Corona: Ausgebüxtes Lama Aladin mit Circus gestrandet

5.11.2020, 18:30 Uhr
Corona: Ausgebüxtes Lama Aladin mit Circus gestrandet

© Foto: Anna Franck

Zeit für einen Ausflug: Das dachte sich am vergangenen Montag wohl Lama Aladin. Er und 29 weitere Tiere wie Kamele, Ponys oder Pferde gehören dem Circus Alberti an, der in der vergangenen Woche ein Gastspiel am Festplatz gab und seitdem dort vorübergehend gestrandet ist.

Ein "Schreckmoment" sei das freilich gewesen, erzählt Zirkusdirektor Alberto Frank, als er merkte, dass das 16 Jahre alte Lama – mal wieder – entwischt war. Die 20-köpfige Zirkusfamilie habe sich daraufhin auf ihre Fahrräder geschwungen und nach dem Vierbeiner gesucht. Auch die Polizei und einige Bürger halfen mit. "Am Ende waren bestimmt 50 Mann unterwegs", schätzt Alberto Frank. Nach etwa einer Stunde hatte Aladin, der einst im Zirkus geboren ist, wohl genug, trat den Heimweg an und konnte schließlich eingefangen werden.

Der Bericht in der Windsheimer Zeitung rief daraufhin einige Bürger auf den Plan, die die Familie mit Spenden und Futter unterstützen wollten. Gesten, für die Alberto Frank gerade in der Pandemie-Zeit dankbar und auf die er angewiesen ist. Denn der Teil-Lockdown bedeutet für das Familienunternehmen in der neunten Generation: Arbeitsstopp. Keine Vorstellungen. Kein Geld. Und das zum zweiten Mal dieses Jahr. Zuschüsse oder Soforthilfemaßnahmen kriege der Zirkus nicht. "Die Tiere wollen aber trotzdem fressen. Das sind keine Maschinen, die man einfach ausschalten kann", sagt Alberto Frank.


Bad Windsheim: Lama büxt aus Zirkus aus


Ab September waren Vorstellungen zwar wieder möglich, aber unter strengen Auflagen. Während unter normalen Bedingungen rund 500 Menschen Platz im Zelt finden, konnten nur noch 100 eingelassen werden. Gekommen zu den Vorstellungen in Bad Windsheim seien je zwischen 40 und 50 Besucher. "Die Leute haben Angst", sagt Alberto Frank, der diese auch verstehen kann.

Es ist eine harte Probe für den Zirkusdirektor, der am Leben in der Manege hängt. "Ich bin da reingeboren, genauso wie mein Vater und jetzt meine Kinder", erklärt er. Freilich höre er immer wieder, dass er den Betrieb aufgeben solle, es sich nicht lohne und er sich lieber eine Arbeit suchen solle. Aber das sei nun mal nicht Seins. "Wir werden zwar nicht reich, aber wir leben dafür", erklärt Alberto Frank.

Erst die Tiere, dann die Menschen

Auch mit Kritikern aus dem Tierschutz bezüglich Tierquälerei muss sich der Zirkusdirektor immer wieder auseinandersetzen. Erst die Tiere, dann die Menschen – das sei der Grundsatz, der bei ihm gelte. "Die Tiere sind unser Kapital, mit denen wir auch Geld verdienen", sagt Alberto Frank. Würden diese gequält werden und die Zuschauer das merken, würde doch niemand mehr kommen.

Noch bis Ende nächster Woche wird der Circus Alberti am Festplatz zu finden sein. Danach geht es für die Familie weiter nach Crailsheim, um dort am 18. Dezember einen Weihnachtszirkus zu präsentieren – sofern es Corona zulässt. Bis dahin lädt Alberto Frank Familien mit Kindern ein vorbeizukommen, um sich beispielsweise die Tiere anzuschauen. Wer unterstützen mag, darf Futter wie Heu für die Tiere mitbringen. Frank: "Das würde uns helfen, über die Runden zu kommen."

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