Archäologen auf den Spuren der Steinzeit in Ergersheim

31.3.2014, 13:12 Uhr
Archäologen auf den Spuren der Steinzeit in Ergersheim

© Gerhard Krämer

Zum vierten Mal trafen sich die Ar­chäologen bei Ergersheim im Wald, nicht weit weg von früheren jung­steinzeitlichen Höhensiedlungen und bandkeramischen Siedlungen. Nicht unwahrscheinlich also, dass die For­scher dort arbeiten, wo auch schon vor rund 7000 Jahren Menschen Bäu­me gefällt und bearbeitet haben. „Wir sind Menschen des 21. Jahr­hunderts und hatten am Anfang kei­ne Ahnung, wie man sich vor dem Baum verhalten muss“, gibt der Ar­chäologe Peter Walter zu.

Im zweiten Jahr sei dann der Ablauf schon flüs­siger geworden, was die Schlagweise mit den Werkzeugen betrifft. Im ver­gangenen Jahr hätte die Kälte den Archäologen einen Strich durch die Rechnung gemacht, da bei Minustem­peraturen etliche Werkzeuge kaputt gingen.

Mit Hornblende und Flint

„Wir nähern uns dem routinierten Umgang mit den Werkzeugen“, freut sich Walter, auch wenn zwischen den Experimentierphasen im Gelände das Training fehle und der Steinzeit­mensch sicher besser geübt war. Hat­ten die Forscher am Anfang mit der Dechsel noch eineinhalb Tage für das Fällen eines Baumes benötigt, sei dies nun in etwas mehr als einein­halb Stunden gelungen. Angefertigt worden sei dazu eine Replik eines nahe Braun­schweig gefunde­nen Steinbeils, er­zählt Walter.

Auch das Material für die Werkzeuge sei entscheidend, ob nämlich mit Hornblende, Amphibolit oder Flint gearbeitet werde. Die Holzspäne werden auch aufgesam­melt und mit Funden verglichen, was Rückschlüsse auf die Bearbeitungs­art zulässt. Spannend sei auch die Arbeit mit den Meißeln aus Rinder­knochen. „Die eignen sich hervorra­gend für die Bearbeitung“, sagt Wal­ter. Damit be­schäftigt sich zum Beispiel Anja Probst (Uni­versität Freiburg und Basel). Ver­mutlich seien sol­che Meißel, die auch mit Pflanzen­ölen hätten gepflegt werden können, über Jahre im Einsatz gewesen. Durch Nachschleifen seien sie im­mer kleiner geworden und dann zu Feinwerkzeugen umgearbeitet wor­den. Mit den Knochenwerkzeugen war es kein Problem, Löcher in die gespaltenen Bohlen zu treiben.

Verschalung für Brunnen

Viele interessierte Menschen schauten den Archäologen über die Schulter. Und Kai Martens durfte vielen zeigen, dass es mittels Buchen­keile, Steinaxt und Holzhammer gar nicht so schwer ist, einen Eichen­stamm in Bohlen zu zerlegen. Denn die benötigte der Archäologe Rengert Elburg, der die Holzverscha­lung des beim Bau des Leipziger Flughafens gefundenen Brunnens aus der Zeit um 5100 vor Christus nachbauen will, um so zu erfahren, wie die früheren Menschen dies be­werkstelligt haben könnten.

Verwen­det werden nachgebaute Werkzeuge, die auf Originalfunden basieren. Mit diesen werde gefällt, die Oberfläche bearbeitet oder die Bohlen auf Länge gebracht. Durch Vergleiche der aktuellen mit den früheren Spuren könne das Werkzeug-Replikat immer besser dem Original angepasst werden. „Dann sind wir ganz nahe an der Steinzeit“, sagt Elburg.

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