Gemeinsam Windsheimer Milchpreise retten

04.06.2012, 11:11 Uhr
Gemeinsam Windsheimer Milchpreise retten

© Hans-Peter Hahn

„Wir haben die Milchquote nicht gemacht. Die europäische Agrarpolitik wird in Brüssel bestimmt“, sagte Boschet. Bei weiter steigender Milchproduktion – vor allem in Asien und in Amerika – sei es sehr schwierig, die Märkte im Gleichgewicht zu halten. In der globalisierten Welt zähle nur Wachstum, so Boschet. Fraglich sei, ob dieses Wachstum sich positiv auf die Produzenten auswirke, da die Aufnahmefähigkeit der Märkte nicht steige.

FDP-Bundestagsabgeordneter Rainer Erdel gab einen umfassenden Überblick über agrarpolitische Problemfelder. Schwierigkeiten bereite die Zahlungsschwäche in verschiedenen Ländern der Europäischen Union. Die Außenstände deutscher Molkereien, vor allem in Italien, würden sich derzeit auf etwa neun Millionen Euro belaufen.

Dass die Milchquote tot ist, daran besteht für Erdel, der selbst Landwirt ist, kein Zweifel. Eine Lösung für die „Nachquotenzeit“ sieht der Politiker im Zusammenschluss der Milcherzeuger. Nur durch „Bündeln“ könnten die Erzeuger einen vernünftigen Preis für ihre Produkte erzielen. Ein enger Schulterschluss zwischen Landwirten und Molkereien sei notwendig, um auf den expandierenden Weltmärkten bestehen zu können.

Die Tierschutzgesetzgebung sei bestimmt durch eine gesellschaftliche Diskussion, in der die Größenordnung der Masttierhaltung gleichgesetzt werde mit Tierquälerei. Bei den Knackpunkten wie die Schwanzkupierung, die Enthornung von Kälbern, die Ferkelkastration, dem Schenkelbrand bei Pferden und neuen tiermedizinischen Rahmenbedingungen finde man eine schwierige Situation vor.

Immer weniger Holz

In der Waldwirtschaft werde der Holzpreis steigen müssen. Der Holzindustrie ginge bei steigenden Heizölpreisen und wachsendem Verbraucherinteresse der Rohstoff aus,so Erdel.Es werde rege importiert und außerdem seien 75 Prozent der Waldfläche nicht mehr in landwirtschaftlichem Besitz.

Im Zusammenhang mit der aktuellen energiepolitischen Diskussion zeichnet sich für Erdel bei den erneuerbaren Energien ein zusätzliches Einkommen für Landwirte ab. In Bayern allerdings mit fünf Kernkraftwerken sei deren Stromleistung alleine durch Biogasanlagen nicht zu ersetzen. Ergänzung durch Windkrafträder und Photovoltaik sei hier sinnvoll.

Ein großes Problem bereite derzeit eine neue, bizarre Verordnung über die Lagerung von Gülle und Jauche. Die künftigen, unterirdischen Lager sollen doppelwandig, begehbar und mit eindeutiger Leckerkennung ausgestattet werden. Der Umbau würde hier für 50 Prozent der Landwirte das Aus bedeuten. „Ein Super-GAU für die Landwirtschaft“, sagte Erdel.

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