Fränkisches Freilandmuseum: Eigenes Team für die Ökologie
9.12.2020, 06:00 UhrHand in Hand gingen die Bereiche Landwirtschaft und Gartenbau beim Freilandmuseum ohnehin schon, nun aber wurden personelle Veränderungen für eine strukturelle Umorganisation genutzt. Um den hohen Stellenwert der Ökologie in der Museumsarbeit zu unterstreichen, wurde ein neues Team gebildet, an dessen Spitze Renate Bärnthol steht.
Die Diplom-Ökologin und Gartenbau-Ingenieurin ist für Museumsleiter Dr. Herbert May "eine der profiliertesten Ökologinnen" in den deutschen Freilichtmuseen. Unter ihrer Ägide wurde in den frühen 1990er-Jahren ein Projekt zum Schutz gefährdeter Ackerwildkräuter in der Bezirkseinrichtung gestartet, für das das Museum vor neun Jahren ausgezeichnet wurde.
Zuständig für die Schafe
Für Teilbereiche war Renate Bärnthol ohnehin bereits zuständig, etwa für die Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst und die Absolventen eines Freiwilligen Ökologischen Jahres. Neu stießen Gärtner Jürgen Seemann sowie die Landwirte Gerhard Enßner und Werner Schneider, die bislang dem Betriebsbauhof zugeordnet waren, zum Team. Darüber hinaus verstärkt Nicole Hammel die Landwirte im Museum, sie war zuletzt im Museumsdienst tätig, einer ihrer Schwerpunkte ist laut Renate Bärnthol die Schafhaltung.
Nach dem Weggang des letzten Schäfers zeichnet das Museum selbst für die Schafhaltung in zwei Gruppen verantwortlich, ein Teil der Tiere ist in der Museumspädagogik im Einsatz, der andere Teil ist zur Pflege und Unterhalt der Grünflächen auf dem Gelände unterwegs. Angesichts der Vielzahl an kleinen Arealen etwa um die Häuser ist die Ökologin dankbar für die tierische Unterstützung, mittelfristig ist eine Aufstockung vorzugsweise um ältere Rassen angedacht. In den zahlreichen Gärten halfen bis in den November hinein, wie bereits im Frühjahr während des Lockdowns, zusätzlich Mitarbeiter aus dem Museumsdienst aus, was den Beeten gutgetan hat. "Wir haben ganz viel vorwärtsgebracht", sagt Renate Bärnthol dankbar für den tatkräftigen Beistand.
Sehr viel ruhiger wird es für die Mitarbeiter aus dem Bereich Ökologie auch in den Wintermonaten nicht werden, "es ist immer was zu tun", sagt sie. So muss die Gehölzpflege bis spätestens zu Beginn der Brutzeiten abgeschlossen sein, hinzu kommen die Pflege und sachgerechte Einlagerung des Saatgutes und, für Renate Bärnthol eine regelmäßig wiederkehrende "Dauerbaustelle", der Unterhalt der Flechtzäune in der Mittelalter-Baugruppe.
Zusätzliche Aufgaben
Häufiger als sonst ist die Ökologin zwischenzeitlich im Gelände unterwegs, dass sie deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat, "macht viel Spaß". Nur zum Teil neu sind für sie die Büroarbeiten im Bereich Landwirtschaft, der früher enge Schulterschluss mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf wurde diesbezüglich gelockert, weshalb das Freilandmuseum zwischenzeitlich wieder als eigenständiger Betrieb geführt wird, was zusätzliche Aufgaben zum Beispiel bei der Erfassung der landwirtschaftlichen Flächen bedeutet.
Ganz nebenbei beschäftigt sich Renate Bärnthol derzeit mit Museumsmitarbeiter und Naturschutzexperte Hans Seitz intensiver mit den Zusammenhängen der historischen Gebäude und der Vogelwelt im Freilandmuseum. Im Gegensatz zu modernen Wohngebieten finden der Hausrotschwanz oder auch die Rauchschwalbe im Museum Gebäude mit allerlei Nischen und Ritzen, komplettiert werden die optimalen Lebensbedingungen durch Lehmpfützen auf den Wegen und über das Gelände verteilte Hecken. So können Vogelarten die Tierwelt im Museum bereichern, die auf derartige Lebensräume angewiesen sind.
Mit Blick auf die Landesgartenschau
Es sind Themen wie diese, die tierischen Bewohner, aber auch Ökologie generell, die bei den Besuchern "sehr, sehr gut" ankommen, wie Museumsleiter May sagt. Bei den Informationsblättern des Freilandmuseums gilt ein Band über Hausgärten "fast schon als Bestseller", erzählt er, kaum weniger gefragt sind Informationen zu Heil- und Gewürzkräutern. Die Abtrennung eines eigenen Bereichs Ökologie ergab für den Museumsleiter daher Sinn, auch mit Blick auf die anstehende Landesgartenschau in Bad Windsheim, an deren Ausgestaltung das Freilandmuseum mitwirken will. "Wir sind zwar vorrangig ein Museum alter Gebäude, aber eben nicht nur."
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