Legionellen im Sportheim: Kleine Bakterien mit großer Wirkung
11.6.2021, 06:00 UhrLegionellen sind winzig, aber sie können riesigen Ärger und enorme Kosten verursachen – so wie aktuell im Sportheim des SV Ergersheim. Nachdem die Kommune 2019 in allen kommunalen Gebäuden und auch im Sportheim Probemessstellen zur regelmäßigen Prüfung der Wasserqualität installiert hatte, war festgestellt worden, dass sich im Wasserkreislauf des Sportheims eine große Menge dieser stäbchenförmiger Bakterien befindet. Bisher ist es nicht gelungen, das Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen – dabei spielt auch die Corona-Pandemie eine Rolle. Die Kosten sind bereits jetzt schon erheblich.
Legionellen sind in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser. Kommen die Bakterien gehäuft vor, so sind sie für den Menschen gefährlich und können von grippeartigen Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen, als Legionärskrankheit bekannt, verschiedene Krankheitsbilder verursachen, wie es auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) – www.infektionsschutz.de – heißt.
Legionellen mögen es warm
Die Bakterien vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Besonders in Wasserleitungen in Gebäuden finden sie bei entsprechenden Temperaturen gute Wachstumsbedingungen. Stehendes Wasser verschärft das Problem, Belege in den Rohren ebenso.
Übertragen werden sie durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser, wie in Duschen oder Whirlpools. Beim Trinken ist laut BZGA eine Ansteckung nur in seltenen Fällen möglich, wenn Wasser beim Verschlucken versehentlich über die Luftröhre in die Lunge gelangt. Von Mensch zu Mensch übertragen werden sie nicht. Wegen des dort entstehenden Sprühnebels wurden die Duschen im Sportheim laut Bürgermeister Dieter Springmann auf Anordnung des Gesundheitsamtes 2020 gesperrt. Auch wenn der Trainingsbetrieb der Fußballer nun wieder begonnen hat, sind sie noch zu. Geduscht werde deshalb derzeit daheim oder im Gemeindezentrum, erklärt SVE-Vorsitzender Thomas Schmidt.
Bei der jüngsten Sitzung des Ergersheimer Gemeinderates war ein Antrag des Vereins behandelt worden. Die Gemeinde sollte die Kosten für die bisher durchgeführten Maßnahmen zur Bekämpfung der Legionellen übernehmen. Auf Antrag von Jörg Rabenstein war der Tagesordnungspunkt in den nicht öffentlichen Teil verschoben worden.
Dort hatte man dann beschlossen, wie Bürgermeister Springmann im Nachgang der Sitzung erklärte, dass 60 Prozent der bereits angefallenen Gesamtkosten übernommen werden. Diese belaufen sich auf 10 385,40 Euro. Dabei wird es aber nicht bleiben. Dies sind nur die Kosten für die ersten Maßnahmen verschiedener Firmen: Die Leitungen wurden gespült und isoliert. Der Effekt war jedoch nicht von Dauer. Für Thomas Schmidt ist die Corona-Pandemie mitverantwortlich. Erst als das Sportheim geschlossen war, weil Sport verboten war, sei das Problem aufgetreten. Stehendes Wasser ist ideal für die Vermehrung der Legionellen.
Ein weiterer Anlauf
Nun muss noch einmal gegen die Bakterien angegangen werden. Laut Springmann wurde erneut eine Firma beauftragt. Man habe bereits selbst die Decke geöffnet, erklärt Schmidt. Doch würden sicher noch "gewaltige" Kosten anfallen, für das Material zur Isolierung der Leitungen, für die Arbeitszeit, für die Tests. Einer koste bereits 600 bis 700 Euro.
Das Problem könnte auch andere öffentliche Einrichtungen und Vereinsheime betreffen. "Ich möchte nicht wissen, in wie vielen Sportheimen noch Legionellen sind", erklärte Schmidt angesichts der langen coronabedingten Schließungen vieler Heime während des ruhenden Spielbetriebs.
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