Badespaß mit Restrisiko: Noch immer Gift im Birkensee?

2.5.2018, 05:08 Uhr
Badespaß mit Restrisiko: Noch immer Gift im Birkensee?

© Julia Hübner

Längst drehen Schwimmer wieder ihre Runden im Birkensee. Im Sommer 2015, als die hohe Schadstoffbelastung im Birkensee erstmals für Schlagzeilen sorgte, dauerte es nur ein paar Stunden, bis sich das zuständige Landratsamt Nürnberger Land und die Stadt Röthenbach abgesprochen und ein Badeverbot verhängt hatten.

Dabei hatte zumindest die Kreisbehörde bereits im Jahr zuvor erhöhte Werte in dem beliebten Badegewässer registriert. Heute gilt nur noch eine unverbindliche Badewarnung. Das Landratsamt rät dazu, "aus Vorsichtsgründen nicht im See zu baden". Doch einen Hinweis darauf sucht man am Ufer oder am Weg zum See vergeblich. 

Es sei momentan auch nicht geplant, sagt Rolf List, Sprecher des Landratsamts. Im "rechtlichen Sinne" nämlich gebe es so etwas wie eine Badewarnung gar nicht. Es sei schwierig, den Sachverhalt auf Schildern so zu erklären, dass er "nicht als Badeverbot missverstanden wird".

Wie man transparenter mit dem Thema umgehen kann, zeigt Düsseldorf. Dort tauchte der Stoff 2013 in den Kaiserswerther Seen auf, man fand ihn zudem im Grundwasser. 2,4 Mikrogramm pro Liter maß die Stadt im besonders belasteten Lambertussee. Am Birkensee wurden zuletzt – im März 2017 – bis zu 3,6 Mikrogramm festgestellt, ein Jahr zuvor waren es gar bis zu 7,2 Mikrogramm pro Liter. Düsseldorf stellte drei Infotafeln über den Hintergrund der Belastung auf, zusätzlich zu bereits vorhandenen Badeverbotsschildern.

Risiko beim Fischessen

Der Sprecher des Landratsamts in Lauf sagt hingegen: "Wir als Behörde schreiten grundsätzlich nur dann ein, wenn es unbedingt erforderlich ist." Er beruft sich unter anderem auf eine Bewertung des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, das ihm zufolge "selbst bei hoher Badefrequenz keine gesundheitliche Gefährdung von Menschen jeglichen Alters" sieht.

Höher ist das Risiko beim Verzehr von belastetem Fisch. 2015 wiesen einzelne Fische aus dem Birkensee die höchsten PFOS-Konzentrationen auf, die das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bisher in Bayern gemessen hatte.

Gegen Forellenangeln spricht nichts 

Seit Mitte April ist der See laut Jörg Zitzmann, dem Präsidenten des Fischereiverband Mittelfranken wieder freigegeben, allerdings nur für das Forellenangeln. Die Belastung dieser Fischart sei "nicht mehr im bedenklichen Bereich", so Zitzmann. Das Landratsamt nennt Werte "von um die 30 Mikrogramm PFOS pro Kilogramm Fischfleisch". 

List: "Das dürfte für jemanden, der ab und zu eine Forelle aus dem Birkensee isst, ungefährlich sein." Regelmäßige Kontrollen sollen außerdem sicherstellen, dass die Belastung nicht wieder ansteigt. Gefischt werde ohnehin nur wenige Wochen im Jahr, die Forellen würden vorher extra eingesetzt.

Warten auf Ergebnisse aktueller Wasserproben

In etwa zwei Wochen sollen die Ergebnisse aktueller Wasserproben aus dem Birkensee vorliegen. Der Verursacher, der das Gift in den See eingebracht hat, dürfte indes nie ermittelt werden. Man habe die Untersuchungen ergebnislos abgeschlossen, sagt Behördensprecher List.

Das Landratsamt will nun die Staatsforsten als Grundstückseigentümer zur Sanierung verpflichten. Ein entsprechender Bescheid sei in Vorbereitung. Doch: Die ganze Sache sei "fachlich wie rechtlich kompliziert", so List, "das macht sie leider entsprechend langwierig". Wie der See überhaupt saniert werden kann, und was das kostet, steht in den Sternen.

Wenn Sie die Karte nicht sehen, klicken Sie einfach hier.

Fehlt eine Bademöglichkeit? Dann schicken Sie uns einfach eine E-Mail an redaktion@nordbayern.de und wir ergänzen die Karte!

 

Keine Kommentare