700 Stellen in Gefahr

Auto-Zulieferer-Gigant wackelt: Stellenabbau in Franken geplant, Maßnahmenpaket steht

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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31.01.2025, 11:08 Uhr
Treiber des Umsatzanstiegs sei vor allem die Konsolidierung von Vitesco ab dem vierten Quartal gewesen. (Archivbild)

© Pia Bayer/dpa Treiber des Umsatzanstiegs sei vor allem die Konsolidierung von Vitesco ab dem vierten Quartal gewesen. (Archivbild)

Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat im vergangenen Jahr schwächer abgeschnitten als vom Markt erwartet. So stieg der Umsatz zwar von 16,3 Milliarden auf 18,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen anhand vorläufiger Zahlen mitteilte. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 18,5 Milliarden Euro gerechnet. Treiber des Anstiegs sei vor allem die Konsolidierung von Vitesco ab dem vierten Quartal gewesen, hieß es.

Die um Sondereffekte bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde voraussichtlich von 7,3 Prozent auf 4,5 Prozent gesunken sein, schreibt das Unternehmen weiter. Schaeffler hatte fünf bis acht Prozent in Aussicht gestellt, der Marktkonsens hatte 6,3 Prozent erwartet. Dem Unternehmen zufolge belasteten im vierten Quartal insbesondere die schwache Ergebnisentwicklung der Sparte Bearings & Industrial Solutions sowie bei Vitesco selbst. Die ausführlichen Zahlen sowie die Prognose für 2025 will Schaeffler am 5. März vorlegen.

Lage in Franken

Schaeffler hatte Anfang November den Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa angekündigt, davon 2.800 in Deutschland. Allein in Schweinfurt könnten dann 700 Arbeitsplätze entfallen, teilt die IG Metall Schweinfurt mit. Inzwischen konnte man sich am unterfränkischen Standort auf einen Kompromiss zur Beschäftigungssicherung einigen, mit welchem das wirtschaftlich herausfordernde Jahr 2025 mit "möglichst geringen Auswirkungen auf die Belegschaft" überstanden werden soll. "Der Geist dieses Kompromisses liegt in der Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze", betont Jürgen Schenk, Betriebsratsvorsitzender bei Schaeffler in Schweinfurt. Final sind die 700 Stellen in Schweinfurt somit aber nicht gesichert. Aktuell befände man sich diesbezüglich in der Verhandlung, erklärt der Betriebsratsvorsitzende auf Anfrage. Streichen wolle Schaeffler vor allem in der Produktion und Administration.

Maßnahmenpaket vereinbart

Die Vereinbarung konzentriert sich unter anderem auf die Arbeitszeitregelung und Entgeltumwandlung. In den Bereichen Forschung, Entwicklung und Administration ist deshalb eine Reduzierung um drei Stunden pro Woche vorgesehen. Für die Mitarbeitenden im Bereich Administration soll zudem ein Teil des Gehalts in freie Tage umgewandelt werden, heißt es in der Mitteilung der IG Metall Schweinfurt. Die Bereiche der produktionsnahen Serviceleistung bleiben in Kurzarbeit, während die für die Beschäftigten in der Produktion geltende Arbeitszeitverkürzung zum 31. März 2025 enden soll.

Auch der Verzicht auf Verlagerung und Lokalisierung ins Ausland ist ein zentrales Anliegen. Schaeffler hatte im Gegenzug für den Einschnitt in Schweinfurt versichert, im Jahr 2025 "auf Verlagerungen oder Lokalisierungen von Arbeitsplätzen ins Ausland zu verzichten". Wie die IG Metall mitteilt, sollen zudem befristete Arbeitsverträge, die aktuell im Werk bestehen, aufrechterhalten bleiben. "Ergänzend wird ein freiwilliges Ausstiegsprogramm mit Aufhebungsverträgen sowie eine erweiterte Altersteilzeit angeboten."

"Wir bringen unser Lager- und Industriegeschäft zurück auf Kurs", erklärte Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands der Schaeffler AG, die zunächst geplanten Maßnahmen im November. "Zweitens realisieren wir Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco Technologies. Und drittens setzen wir die Transformation der Sparten Powertrain & Chassis und E-Mobility weiter fort. Das Programm ist in der aktuellen Umfeld-Lage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen", heißt es abschließend.

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