Bad Windsheim: Therapiebecken schwebt in Klinik
1.9.2020, 06:00 Uhr"Absetzen" signalisiert Olaf Wendler per Handzeichen dem Kranfahrer, ehe der zweite Akt der spektakulären Flugeinlage des Schwimmbeckens mitten im Bad Windsheimer Kurpark sich dem Ende neigt. Während sich Mütter mit Kinderwagen und vor allem die Kleinen auf der westlichen Gegengerade, Patienten in ihren Logen-Balkonen auf der Klinik-Haupttribüne und selbst Orthopädie-Chefarzt Dr. Martin Wick noch länger an diese Aktion erinnern werden, ist es für Olaf Wendler und sein Team "eine der leichteren Sachen".
"So kann man sich seinen Pool auch liefern lassen", sagt Chefarzt Martin Wick und lacht. "Alle Patienten warten sehnsüchtig auf das Therapiebecken." Integriert ist das acht mal zwölf Meter große Schwimmbad in den Neubau, der seit Februar zwischen der bestehenden Dr.-Becker-Kiliani-Klinik und dem Vitalis-Wohnpark entsteht.
13 Millionen Euro
Rund 13 Millionen Euro kostet das Projekt, bei dem wie berichtet neue Räume für die Physikalische Therapie sowie eine Station für die Phase-B-Patienten Neurologische Früh-Rehabilitation gebaut werden. "Wir werden dort eine noch bessere technische Ausstattung haben und alles wird auf dem allerneuesten Stand sein", erklärt Wick.
Aktuell verfügt die unter anderem im 1906 eröffneten, ehemaligen Kurhaus untergebrachte Reha-Einrichtung der Dr. Becker-Gruppe über 260 Betten, wovon 100 zur Orthopädie-Abteilung gehören, 120 zur Neurologie und 40 Phase-B-Frühreha-Patienten zur Verfügung stehen. Diese alle sollen das neue Therapiebecken, das zum Teil auf der Fläche des abgerissenen Sole-Hallenbades steht, nutzen können.
In Betrieb genommen werden soll das Becken voraussichtlich im Mai 2021, bis November soll das Projekt komplett fertig sein. Bis dahin werde laut Martin Wick das Hallenbad der Frankenland-Klinik mitgenutzt. "Ich freue mich aber schon sehr darauf, wenn unsere Patienten wieder in Bademantel und Schlappen zur Wassertherapie gehen können."
Gedreht wird in der Luft
In dieser Montur standen die Schaulustigen gestern teils auf den Balkonen oder an den Fenstern der Klinik. In der Luft waren die aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehenden Beckenteile zwar lediglich rund zehn Minuten. Mit Vorbereitung, Montage und vor allem dem Anlegen der Sicherungsseile war das Team um den Geschäftsführer von Vario Pool System aus Minden, Olaf Wendler, aber gut zweieinhalb Stunden beschäftigt.
Bei dem Becken handele es sich "schon um eine besondere Bauweise", sagt Wendler. Acht Wochen habe der Bau im Werk gedauert, zwei Nächte der Transport, ehe am Freitag gegen 3 Uhr die Schwertransporter in den Kurpark rollten. "Im ganzen wäre der Pool nicht transportierbar gewesen", erklärt Wendler. Später werde "aber keiner mehr sehen, dass es mal zwei Teile waren".
Ab Montag werde die kleine Lücke zwischen den Beckenteilen unter anderem verschweißt und poliert. Sie war das einzige, was für die Zuschauer von dem Loch im Rohbau übrig geblieben war, nachdem Olaf Wendler und seine Kollegen mithilfe eines Seiles das tonnenschwere Beckenteil so lange in der Luft gedreht
hatten, bis Wendler das Kommando gab und der Kran es passgenau einsetzen konnte.
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