Violinen-Duo begeistert in Unterzenn

6.7.2020, 15:00 Uhr
Zum Auftakt der Orangerie-Konzerte in Unternzenn begeistern die Geschwister Marie-Luise und Christoph Dingler bei ihrem Auftritt in einnehmender Atmosphäre unter einem dichten Blätterdach.

© Elke Walter Zum Auftakt der Orangerie-Konzerte in Unternzenn begeistern die Geschwister Marie-Luise und Christoph Dingler bei ihrem Auftritt in einnehmender Atmosphäre unter einem dichten Blätterdach.

Besonders war auch der Auftrittsort, nicht wie üblich in der Orangerie im hinteren Teil des Gartens, sondern vorne gleich im Eingangsbereich, eine kleine Bühne unter dem weit ausladenden Blätterdach einer alten Linde. Wunderbar, zumal die Stücke kongenial mit der Umgebung korrespondierten.

Nur wenige Komponisten hatten sich bisher dieser Besetzung mit nur zwei Geigen gewidmet. Auf ihre Duo-Variante wollten die Dinglers nicht verzichten und riefen 2009 erstmals zu einem internationalen Kompositionswettbewerb auf. Gesucht: Neue Musik für zwei Violinen, spieltechnisch anspruchsvoll, unkonventionell und grenzüberschreitend, maximal fünf Minuten lang. Weitere Vorgaben gibt es nicht. So entsteht seither regelmäßig ein völlig neuer und überaus spannender zeitgenössischer Repertoire-Mix. Das Programm „Secret Places“ umfasst unter anderem die Preisträger-Werke aus dem Jahr 2015.

Die Werke sind höchst unterschiedlich, voller Überraschungen, lassen Klang-Landschaften entstehen, die Herkunft, Lebenswelt und Kreativität spiegeln. Marie-Luise und Christoph Dingler lassen sich mit großer Hingabe und Gespür für Feinheiten auf die Experimentierfreude der Komponisten ein. Musik ist Dialog, mit dem Werk, dem Publikum sowie dem Duopartner. Die beiden jungen Musiker verstehen sich darauf, überzeugen mit ihrem virtuosen Saiten-Zwiegespräch.

Sanft und wild gleichermaßen, anmutige Melodiehügel wechseln mit schroffen Abbrüchen. Solche Bilder entstehen etwa bei „Carpathian“, das den polnischen Komponisten David Lubowicz in die Riege der Preisträger brachte. Zart entfaltet der Ukrainer Alexander Gonobolin in „Metamorphosis“ seine Klanglinien. Ruhe und meditative Sensibilität entlockten die beiden Saitenzauberer Johannes Meyerhöfers „Atem – Licht“. Rockig anmutende Rhythmen und poetische Tanzfiguren stellt hingegen Jens Hubert in „Rock you vs. Ballerina“ gegenüber: frisch und mit Leidenschaft ausgespielt.

Gar komödiantisches Talent zeigten die Twiolins auch, etwa bei Judit Vargas „A fly’s life and decline“. Ein Kabinettsstückchen vom Umschwirrtwerden und Abwehren eines Insektes in den unterschiedlichsten Summ- und Brummtönen. Zum Finale präsentierten die Dinglers den Gewinner des Jahres 2015. „Schillers Nachtflug“ von Benedikt Brydern, ein rasantes, musikalisch vielschichtiges Kurzporträt eines stürmischen Dichters, dem ein begeisterter Schlussapplaus folgte. Die beiden Musiker bedankten sich mit einer Violinen-Duo-Variante des Sommergewitters aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Großes Musikkino, auf dem Weg in den Geigenhimmel.