Gastredner macht Schick "ein bisschen sprachlos"

14.01.2019, 14:18 Uhr
Gastredner macht Schick

© Foto: Erzdiözese Bamberg/Hendrik Steffens

 An den Stehtischen beim anschließenden Austausch hatten die meisten Annwesenden nur ein Thema: Die Thesen des 32-jährigen Flügge zu nötigen Veränderungen in Kirchen und Gesellschaft.

Bischof Schick dankte in seiner Rede unter anderem für den Einsatz der vielen Menschen in den katholischen Gemeinden, Institutionen und Verbänden, sparte aber auch die Probleme nicht aus. So sprach er selbst den Missbrauch in der katholischen Kirche an. "Schlimmes ist ans Tageslicht gekommen. Aber das ist besser, als dass es im Dunkeln bleibt", sagte er. "Es ist unser und mein fester Wille, alles im Erzbistum Bamberg zu tun, was den Opfern Heilung bringt und Wiedergutmachung leistet und was die Täter bestraft."

Durch Prävention solle alles getan werden, was solche Taten verhindert. Er forderte eine moralische Erneuerung, die bei jedem einzelnen beginnen müsse. "Wer Gott liebt, der kann seinen Geschöpfen nichts Böses antun." Jeder müsse achtsam für die Kleinen, Schwächeren und Hilfsbedürftigen sein. Er sprach auch Probleme wie den Pflegenotstand an, der ihm Sorgen bereite.

Den Referenten kündigte er als jemanden an, der "für klare Worte und entschiedene Einsichten" bekannt sei und auf dessen Impulse er sich freue. Der Germanist und Politologe hielt dann selbst mit harscher, doch mit viel Humor gewürzter Kritik vor allem an der katholischen, aber auch an der evangelischen Kirche sowie der Gesellschaft als Ganzes nicht hinterm Berg. Er griff die Thesen aus seinem 2018 erschienenen Buch "Eine Kirche für viele statt heiligem Rest" auf, in denen er eine Kirche neuen Charakters fordert.

Nach einer Studie der evangelischen Kirche würden nur acht Prozent der 19- bis 27-Jährigen es wichtig finden, sich für andere zu engagieren. Doch die Jugend sei "immer der Spiegel des Jetzt", also der "Welt, die wir in 20 Jahren erschaffen haben, die die ständige Selbstoptimierung in den Mittelpunkt stellt", betonte er. Die katholische Kirche als "größte Institution in Deutschland" mit mehr als 23 Millionen Mitgliedern sieht er besonders in der Verantwortung, etwas zu ändern. "Aus großer Kraft folgt immer große Verantwortung."

Dem schwierigen "Wie" versuchte sich Flügge dann auch noch "anzunähren". Er kritisierte unter anderem den "Mangel an Beziehung", emotionalen Bindungen. Zur Erstkommunion gingen die meisten noch, doch danach reiße es häufig ab. Statt immer neue Spezialangebote zu erfinden bis hin zum Rap-Gottesdienst, sollten Haupt- und Ehrenamtliche mehr auf die Menschen zugehen. Wieso nicht auch an den Haustüren klingeln und einmal Hallo sagen. Die Art der Zeugen Jehovas wollte er nicht als leuchtendes Beispiel präsentieren, doch würden sie im Gegenteil zur katholischen Kirche an Mitgliedern gewinnen. Er selbst sei bereits sieben Mal umgezogen. Bindung spüre er aber nur zu den Gemeinden seiner ersten beiden Lebensstationen. Die Seelsorge der Kirche sollte nicht an regionalen Grenzen haltmachen. Wieso nicht Kontakt halten, sich von dem Priester trauen lassen, den man kennt? Er plädierte für ein Fortschreiben von Beziehungen, was mit den modernen Medien kein Problem mehr sei.

Kommunikation und das Treffen von Entscheidungen funktioniere über Emotion. Doch die Nicht-Kirchgänger würden die Institution nur aus der Tagesschau kennen und da präsentiere sie sich mit ihren Funktionsträgern.

Nach Flügges Rede musste der Bischof bekennen: "Ein bisschen sprachlos haben sie mich schon gemacht und ein bisschen nervös." Er versicherte aber auch, "Ich habe ihnen gut zugehört". Er forderte die Anwesenden zum Mitdenken auf: "Lasst uns überlegen, wie wir das, was Herr Flügge uns gesagt hat, umsetzen können." Auch wenn er noch nicht wisse, wie das alles zu schaffen sei, es passe zum Jahresmotto: "Getauft und gesendet".

Menschen, die die Botschaft Flügges wirken lassen können, waren viele in der Halle: Haupt- und Ehrenamtliche aus dem katholischen Erzbistum Bamberg, aber auch Vertreter aus Politik und Verbänden sowie der evangelischen Kirche hatte Schick in die Kurstadt geladen.

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