Burg Hoheneck bietet 2016 vielfältige Seminare
5.1.2016, 20:35 UhrObwohl die endgültigen Zahlen noch nicht vorliegen, ist Simon Haagen mit dem abgelaufenen Jahr sehr zufrieden. Dabei freut er sich vor allem über viel Unterstützung. Einen „neuen Spendenrekord“ von mehr als 7000 Euro konnte er verzeichnen. Die Zuschüsse von der Stadt Nürnberg, des Bezirks Mittelfranken und aus dem Jugendprogramm der bayerischen Staatsregierung lagen für die Jugendbildungsstätte wohl nur bei 45 Prozent oder sogar darunter. Im Haushaltsplan würden üblicherweise etwa 50 Prozent angesetzt – somit sei mehr erwirtschaftet worden als gedacht, was ein erfolgreiches Jahr auszeichne. „Die Themen, die wir setzen, sind am Puls der Zeit“, sieht Haagen das Konzept bestätigt.
Fort- und Weiterbildungen richten sich an Ehrenamtliche und hauptberufliche Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit. Ferienseminare sollen Kindern und Jugendlichen eindrucksvolle Begegnungen bescheren. Gruppen und Schulklassen können aus mehr als 45 Jugendbildungsseminaren wählen. Dabei gibt es in allen Bereichen Klassiker und Premieren.
Spezielle Erste Hilfe
Erstmals wird beispielsweise ein spezieller Erste-Hilfe-Kurs für die Jugendarbeit angeboten. Besitzer der Jugendleiter-Card müssten ohnehin ihr Wissen in diesem Bereich auffrischen, erklärt Haagen, nun wurde ein eigenes Konzept entwickelt. „Man lernt dabei nicht, wie man Verletzte mit Motorradhelm versorgt, es geht um die Klassiker in der Jugendarbeit.“ Dazu gehören Schürfwunden, Prellungen und Stiche, „was bei Zeltlagern oder Ferienfahrten eben Standard ist“. Der Kurs findet allerdings in Nürnberg statt, um die Anreise für die Teilnehmer, die aus dem gesamten Bezirk kommen, möglichst praktisch zu halten.
Achtung Aufnahme heißt es im April in der Hörwerkstatt – eine Premiere. Während Theater- und Filmfortbildungen auf der Burg seit längerem gut laufen, wird erstmals vermittelt, wie man mit Jugendgruppen Hörspiele gestalten kann, „mit einfachen Mitteln wie Handys oder MP3-Playern“, erklärt Haagen. Ebenfalls neu ist „Wasserleben“. In diesem Seminar zu Nachhaltigkeit und Umweltbildung werden Methoden gezeigt, um Kinder und Jugendliche für die wichtige Ressource zu sensibilisieren. „Wir haben nur eine Welt“, erklärt Simon Haagen, „wir leben nur, als hätten wir zwei oder drei“. Mit Seminaren wie diesem soll ein Wandel in den Köpfen angeregt werden. Auch für Jugendverbandsarbeit ist wieder Zeit reserviert.
Generell haben Gruppen oder Schulklassen noch Chancen für einen Aufenthalt auf Burg Hoheneck – zumindest wenn etwas terminliche Flexibilität besteht. „Immer anfragen“, sagt Haagen. Mit den Vorbuchungen ist er aber schon „recht zufrieden“. Der Kalender sei gut gefüllt, einige Lücken gibt es noch.
„Die Ferienseminare sind eine bunte Mischung, da ist für jeden was dabei“, erklärt Haagen. Vom Einmaleins für Agenten über eine Reise durch fremde Kulturen, Einblicke ins Ritterleben oder Comics reicht die Palette. Zum Klassiker geworden seien die Mädchenkulturtage, an denen sich Elf- bis 16-Jährige künstlerisch und kulturell austoben können. Wie in den vergangenen zwei Jahren gibt es in den Sommerferien zwei einwöchige Angebote und vier Tagesseminare. Bei letzteren bauen die Teilnehmer einen Liegestuhl – „für profimäßiges Chillen“, sagt Haagen. Es wird Improtheater gespielt, aus Müll gebastelt und gefilzt. „Eine tolle Sache“, wie Haagen findet. Während diese im ersten Jahr gar nicht gebucht wurden, waren zwei Veranstaltungen 2015 ausgebucht, die anderen beiden zu 70 bis 80 Prozent. „Es hat gebraucht, bis das angelaufen ist.“ Am schnellsten ausgebucht ist meist die erste Sommerferienwoche.
Neben offenem Burgtor, Tag der offenen Tür und Weihnachtsmarkt kann die Öffentlichkeit auch beim Werkstattkonzert der Hohenecker Musikwoche die Burg besuchen. Die Jugendbildungsstätte ist außerdem an einem Pilotprojekt mit der Berufsschule II Nürnberg beteiligt. Flüchtlinge einer Berufsintegrationsklasse werden in zwei Jahren Richtung Ausbildung gebracht. Im ersten geht es um Spracherwerb, im zweiten um berufliche Inhalte. Ziel ist, die jugendlichen Flüchtlinge in Nürnberg zu vernetzen. „Wir möchten Angebote und Gesichter zeigen“, sagt Haagen, die Asylbewerber mit Jugendverbänden bekannt machen, ins Museum gehen, das Theater besuchen und vieles mehr. Einer Isolierung soll vorgebeugt werden. Das Auftaktwochenende fand auf der Burg statt. Es ging darum, Kompetenzen und Stärken zu erkennen und die Ausbildung in Deutschland zu erklären. Auch Kontakte zu Unternehmen sollen hergestellt werden.
Ein Zimmer frei
„Es sind kleine Kooperationen, die viel bewegen“, sagt Haagen. So hat die Burg beispielsweise von der Nürnberger Berufsschule umsonst alte Schränke bekommen, der Laster, um diese abzuholen, wurde vom Eigentümer kostenlos gestellt. „Wenn Geld übrig ist, stecken wir es in die Burg“, erklärt Haagen. Zwei bis drei Zimmer pro Jahr werden renoviert. Kürzlich wurden zudem der PC- und ein Putzraum saniert. Das bislang als Putzkammer genutzte Zimmer wird nun aber ein kleiner Gruppenraum – die festen Computer wurden durch Notebooks ersetzt. Sonst wären dessen schöne Fachwerkwände hinter einem Schrank versteckt worden. Die alte Hausmeisterwohnung wurde zu einem Domizil für den Bundesfreiwilligendienstler Benedikt Keitel und eine Semesterpraktikantin ausgebaut. Ein weiterer Bundesfreiwilligendienstler könnte noch unterkommen, diese Stelle hofft Haagen bald besetzen zu können.
Auch außen wird an der Burg ausgebessert. Wegen Sturmschäden am Dach musste an der Wetterseite ein Gerüst aufgestellt werden. Dieses nutzte die Stadt Nürnberg kurzerhand, um die Fenster neu verkitten zu lassen. Restauriert werden zusätzlich die Fensterläden. „Sie werden das Bild komplettieren und bald wieder rot-weiß ins Tal leuchten“, freut sich Haagen.
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