Der Apothekergarten im Kurpark wird neu bepflanzt
19.4.2011, 08:43 UhrGrundlage bildet ein Beschluss des Stadtrates aus dem Sommer 2010: Nachdem der Garten, der nicht nur von den Apotheken gestiftet wurde, sondern auch jahrelang unter deren Obhut stand, zuletzt nur noch hin und wieder von einem Stadtgärtner gepflegt wurde und dementsprechend mehr und mehr verkam, fiel die Entscheidung zur Instandsetzung.
Wunschkandidat des Rates war Johannes Mayer. Der gebürtige Windsheimer ist Leiter der Forschungsgruppe Klostermedizin der Uni Würzburg und ein Experte auf dem Gebiet der Heilkräuterkunde.
„Dass die Wahl auf mich fiel, hatte aber sicher auch damit zu tun, dass ich bereits Erfahrung mit der Gestaltung von Heilpflanzengärten habe“, erklärt Mayer. Vor einigen Jahren habe er den Klostergarten des Schloss Obertheres – eine ehemalige Benediktinerabtei - bei Hassfurt gestaltet. Dabei seien passend zum geschichtsträchtigen Umfeld zwei mittelalterliche Heilkräuterbücher umgesetzt worden und ein für die damalige Zeit typischer Klosterkräutergarten entstanden.
Historisches System
Für den Bad Windsheimer Apothekergarten plant Mayer etwas anderes. „Er wird zwar ebenfalls nach einem historischen System aufgebaut, aber in einer Art Chronologie“, erklärt der Medizinhistoriker. Die Beete würden so bepflanzt, dass man anhand ihrer Anordnung nachvollziehen könne, wie sich die Heilpflanzenmedikation bei uns im Laufe der vergangenen 2000 Jahre entwickelt hat: So werden sich im ersten Beet Pflanzen wie Salbei und Thymian finden, die bereits in der Antike zu medizinischen Zwecken verwandt wurden.
Geht der Apothekergartenbesucher weiter „durch die Zeit“ wird er unter anderem Heilgewächse kennenlernen können, die seit dem Mittelalter genutzt werden – darunter Exotisches wie die von Arabern nach Europa gebrachte Artischocke. Der Finalpunkt der „epochenübergreifenden Heilkräuterschau“ die rund 100 verschiedene Pflanzen umfasst, liegt in der Neuzeit - aus ihr sind unter anderem Passionsblume und Gingko vertreten.
Anregung für Interessierte der Alternativen Medizin
„Die meisten der im Garten vorkommenden pflanzlichen Heilmittel werden immer noch eingesetzt“, erläutert Mayer. Gegen welches Leiden sie angewandt werden, wird jeweils auf ihrem Namensschild mit vermerkt, so dass der Apothekergarten eine Anregung für all jene bildet, die sich für alternative Medizin interessieren. Das freilich hatte sein „Vorgänger“ - dessen Bepflanzung nach Indikationen wie Husten oder Magenproblemen strukturiert war – ebenfalls getan, als er noch in Schuss war.
„In ihm waren zudem bereits etliche der Pflanzen zu finden, die auch in die neue Anlage sollen. Soweit ihr Zustand es zulässt, werden wir sie alle wiederverwenden“, sagt Mayer. So bleibt ein Stück dessen erhalten, was die Bad Windsheimer Apotheker vor nunmehr 20 Jahren gestiftet hatten.
Etwas Neues
Die alte Struktur beizubehalten, war nicht in Frage gekommen, da die Stadt zur Finanzierung des Projekts – Kostenpunkt sind 22 000 Euro – einen Zuschuss benötigt. Diesen erhält sie über die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Aischgrund aus dem Leader-Plus-Förderprogramm. Dabei war Voraussetzung, dass man den Garten nicht nur saniert, sondern etwas Neues auf die Beine stellt.
„Das ist mit der geschilderten medizinhistorischen Gestaltung der Fall, denn so etwas gibt es bisher noch nicht “, erklärt Johannes Mayer. Nachdem er den Entwurf für die Bepflanzung im Herbst vergangenen Jahres bei der Stadt abgegeben hatte, legte diese ihn samt einem Antrag auf Förderung der LAG vor. Diese prüfte ihn und sagte den Zuschuss – knapp 50 Prozent der Kosten – zu.
Es geht bald los
Nun steht dem Aufbau des neuen Gartens nichts mehr im Wege. Die Stadt, die über eine Ausschreibung eine geeignete Gärtnerei oder Landschaftsbaufirma sucht, will den Startschuss noch im April geben. Dann dürften nach Mayers Einschätzungen zwei Monate vergehen, bis alles sitzt: Von der Beeteinfassung über die Bepflanzung bis zur Beschriftung. NICOLA MENKE „So etwas gibt es bisher noch nicht.“ Johannes Mayer
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