Circus Alberti sitzt in Bad Windsheim fest: Tiere brauchen Futter
19.11.2020, 06:00 UhrEigentlich wollten Alberto Frank und seine Familie schon in Crailsheim sein, doch noch stehen das Zelt mit Pferden, Ponys, Hunden, Kamelen und auch mit dem unternehmungslustigen Lama Aladin, das Anfang des Monats ausgebüxt war, sowie die verschiedenen Wohnwagen auf dem Festplatz der Kurstadt. Nicht nur, dass das nächste Engagement sehr unwahrscheinlich geworden ist, nun ist auch noch der Gabelstapler kaputt. Abreisen kann die Truppe des Circus Alberti nicht, Geld verdienen auch nicht.
Wie berichtet plagen Alberto Frank massive Existenzsorgen. Schon der Lockdown im Frühjahr war ein harter Schlag. Nachdem es im September endlich weitergegangen war, gibt es nun wieder verordneten Stillstand. Besonders bitter ist, dass wohl der Weihnachtszirkus in Crailsheim ausfällt. Die Show ist eine der Haupteinnahmequellen im Jahr.
Seit 16 Jahren tritt der Circus Alberti dort auf, aber nicht nur mit der eigenen Show, auch andere Artisten aus der ganzen Welt werden eingeladen. Drei Zirkuszelte wären dort aufgebaut worden. Vom 18. Dezember bis zum 6. Januar wäre umfangreiches Programm geboten worden. Heuer sollte die besondere Attraktion eine Dressurnummer mit weißen Tigern sein, erzählt Frank.
Der Zirkusdirektor hofft noch. Wenn kurzfristig das Signal käme, dass Vorstellungen möglich sind, würde er alles daran setzen, den Weihnachtszirkus abzuhalten. "Wir müssen das probieren", sagt er. Doch derzeit ergebe es keinen Sinn, nach Crailsheim zu reisen. Auch das kostet Geld, das er nicht hat. So lange der Gabelstapler nicht repariert ist – es fehlen noch Ersatzteile –, ist es ohnehin nicht möglich.
Das Leben muss weitergehen, auch ohne Auftritte. Die Tiere sind zu versorgen und die Kinder der Familie müssen zur Schule. Allerdings schon immer im Homeschooling. Zwei Mal in der Woche ruft eine Lehrerin an, einmal kommt ein Lehrer vorbei, wie Samantha Frank erzählt. Das junge Mädchen hat schon ihre eigene Nummer: mit Hula-Hoop-Reifen.
Kein Geld vom Staat
Staatlichen Hilfen gab es bisher keine, erzählt ihr Vater Alberto. Umso dankbarer ist er für die Unterstützung der Bad Windsheimer. Viele sind bereits dem Aufruf der Zirkusfamilie gefolgt. Immer wieder kommen Familien vorbei, sehen sich die Tiere an, bringen Möhren oder Brot, die meisten auch eine kleine Geldspende. Alternativ gibt es ein Spendenkonto bei der Postbank (IBAN DE46 5451 0067 0304 5286 79). "Die Tiere haben Hunger", sagt Alberto Frank. Bei einer Bäckerei darf er sich am Abend altes Brot abholen. Besonders wichtig ist aber, Stroh zu bekommen, auch da habe schon jemand zwei große Rundballen gespendet.
Vielleicht klappt es ja doch noch mit dem Weihnachtszirkus, wenn nicht, dann kann es sein, dass die zwölf Menschen und 40 Tiere versuchen werden, ihr Winterquartier in der Kurstadt aufzuschlagen: bis Ende Februar, bevor im März – hoffentlich – wieder eine Tournee beginnt. Alberto Frank wird sich in den kommenden Tagen mit Bürgermeister Jürgen Heckel treffen. Laut Heckel wird ein Termin vereinbart. Der habe privat den Zirkus bereits unterstützt.
Sollte das Unternehmen tatsächlich hier sein Winterquartier aufschlagen müssen, könnten neue Bad Windsheimer auf die Welt kommen. Zwei Kameldamen sind trächtig. Alberto Frank rechnet mit den Geburten im Januar oder Februar.
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