Freilandmuseum: Neues Bauernhaus wurde eröffnet
20.10.2013, 19:17 UhrSo, wie das 1696 errichtete Bauernhaus mit dem breiten Giebel mit verdoppelten Fußstreben jetzt aussieht, kennen es die Schmidts nicht. „Außen war alles verputzt“, sagt Erika Schmidt. Das schöne Fachwerk sei verdeckt gewesen. Der ins Haus integrierte Stall sei zuletzt größer gewesen, die Küche war Teil der Stube im Erdgeschoss.
Gewohnt hat darin im Landkreis Forchheim lange niemand mehr, erzählt Reinhold Schmidt. 1972/73 zogen die letzten Mieter aus. Vorher hatten seine Großeltern darin gelebt. Seine Eltern hatten für sich einen Schafstall umgebaut. Dann verfiel das Haus Stück für Stück. Zum Erhalten hätten sie die Mittel nicht gehabt, sagt Erika Schmidt.
Ort für erste heimliche Zigarette
„In den 1980er-Jahren sind wir als Kinder darin herumgeräubert“, erinnert sich Florian Derwick aus Unterlindelbach. Viele Einwohner des Ortes, der Bürgermeister Wolfgang Rast des Marktes Igensdorf, zu dem Unterlindelbach gehört, die Trachtentanzgruppe und der Musikverein Igensdorf waren zu dem Festakt gekommen. Den Kindern sei es eigentlich verboten gewesen, in das Haus zu gehen. Doch es sei „mitten in der Ortschaft“ gestanden, da hätten sie sich nicht aufhalten lassen, sagt Derwick. Sogar seine erste Zigarette habe er darin geraucht, gesteht er. Bis 1993 sei im Obergeschoss des Hauses Getreide gelagert gewesen, sagt Reinhold Schmidt. Dann haben die Schmidts ein neues Lager dafür gebaut.
An den ersten Kontakt mit dem Freilandmusem erinnert sich Erika Schmidt noch genau. Ein Sonntagnachmittag Mitte der 1980er-Jahre sei es gewesen. Sie sei im Hof gewesen, als plötzlich ein Auto anhielt. Der Mann der Ausstieg, Konrad Bedal, habe sie gefragt, ob sie das Haus wieder herrichten. Dafür hätten sie kein Geld, habe sie geantwortet. Von da an seien die Schmidts mit dem damaligen Leiter des Freilandmuseums in Kontakt gewesen. Aufgefallen sei es ihm wegen des lehmverputzten Giebels, erzählt er. 1993 sei das Haus dann vermessen worden. Der Abbau begann 2006, der Wiederaufbau 2009. „Es war ein langer und zäher Weg bis hierher“, sagte Museumsleiter Herbert May.
Mit dem „herrlichen alten Bauernhaus“ sei das Freilandmuseum um eine Attraktion reicher geworden, sagte Christa Naaß, die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin. Für sie sei es ein besonderer Tag, da es das erste – aber wie sie sicher ist nicht das letzte – Haus im Museum ist, das sie eröffnet hat. Möbliert ist das Haus nur wenig, stattdessen beherbergt es eine Dauerausstellung zum Kirschenanbau, ein traditionell bedeutender Betriebszweig in der Fränkischen Schweiz, weshalb auch Kirschenkönigin Marina Fink im Freilandmuseum war. Bewohnt ist es aber: Im Stall stehen die Museumsochsen Hans und Fritz.
Im Haus geht es auch um Wärmedämmung. Zwei Öfen gibt es: Einen im Obergeschoss in einer Austrags- beziehungsweise Seniorenwohnung, erläutert May. Der zweite im Erdgeschoss in der Stube. Besonders an der Stube ist, dass diese im 19. Jahrhundert mit einer Ziegelvormauerung gedämmt wurde. Aber nicht nur. „Der Stubenofen war mehr als Wärmelieferant“, sagte May. In ihm wurde von der Küche aus gekocht und er diente als Saunaofen. In einem mit einem Vorhang geschlossenen Winkel, der sogenannten „Höll“ konnte ein Schwitzbad genommen werden. Bei dem im Unterlindelbacher Haus präsentierten Ofen handelt es sich allerdings nicht um das Original, wie Erika Schmidt erklärt. „Der grüne Kachelofen aus der Stube steht bei uns daheim im Wohnzimmer.“
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