hauptsächlich Eichen stehen“, so Gebhardt. So aber waren es die Menschen, die den optimalen Lebensraum fürs Auerwild erst schufen.
In der Vergangenheit aber wohl eher unabsichtlich: Der Holzhunger Nürnbergs wollte gestillt werden. Bis in die Nachkriegszeit wurde auch die Streu von Bürgern nach Hause getragen, was erneut dem Auerhahn ins Gefieder spielte. An den neu aufbereiteten Waldstellen soll das Holzrücken etwa bis Weihnachten erledigt sein, so Brünner. Außerdem bleiben dort einige Reste der Fällungen einfach liegen – als Deckung für die Küken.
Stört demnächst bei einer Baumaßnahme irgendwo ein Ameisenhaufen, hat er gute Chancen, nach Brunnau versetzt zu werden und Auerhühnern als Futterquelle oder zur Wellness zu dienen. Denn sie lieben es, sich „mit Ameisensäure berieseln zu lassen“, weiß Brünner.
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