"Angst hatte ich nie" - Till Mayer berichtet abseits der Schlachtfelder

24.11.2014, 06:00 Uhr
Till Mayer berichtet als Journalist und Fotograf aus Kriegs- und Krisengebieten. Hier steht er vor Panzern in Libyen.

© pr Till Mayer berichtet als Journalist und Fotograf aus Kriegs- und Krisengebieten. Hier steht er vor Panzern in Libyen.

Till Mayer schloss sich als Volontär einem Hilfsgütertransport nach Bosnien an, um von dort zu berichten. Seitdem war er zum Beispiel im Kosovo-Krieg, Irak, Äthiopien oder Vietnam. Für seine Berichterstattung vor allem für Spiegel Online, aber auch zahlreiche weitere Zeitungen und Magazine, arbeitet er eng mit dem Roten Kreuz, dem Roten Halbmond sowie der Organisation Handicap International zusammen.

Wie lange er sich in den Gebieten aufhält, variiert stark. Im Irak lebte er ein halbes Jahr. "Das war schon etwas besonderes, man kennt die Leute mit der Zeit. Ich habe damals zusammen mit einem Iraker einen Image-Film über den Roten Halbmond gedreht, später wurde dieser Mann erschossen", erzählt er. Tod und vor allem auch Krankheit gehören zu seinem Beruf, dennoch verzweifelt er daran nicht: "Ich treffe so viele Menschen, von denen ich einfach nur lernen kann. Da wird der Kratzer im Audi dann nebensächlicher. Wichtig ist aber natürlich auch eine gewisse Distanz." Bei einer Hungerskatastrophe in Äthiopien fiel es ihm allerdings schwer, diese zu halten.

Hauptberuflich arbeitet Till Mayer als Redakteur beim Obermain-Tagblatt in Lichtenfels. "Dort mache ich, worüber man in einer Kleinstadt so berichtet. Das war immer meine Basis, ich mag die Art der Menschen im Landkreis Lichtenfels." Mittlerweile hat sich die Zeit seiner Aufenthalte in den Kriegs- und Krisengebieten deutlich verkürzt. Bis zu sechs Reisen unternimmt er dorthin pro Jahr, er nimmt dafür seinen Jahresurlaub und Überstunden. Gerade war er auf den Philippinen für die Geschichte "Ein Jahr nach Taifun Haiyan", nächstes Jahr geht es für ihn voraussichtlich nach Kolumbien.

"Ich bin kein Draufgänger"

Der 42-Jährige berichtete über etwa 16 Konflikte und bereiste die Gebiete dafür immer wieder auch mehrmals. "Angst hatte ich nie, einfach nur Respekt", meint er. "Ein Draufgänger bin ich deswegen aber auch nicht." Till Mayers Reportagen und Bilder zeigen Menschen, deren Schicksale nur selten Platz in der Medienwelt finden. Menschen, die von den Kriegen gezeichnet sind, unter Folge-Krankheiten leiden oder anderweitig mit den Auswirkungen zurecht kommen müssen.

Ab 24. November kann seine neueste Ausstellung "Barriere:Zonen" in seiner Heimatstadt Bamberg in der Universitätsbibliothek am Heumarkt besucht werden. Im April kommt die Ausstellung dann auch nach Nürnberg. Er porträtiert dort elf Menschen, deren Leben in aktuellen oder vergangenen Krisen- und Kriegsgebieten durch Behinderung zusätzlich erschwert wird.

Der Name für die Ausstellung kam ihm im Gaza: "Durch die Mauer leben dort 1,7 Millionen Menschen in einem Freiluftgefängnis, einer absoluten Barrierewelt", erinnert er sich. "Menschen mit Behinderung erleben aber noch sehr viel mehr Barrieren, können mit ihrem Rollstuhl zum Beispiel gar nicht aus dem Haus, weil sie im Sand stecken bleiben würden. Aber es gibt auch die Barrieren im Kopf, wenn schon gesunde Menschen keine Rechte haben, besitzen Behinderte erst recht keine." Die Ausstellung in Bamberg kann bis zum 23. Dezember besucht werden.

 

Hier geht es zur Online-Version der Ausstellung.

 

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