Dem "Vater" des Freilandmuseums
7.12.2010, 10:58 Uhr
Neben Innenminister Joachim Herrmann und den übrigen Rednern aus dem politischen Lager, welche voll des Dankes waren und Bedals Lebenswerk mit blumigen Worten honorierten, ließen ihn auch seine Kollegen aus dem Museum und der Wissenschaft hochleben.
Den Anfang machte der Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, Dr. G. Ulrich Großmann. Der ambitionierte Volkskundler, der mit Bedal im Arbeitskreis für Hausforschung (AHF) tätig ist, lobte die Arbeitsweise des scheidenden Freilandmuseumsdirektors in den höchsten Tönen: „Er hat in Sachen Häuserforschung viel geleistet“, betonte Großmann. In einer Zeit, in der in vielen Freilichtmuseen beim Wiederaufbau alter Häuser noch von deren angenommenen Urzustand ausgegangen worden sei, habe Bedal bereits neue Wege eingeschlagen. „Er hat Veränderungen, die es im Laufe der Haushistorie gegeben hat, mit reingenommen und so eine viel realistischere Abbildung erreicht.“ Dem sei es zu verdanken, dass das Fränkische Freilandmuseum kein „Häuserzoo“ sei, sondern man hier mit der Lupe bewaffnet an den Wänden Hausforschung betreiben könne.
Verdienste um die Wissenschaft
Neben all der Arbeit, die die Leitung eines Museums und eines Arbeitskreises – Bedal steht seit vielen Jahren dem AHF vor – bedeute, habe er trotzdem immer Zeit gefunden, zu forschen und seine Erkenntnisse in umfangreichen und fundierten wissenschaftlichen Abhandlungen festzuhalten. „Da geht er mit leuchtendem Beispiel voran, viele stellen in Positionen wie seiner die Forschung ganz hinten an,“ lobte Großmann den Kollegen und Freund weiter. Jetzt wo Bedal in Pension gehe, habe er ein Vielfaches mehr an Zeit für das Schreiben – da könne man gespannt sein. Von der Universität Würzburg, an der Konrad Bedal seit einigen Jahren als Professor für Volkskunde tätig ist, war Professor Wolfgang Brückner angereist, um den Lehrstuhlkollegen mit einem Grußwort aus der Wissenschaft zu ehren. „Dieser Termin ist keine Verabschiedung aus der Wissenschaft. Konrad Bedal wird ihr endlich zurückgeschenkt“, erklärte Brückner. Befreit vom Verwaltungskram könne dieser sich ganz dem Forschen widmen.
Uns Wissenschaftler ereilt das unter Pensionären weit verbreitete prämortale Fluchtssyndrom nicht“, erläuterte der Volkskundler mit einem Augenzwinkern. Statt plötzlich auf Weltreise zu gehen, ein Übermaß an Sport zu treiben oder zum Heimwerker zu mutieren, könnten sie sich einfach an den Computer setzen und ihr nächstes Werk in die Tasten hauen.
Bedenke man Bedalsche Bücher wie „Fachwerk in Franken vor 1600 – eine Bestandsaufnahme“ oder das bereits zum Standardwerk gewordene „Historische Hausforschung. Eine Einführung in Arbeitsweise, Begriffe und Literatur“, sei Vorfreude angebracht. Gut möglich, dass sich Bedals Renommee durch zukünftige Werke vergrößere, ein „Wissenschaftler zum Anfassen“ würde der „am Boden gebliebene“ Hausforscher dennoch immer bleiben.
Gerne alle Verdienste Bedals um das Freilandmuseum detailliert „ausgepackt und ausgemalt“ hätte Karl-Friedrich Künzel, Vorsitzender des Fördervereins Fränkisches Freilandmuseum. „Das bleibt mir aber leider verwehrt, da mir gesagt wurde, ich darf über alles sprechen, bloß nicht über fünf Minuten,“ scherzte Künzel. Drei Gebäude wolle er stellvertretend für das großartige Lebenswerk Bedals sprechen lassen: Das Jagdschlösschen Eyerlohe, die Spitalkirche und das in ihr untergebrachte „Museum Kirche in Franken“ und das Bauernhaus aus Reichersdorf. Er sei der geistige Vater jedes dieser Projekte und habe sie auf „teils steinigem Weg“ zur Realisierung gebracht. Sowohl durch die Spitalkirche als auch durch das Jagdschlösschen sei das Museum um zwei ganz neue Aspekte bereichtert worden – um den der Religions- und der Adelsgeschichte.
Für das Bauernhaus aus Reichersdorf, das derzeit im Aufbau ist, hatte Künzel einiges an Inventar dabei. Darunter zwei historische Krüge, die, wie er erklärte, mit guter Absicht gefüllt seien. „Und zwar mit der, dass der Förderverein des Museums, das Bauernhaus als eines der letzten Werke Konrad Bedals fertigfinanziert.“
Ganz ohne „künstliche Fassade“
Darüber dürfte ohne Frage auch Herbert May hoch erfreut sein. Der zum Schlussredner auserkorene Nachfolger Bedals betonte, nicht pathetisch werden zu wollen, doch sei ihm angesichts des „Weggangs des wohl großartigsten Chefs nicht nach einer heiteren Rede zu Mute“. Kompetenz, Herzenswärme und Menschlichkeit sowie die Tatsache, dass er „einfach so ist, wie er ist – ohne künstliche Fassade“, zeichneten Bedal ebenso aus, wie ein gekonnter Führungsstil: „Er hat uns immer Freiräume für unsere Kreativität gelassen und uns sein Vertrauen entgegengebracht. Eine fruchtbarere Basis zur Zusammenarbeit könnte es kaum geben“, erklärte May.
Dass er einmal in Bedals Fußstapfen treten würde, hätte er nie gedacht. Diese seien „gewaltig groß“ und die Aufgabe ein Museum, das wie das Freilandmuseum kaum zu optimieren sei, würdig weiterzuführen, keinesfalls eine einfache. „Aber ich bin Bedalianer und habe mein Handwerk aus erster und bester Hand gelernt“, zeigte sich May zuversichtlich. Er werde das Freilandmuseum in Bedals Sinne weiterführen – lebendig, besucherorientiert und mit dem Fokus darauf, fundiertes Wissen zu vermitteln.
Bedal selbst, der es sich nicht nehmen ließ, ein „Schluss-Schlusswort“ zu sprechen, zeigte sich mehr als gerührt über all die positiven Worte. „Mich nach einer so langen Zeit verabschieden zu müssen, fällt mir wirklich schwer“, erklärte er. Er sei immer gerne Museumsleiter gewesen – „trotz des gelegentlichen Ärgers und Irrsinns“ – und hoffe, dass auch May diesen Posten genießen werde. „Ich bin mir sicher, dass er das Bewährte beibehalten und die hier und da vorhandenen Unzulänglichkeiten beseitigen wird,“ wandte er sich an May und betonte, dass er sich auf ein weiteres Miteinander in der Forschung freue. Dass dürfte auch May entsprechen, erträumte dieser sich doch einen „neu zu gründenden Museums-Aufsichtsrat mit Bedal als einzigem Mitglied.“