Bad Windsheim: Es geht aufwärts bei den Hotels

23.8.2020, 06:00 Uhr
Bad Windsheim: Es geht aufwärts bei den Hotels

© Foto: Claudia Lehner

Oliver Späth will das Glas halbvoll sehen. "Mir fehlt nicht noch ein Drittel zum vergangenen Jahr, sondern ich habe schon wieder zwei Drittel erreicht", betont er zu den Buchungszahlen. Dass heuer kein gutes Jahr für die Hotelbranche wird, ist klar. Immerhin waren Beherbergungsbetriebe bis auf wenige Ausnahmen etliche Wochen geschlossen. Im Juni lief es laut Späth noch "katastrophal". Finanziell wäre es besser gewesen zuzulassen, sagt er. Aber irgendwann müsse man ja mal wieder anfangen.

Im Juli und August läuft es zumindest im Hotel am Kurpark schon deutlich besser. "Ich freu mich", sagt Späth. Es lässt sich kostendeckend arbeiten, Kurzarbeit ist beendet, aber "reich werde ich dieses Jahr nicht", schränkt der Hotelchef ein.

Er bestätigt einen Aufwärtstrend. Es finden auch wieder Tagungen und Familienfeiern statt. Überraschend für ihn ist, dass mehr Familien mit Kindern einen Aufenthalt im Hotel am Kurpark gebucht hätten. Das will er weiter ausbauen. 99 Prozent der Gäste sind aus Deutschland, Ausländer machen eher – beispielsweise Niederländer – auf der Durchreise eine Nacht Station. "Auch der August bleibt unter dem Ergebnis des Vorjahres, aber es geht aufwärts", so die Prognose von Späth. "Gott sei Dank."

Positiv gestimmt

Positiv gestimmt ist auch Caroline Weigand, Geschäftsführerin des Vital Hotels an der Therme. Der Juli lag zehn bis 15 Prozent unter dem von 2019 und für den August sieht sie weiter einen Trend nach oben.

Etwas weniger positiv schätzen Sylvia Sommerer von Reichel’s Parkhotel und Barbara Brachwitz, Rezeptionistin im Hotel Pyramide die Lage ein. Das Café laufe ganz gut, sagt Sommerer, bei den Übernachtungszahlen kann sie seit Ende Juni allerdings keine großen Steigerungen feststellen und schätzt, dass man weiterhin etwa nur die Hälfte des Vorjahresniveaus erreiche. Es fehlen zum Beispiel Geschäftsleute. Die würden sich mit Video- und Telefonkonferenzen behelfen. Das bestätigt Herbert Krönert, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), der in Trautskirchen mit dem Land-gasthof Goldener Stern Hotel und Gastronomie betreibt. Auch Tagungen gebe es noch zu wenige.

Von einem Aufwärtstrend will auch Brachwitz nicht sprechen. Man liege deutlich unter den Buchungszahlen des Vorjahres. "Es fehlt noch viel." In einigen Bereichen ist daher Kurzarbeit nötig. "Ohne Kurzarbeit funktioniert es gerade nicht", sagt ebenfalls Sylvia Sommerer zum Hotelbetrieb. "Ich bin nicht am Verzweifeln", betont sie aber auch und investiert in eine neuen Bestuhlung für den unteren Bereich der idyllischen und geräumigen Terrasse. Die sei ein großes Plus für das Café. Auch drinnen sei reichlich Raum für viele Gäste.

Langsam aufwärts

Als Dehoga-Kreisvorsitzender konstatiert Krönert: "Es geht schon langsam aufwärts." Mit der Betonung auf langsam. Es sei "recht verhalten" und "zieht sich noch recht hin". Aufs Jahr gerechnet sieht er ein Minus von 40 bis 50 Prozent als denkbar für den Landkreis an. Immerhin ging März, April und Mai fast nichts.

Auf die Frage, ob sich schon wieder kostendeckend arbeiten lasse, sieht er die Probleme noch stärker bei den größeren Häusern mit mehr Personal, Familienbetriebe könnten das etwas leichter wegstecken. "Es steht und fällt mit den Corona-Zahlen", sagt Sommerer, die sich Sorgen macht, dass steigende Infektionszahlen besonders die häufig älteren Gäste des Hotels weiter verunsichern könnten. 2020 möchte Krönert bald abhaken können. Für ihn liegen die Hoffnungen auf der Saison 2021. "Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr wieder besser wird."

Die Zahlen im Überblick:

Die Belegungszahlen für Bad Windsheim bestätigen die Aussagen der Hoteliers. Um 53 Prozent sind die Übernachtungszahlen (Januar bis Juli) im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Wobei die ersten Monate besonders stark waren, Januar und Februar lagen klar über den Vorjahreswerten. Im April und Mai waren die Rückgänge besonders deutlich, die Übernachtungszahlen fast auf null.

Nur wenige Hotels hatten für Geschäftsreisende geöffnet. Im Juni waren es 46111 Übernachtungen, 11157 weniger als im Jahr davor. Im Juli gingen die Buchungen hoch auf 7844 Nächte (16390 im Vorjahr). Statt 93 612 Übernachtungen (2019) hat die Touristinfo damit von Januar bis Juli 2020 nur 43759 Übernachtungen registriert: ein Minus von 53 Prozent.

Für den Landkreis sieht es ähnlich aus. Laut dem Landesamt für Statistik gab es von Januar bis JUni 155448 Übernachtungen, ein Rückgang im Vergleich zu 2019 von 45,7 Prozent. Damit liegt der Landkreis allerdings besser als der mittelfränkische Durchschnitt (minus 52,3 Prozent). Städte wie Nürnberg (minus 55,1), Erlangen (minus 54,1) oder Fürth (53,2) schneiden schlechter ab.

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