Bamberg: Mahnmal für die Opfer der Hexenverbrennung
3.8.2015, 13:27 Uhr"Brandnarben auf der Haut der Geschichte der Stadt" - die neue Lichtskulptur an der Rückseite des Schloss Geyerswörth, direkt am Kanal, beleuchtet ein dunkles Kapitel der Weltkulturerbestadt. Von 1612 bis 1631 wurden etwa 1000 Menschen als Hexen und Drudner beschuldigt, gefoltert und ermodet.
In Bamberg wurde sogar eigens ein Malefizhaus errichtet, ein Foltergefängnis für angebliche Hexer. Anfang des Jahres zeigte das ZDF die Verfilmung des Romans "Seelen im Feuer" von Sabine Weigand über die Bamberger Hexenverfolgung.
Auch in Zeil am Main kamen zahlreiche Opfer auf grausame Art ums Leben. Dort erinnert bereits seit 2011 ein Museum im Zeiler Hexenturm an die Geschichte der Hexenverfolgung. Nun, vier Jahre später, will auch die Stadt Bamberg das Thema aufarbeiten. Mit der Errichtung des Hexenmahnmals in Form eines Kunstwerks ist ein erster Schritt getan.
Ein Weg des Erinnerns
Der Anschub zu diesem Projekt ist hauptsächlich dem Bürgerverein Bamberg Mitte zu verdanken. "Durch dieses Symbol stellen wir uns endlich den dunklen Seiten der Bamberger Geschichte", sagte Sabine Sauer, Vorsitzende des Bürgerverein, bei der feierlichen Enthüllung am Sonntag, 2. August. Der Initiative der Bamberger Bürger sei es zu verdanken, dass an das Leid der unschuldigen Opfer erinnert wird.
Auch Bürgermeister Christian Lange beschrieb das Kunstwerk als "offene Wunde in der Geschichte". Das Erinnern an die Vergangenheit und das Lernen für die Zukunft sei Ziel des Mahnmals. Zur Enthüllung der Lichtskulptur berichtete der Historiker Ulrich Knefelkamp von den Ereignissen Anfang des 17. Jahrhunderts. Er beschrieb die Besonderheit der Hexenverfolgung des Bamberger Hochstifts, nannte die möglichen Beweggründe und lobte die, wenn auch etwas verspätete, Auseinandersetzung der Stadt mit dem Thema.
Schauspieler Eckhart Neuberg las anschließend den berühmten Brief des damaligen Bürgermeisters Johannes Junius an seine Tochter von 1628, wenige Tage vor seiner Verbrennung, vor. Ein bewegender Bericht über die grausamen Geschehen in Bamberg.
Eine Jury hatte aus mehr als 180 Teilnehmern die Lichtskulptur des Künstlerpaares Miriam Giessler und Hubert Sandmann ausgewählt. Die Kosten dafür belaufen sich auf 50.000 Euro, die durch private Spenden finanziert werden. Hauptsponsor sind unter anderem der Bürgerverein Bamberg Mitte sowie das Erzbistum Bamberg.
Das Mahnmal ist aus einem besonderen Cor-Ten-Stahl gefertigt, dessen Oberfläche sich durch die Witterung farblich verändert. Dies soll die Entwicklung der Auseinandersetzung mit dem dunklen Kapitel aus Bambergs Geschichte darstellen. Die offenen Brandnarben werden tagsüber und Nachts auf verschiedene Weise beleuchtet.
Im Vorfeld war oft kritisiert worden, dass Informationstafeln am Mahnmal fehlen würden. Die Bamberger wünschen sich außerdem eine aktive Auseinandersetzung mit diesem Teil der Bamberger Geschichte für die Zukunft - in Form eines Museums wie in Zeil am Main.
"Dieses Thema bleibt im wahrsten Sinne des Wortes ein heißes Eisen", so Giessler.Die beiden Künstler wünschen ausdrücklich einen kritischen Diskurs des Skulptur, denn "es kann natürlich nicht jedem gefallen".
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