Sanierung des Gasthaus zum Hirschen ist abgeschlossen
14.5.2018, 10:52 UhrIm April 2017 war das Baugerüst am Holzmarkt 14 aufgestellt worden. Geplant war zunächst eine Außensanierung und ein neuer Farbanstrich. Mehr als ein Jahr später war nicht nur die Fassade nach altem Vorbild in Farbe getaucht. Als das Gerüst erst einmal stand, zeigte sich, dass auch das Dach eine Erneuerung vertragen konnte. Es wurde mit Ziegeln aus dem Lager des Freilandmuseums teilweise neu gedeckt. Dabei stand schnell fest, dass der gesamte Dachstuhl einer Sanierung bedurfte. Nun wurde die anfänglich geplante Außensanierung zu einem doch sehr umfangreichen Projekt.
Bauingenieur Sebastian Lieb erläuterte auf dem Dachstuhl die durchgeführten statischen und erhaltenden Arbeiten. Besonders dort, wo der mittelalterliche und der barocke Teil des Gebäudes zusammenstoßen, bestand Handlungsbedarf. An den Kehlen, wo die Dachflächen zusammentreffen, bestand die Gefahr von Schäden durch eindringendes Wasser. Die Dachsparren waren teilweise gebrochen, die Dachlatten erwiesen sich als zu dünn und instabil. Leider sei beim Barockbau gepfuscht worden, konstatierte Museumsleiter Dr. Herbert May.
Gefahr von Wasserschäden
Zugstäbe halten und stabilisieren jetzt zusätzlich den Boden und sorgen dafür, dass er bei Bedarf ohne Gefahr betreten werden kann. Das Dach an der Frontseite hatte sich, schon von außen deutlich sichtbar, leicht nach innen gedrückt und wurde als Teil der Stabilisierungsarbeiten wieder begradigt. Da man sowieso dabei war, wurden auch die in den 1960er-Jahren entfernten Gauben wieder eingesetzt, je zwei links und zwei rechts des Mittelhauses. Nach der Devise "Was weg ist, ist weg", hielt May dies zunächst für überflüssig, ist nun aber doch froh, dass die Gaubenfenster wieder da sind, wie er sagte. Das Anwesen am Holzmarkt zählt zu den bedeutendsten bürgerlichen Bauwerken in Bad Windsheim.
Der vordere Teil des Gebäudes ging im Jahr 2000 in den Besitz des Bezirks Mittelfranken über und gehört zur Baugruppe Stadt des Fränkischen Freilandmuseums. Es beherbergt im Untergeschoss das Gasthaus, im Obergeschoss die Kräuterapotheke. Der rückwärtige Teil und der Garten sind nach wie vor in Privatbesitz. Die barock-klassizistisch anmutende Fassade des Hauses täuscht über seine viel ältere Geschichte hinweg. Reste eines gemauerten Kellers stammen von einem Steinbau aus dem zwölften bis 13. Jahrhundert.
Besitzer wechselten mehrfach
Das Steinhaus wurde abgerissen und in den Jahren 1356 bis 1360 durch ein zweigeschossiges Fachwerkhaus ersetzt, das im Wesentlichen bis heute erhalten ist. Seine Giebelfront mit Eingang zeigte nach Norden zum Holzmarkt und bildet heute das Mittelhaus. Immer wieder kam es unter wechselnden Besitzern zu Umbauten am Gebäude und zu Anpassungen an den Zeitgeschmack.
Eine grundlegende Veränderung am Bau brachte die Erweiterung im Jahr 1765. Zum Holzmarkt hin wird das Gebäude durch zwei seitliche Anbauten vergrößert. Da die Innenaufteilung der Räume erhalten blieb, konnte der Hauseingang nicht in die Mitte der neu entstandenen breiten Front verlegt werden. Für barocke Maßstäbe ein unschönes Bild. Man behalf sich mit einer zweiten "blinden" Tür und unterstrich die neu gewonnene Symmetrie durch die Aufteilung der Fenster.
Das Fachwerk verschwand unter Putz und einer schlichten Außenbemalung in Rot und Grau. Im 17. und 18. Jahrhundert lassen sich als Bewohner hochgestellte und einflussreiche bürgerliche Familien ausmachen, Stadträte, "studierte Herren", Bürgermeister, ein Oberrichter und sogar eine adelige Familie zählten dazu. Seit 1809 ist ein Gasthaus in dem Gebäude untergebracht. Im Jahr 1896 kaufte der Brauer und Wirt Georg Frey aus Fürth das Anwesen für 18000 Goldmark. Bis zum Jahr 2000 befand es sich im Besitz der Familie, die heute noch den hinteren Teil des Gebäudes bewohnt. Die Gaststätte selbst wird von einem Pächter betrieben.
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