Blaualgen trüben Badevergnügen in Obernzenn
18.7.2017, 14:10 UhrSchon der Anblick schreckt Badegäste vor einem kühlen Bad ab. Zumindest im Badebereich unterhalb des Parkplatzes und am Bootssteg, wo sich der grüne Algenteppich, der bläulich schimmert, gestern breit gemacht hat. Je nachdem, aus welcher Richtung der Wind weht, wechseln die Bakterienkolonien ihren Standort. In Ufernähe kann man sie bereits riechen, es müffelt leicht modrig-fischig.
Gestank ist gutes Zeichen
Das sei ein gutes Zeichen, sagt Dr. Dieter Krause, Leiter des Fachbereichs Monitoring und Biologie beim Wasserwirtschaftsamt Ansbach: "Wenns stinkt, sterben sie schon." Krause hat am Freitag erste Proben vom Gesundheitsamt bekommen und ausgewertet. Schnell habe er herausgefunden, dass es sich um Blaualgen handelt, wobei sie "weder blau noch eine Alge" sind, sondern Bakterien, die verschiedene Stämme bilden, die grün mit einem bläulichen Schimmer sind. Manche seien toxisch, manche nicht. Die Auswertung dauere ein paar Tage. Das Gesundheitsamt teilt auf WZ-Anfrage schriftlich mit, dass Cyanobakterienkolonien gefunden worden seien, die "als badegewässerhygienisch relevant eingestuft" werden.
Deshalb wurden auch Hinweisschilder am See aufgestellt, über die Besucher gewarnt werden sollen. Rot-weißes Flatterband sperrt das Ufer ab. "Bei Kontakt mit den Blaualgen oder dem Verschlucken von mit Toxin kontaminiertem Wasser können Schleimhaut-, Bindehaut- und Hautreizungen, Bindehautentzündungen, Durchfall, Fieber, Atemwegserkrankungen oder allergische Reaktionen auftreten", steht darauf.
Vergiftungsgefahr bei Kleinkindern
Besonders gelte die Warnung für Kleinkinder und Hunde, sagt Krause, der eine Gefahr nur dann sieht, wenn über einen längeren Zeitraum stetig größere Mengen der Bakterien mit dem Wasser getrunken werden. "Es besteht keine akute Vergiftungsgefahr, sodass man gleich tot umfällt." An Stellen, an denen die Alge nicht auftrete, können Erwachsene schwimmen gehen. "Jeder, der ästhetisches Empfinden hat, wird nicht reingehen", sagt Krause.
Jetzt könne man nur abwarten, dass die Blaualgen von alleine wieder verschwinden. Aktiv könne man nichts tun. Die Bakterien bilden sich in phosphor- und stickstoffreichen Gewässern. Umso mehr davon im Wasser ist, umso besser gedeihen die Bakterien, sagt Krause. Rein kommen die Stoffe entweder durch eine Abwasserrestbelastung, die er für Obernzenn ausschließt, oder durch Landwirte, die Kunstdünger und Gülle auf den Feldern ausbringen. Die Stoffe werden beispielsweise bei einem Regen in den See gespült. Auf Dauer helfe nur der Dialog mit den Landwirten, Begrünung der Felder im Winter, um Erosion zu vermeiden, oder das Aufkaufen von Grünstreifen rund um den See durch die Kommune.
Im Landkreis ist die Blaualge bisher nur im Obernzenner See nachgewiesen worden, sagt Rainer Kahler, Pressesprecher am Landratsamt. Der einzige weitere Badesee, der Weisachsee bei Schornweisach, sei nicht betroffen. In Obernzenn werde "die Situation vor Ort optisch und durch weitere Untersuchungen weiter beobachtet".
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen