Corona-Krise: Gastronomen sehen keine echte Perspektive auf Öffnungen
29.4.2021, 06:00 Uhr"Ganz zufriedenstellend" sei die Lage bei Herbert Schmidt, Chef von Gaststätte & Café Rosenleite in Obernzenn. Er biete Essen to go an, der Getränkeverkauf fehle ihm zwar, aber die Familie komme über die Runden. "Man kann es ja nicht ändern."
Schmidt hat sich genauso mit der Situation arrangiert wie auch Stefan Kornder vom Gasthof Zum goldenen Hirschen in Burgbernheim. Der Familienbetrieb liefere unter der Woche jeden Mittag zwischen 35 und 60 Essen aus. Dazu kommt das Essen to go am Sonntag. Er habe das Glück gehabt, schon vor Corona den Lieferservice für Tagesessen aufgebaut zu haben, gibt er zu. Kornder käme momentan gut zurecht, meint er. "Schön ist was anderes, Zukunft hat es auch nicht", betont er aber. So sei es aus seiner Sicht unmöglich für Gastronomen, in ihre Betriebe zu investieren. "Corona wirft dich da sieben, acht Jahre zurück", sagt er.
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Salza und Genusswerk in Bad Windsheim – beides geschlossen – seien vor allem abhängig von der Franken-Therme, sagt Birgit Rienecker, Geschäftsführerin der Rienecker Gastronomie GmbH. Solange die Therme nicht ganz geöffnet hat, wäre ohnehin wenig los. "Lieber warten wir noch ein bisschen", sagt Rienecker, die trotz der langen Schließung verständnisvoll und optimistisch bleibt. Eine zeitliche Perspektive wäre für sie wünschenswert, noch hält die Firma gut durch, doch das finanzielle Polster schmelze.
"Habt ihr offen? Brauchen wir einen Test?" Solche Fragen beantwortet Andreas Kurz vom Weingut Schürmer in Ipsheim mehrmals täglich. Seine Vinothek ist permanent offen gewesen. Was viele nicht wissen: Sie gelte als systemrelevant. Aber: "Der Probierschluck, wegen dem viele in eine Vinothek kommen, fällt weg", erklärt Kurz. Neue Kunden, die seine Weine noch nicht kennen, kaufen so weniger, schätzt der Winzer.
Tests ein sinnvolles Mittel?
Mit Blick auf Öffnungen ist Stefan Kornder vorsichtig. Da seien die Voraussetzungen der Betriebe viel zu unterschiedlich, als dass man pauschal sagen könnte, es würde sich finanziell lohnen, beispielsweise die Außengastronomie wieder zu erlauben. Von Corona-Tests vor Ort als Vorschrift halte er auch wenig, gerade für kleine Betriebe sei das im Verhältnis zu viel Aufwand. Er würde Lösungen über Apps bevorzugen. Auf Tests verzichten würde auch Herbert Schmidt. "Da gibt's nur Ärger", prophezeit er. Man vergraule die Leute.
Frühestens im Juni rechnet Joachim Schwemmer vom Gasthaus Zum goldenen Hirschen in Lenkersheim mit Außengastronomie. Tests sieht er als Option für kleinere Betriebe, nicht aber für solche, die auf Masse ausgelegt sind. "Es gibt eine Chance und die heißt Impfen", sagt der Gastwirt. Weil Schnelltests nur eine Momentaufnahme darstellen, wäre es Birgit Rienecker lieber, ihre Gäste würden künftig mit einem Impfpass vor der Türe stehen. Schwemmer spricht von einem "Impfpass am Smartphone".
Was alle Befragten auf ihre Art sagten, bringt beispielhaft Schwemmer auf den Punkt: "Wir machen weiter, uns bleibt nichts anderes übrig. Wir bleiben positiv und wollen nicht jammern."