Jungvögel helfen bei Aufzucht der Brut

10.06.2011, 12:00 Uhr
Jungvögel helfen bei Aufzucht der Brut

© Andreas Pauldrach

Zum einen sind es Zugvögel, die hier Station machen, andererseits beherbergt die Gegend an der Frankenhöhe und in der Windsheimer Bucht auch eine Viel­zahl von Brutvogelarten, die zum Teil das ganze Jahr hier leben. Auf den Gewässern im sogenann­ten Gründlein ist schon seit einigen Jahren ein Teichhuhnpaar zu beob­achten, das dort auch brütet und im Vorjahr mindestens zwei Junge auf­gezogen hat. Das Teichhuhn gehört aber nicht zu den Hühnervögeln, wie man vermuten könnte, sondern zu den Kranichvögeln und dort zur Fa­milie der Rallen. Bei uns ist das Teichhuhn keine Seltenheit, es ist aber meistens sehr scheu.

Hat es sich jedoch einmal an den Menschen gewöhnt, wie beispiels­weise in Parkanlagen, lässt es sich recht gut beobachten. Allerdings nicht so häufig wie sein naher Ver­wandter das Blässhuhn, das das gan­ze Jahr über am Landschaftssee oder auf den Burgbernheimer Klärteichen zu finden ist. Das Teichhuhnpaar aus dem Gründlein gehört zur scheueren Sorte und verschwindet schnell im Strauch­dickicht am Teichrand, wenn sich Menschen oder Hunde nähern, die Spaziergänger darum hier nicht frei laufen lassen sollten. Aus der Dek­kung, beispielsweise ruhig im Auto sitzend, lassen sie sich jedoch über längere Zeit bei ihren Landgängen observieren.

Mit rotem Stirnschild

Gut erkennbar sind die erwachse­nen Teichhühner auf jeden Fall durch ihre bunte Schnabelfärbung mit gel­be Spitze und rotem Stirnschild. Wei­tere Erkennungszeichen sind ihre grünen Beine und die weißen Flan­kenlinien, die sich deutlich vom schwarzbraunen Federkleid abhe­ben. Die heranwachsenden Jungvögel sind graubraun und darum weniger gut auszumachen. In diesem Jahr konnten noch keine gesichtet werden. Somit ist auch nicht bekannt, ob das im Gründlein heimische Paar heuer erfolgreich gebrütet hat. Das Teichhuhn ernährt sich haupt­sächlich von Pflanzen und kleinen In­sekten, die sein Lebensraum (Uferzo­nen und Verlandungsgürtel langsam fließender Gewässer) zu bieten hat. Ein interessantes Sozialverhaltens ist bei der Aufzucht der Jungen zu beob­achten: Da die zwei bis drei Jahres­bruten recht schnell aufeinander fol­gen, helfen die Jungvögel der voraus­gegangenen Brut oft bei der Aufzucht der nächsten. Das Teichhuhn steht zwar noch nicht auf der Roten Liste der gefähr­deten Arten, aber ihr Fortbestand wird durch Freizeitbetrieb sowie den Ausbau und das Säubern von Gewäs­sern zum Teil schon erheblich beein­trächtigt.

Rastplatz Kläranlage

Jungvögel helfen bei Aufzucht der Brut

© Andreas Pauldrach

Zwar liegt das westliche Mittel­franken nicht wie das Lahntal oder die Insel Fehmarn auf einer der gro­ßen Vogelzugrouten Mitteleuropas, auch wenn schon mal ein kleiner Kra­nichtrupp (2009) auf der Breiten Wie­se ein paar Tage Station machte. Je­des Jahr rasten beispielsweise im Be­reich der Burgbernheimer Kläranla­ge einzelne oder kleine Trupps von Watvögeln. Der Flussuferläufer lässt sich beispielsweise Jahr für Jahr hier einige Tage blicken. Heuer konnte ein paar Tage lang eine Gruppe von Bruchwasserläufern beobachtet wer­den. Sie gehören zur Familie der Schnepfenartigen innerhalb der gro­ßen Ordnung der Wat- und Möwenvö­gel. Bruchwasserläufer sind eher un­scheinbare und gut getarnte Watvö­gel. In der Gegend von Burgbernheim werden sie oft in Gesellschaft von Reiherenten gesichtet. Diese kleine Tauchente, die mitt­lerweile regelmäßig und mit Erfolg an den Burgbernheimer Gewässern brütet, gehört zu den expandierenden Arten. Die Reiherente wandert seit etwa 100 Jahren aufgrund von Klima­wandel und Veränderung des Nah­rungsangebots aus dem Norden ins westliche Mitteleuropa ein.

Zum Brüten nach Skandinavien

Beim Bruchwasserläufer liegen die Dinge genau andersherum: Er brütet mittlerweile nur noch sehr selten bei uns. Wenn überhaupt, dann in Nord­deutschland. Sein Hauptbrutgebiet findet er jetzt in der nördlichen Wald­zone von Skandinavien bis zum Pazi­fik zur Halbinsel Kamtschatka. Die hiesigen Bruchwasserläufer ha­ben als sogenannte Langstreckenzie­her vielleicht schon mehrere tausend Kilometer hinter sich, wenn sie, aus ihrem Winterquartier im tropischen oder südlichen Afrika oder auch neu­erdings von der Atlantik- und Mittel­meerküste Nordafrikas kommend, beim Durchzug in den hohen Norden bei uns für wenige Tage Station ma­chen. Dieser kleine Vogel schafft, was für einen Langstreckenzieher nicht verwundert, nur eine Brut pro Jahr mit bis zu vier Jungen. Diese und sich selbst ernährt er mit Land- und Süß­wasserinsekten, kleinen Krebstieren und Weichtieren. „Rund ein Viertel der europäischen Tierarten – darunter Säugetiere, Am­phibien, Reptilien, Vögel und Schmetterlinge – sind heute vom Aus­sterben bedroht“, sagte Anfang Mai der EU-Umweltkommissar Janez Po­tocnik. Das ist alarmierend. Glückli­cherweise gibt es in der hiesigen Re­gion schon seit Jahren einige Initiati­ven, in denen Naturschutzorganisa­tionen, Politik und (Land-)Wirtschaft zusammenarbeiten, um diese Ten­denz zu stoppen. Zu den den besonders gefährdeten Vogelarten gehören die Wanderfal­ken. Zwei von ihnen sind schon seit Längerem auf der Höhe bei Burg­bernheim heimisch.

Drei junge Wanderfalken

Bei den beiden Tieren, dem einzi­gen Brutpaar im Landkreis, scheint heuer alles gut zu verlaufen. Höchst­wahrscheinlich brütet es wieder auf dem Fernmeldeturm. Dort haben ihm schon vor einigen Jahren Mitglieder des Landesbundes für Vogelschutz und die Turmbetreiber als Ersatz für einen Brutfelsen einen künstlichen Horst aus Kieselsteinen mit Metall­dach gebaut. In diesem Nest wurden 2010 drei junge Falken ausgebrütet. In diesem Jahr wurden im Februar erste Balz­flüge beobachtet. Ob es heuer wieder eine erfolgreiche Brut geben wird, kann zur Zeit noch nicht gesagt wer­den.

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