Chapeau Claque Bamberg spielt auf dem Schaeffler 2.0-Gelände

Bamberg - Der Einzug des Chapeau Claque steht sinnbildlich für eine revitalisierende Neuausrichtung eines ehemaligen Industriestandortes im Bamberger Norden. So macht das Kinder- und Jugendtheater sich und seinen Gästen zum 25-jährigen Bestehen ein prachtvolles Geschenk.

1990 nimmt die Geschichte des Chapeau Claque seinen Anfang. Während der Stern des Kinder- und Jugendtheaters in den folgenden Jahren zu steigen beginnt, geht der der Teppichwaren dagegen langsam unter: Der namensgebende Automobilzulieferer des Geländes an der Lichtenhaidestraße, Schaeffler, verlagert die Produktion sukzessive – die nunmehr größtenteils leer stehenden Gebäude bleiben.

Vorerst. Denn die Bagger rücken an und verweilen, in  rascher Folge können und werden sowohl Restaurierungen und Umnutzungen als auch Neubauten realisiert. Im Jahr seines 25. Geburtstages hat Chapeau Claque so doppelten Grund zur Freude. Neben einer künstlerisch wertvollen und mehrfach prämierten Vergangenheit darf nun auch umso hoffnungsfroher in eine vielsprechende Zukunft geblickt werden. Inmitten des seit vier Jahren entstehenden Mehrgenerationen-Stadtquartiers Schaeffler 2.0.

Große Investitionen und viele helfende Hände

Nach jahrelanger Suche hat das bisher in einer Werkstatt in der Grafensteinstraße tätige Theater an der alten Seilerei eine neue Heimat gefunden. In den 600 Quadratmeter großen Räumen unterhalb der Loft-Dachterrassen fanden Foyer, Künstlergarderobe, Werkstatt und Lager sowie natürlich der Bühnenraum mit einer mobilen Zuschauertribüne Platz. Bis zu 199 Zuschauer können ab Ende November unterhalten werden. Ein Quantensprung verglichen mit den vorherigen Dimensionen. Diesen habe sich Chapeau Claque einiges kosten lassen, wie Vorstand Heidi Lehnert berichtet. Insgesamt habe man rund 750.000 Euro investiert, wobei der emsige Geschäftsführer Markus Hörner 80 Prozent der Summe durch kulturelle Förderungen unterschiedlichster Unterstützer akquirieren konnte.

Das Kinder- und Jugentheater befindet sich im Herzen des neuen Mehrgenerationen-Stadtquartiers Schaeffler 2.0 im Bamberger Norden. © Chapeau Claque

Über Monate packten Honorarkräfte, aber auch befreundete Handwerker auf Spendenbasis, FSJler und die Vorstände selbst mit an, um den Traum vom neuen Chapeau Claque Wirklichkeit werden zu lassen. "Die vier Schauspieler durften sich trotz allem voll auf die Proben konzentrieren", versichert Lehnert lächelnd.

Besonders gespannt ist Florian Berndt auf die Premiere, stellt sie doch seinen ersten Auftritt für das Chapeau Claque dar: "Ich habe große Lust, mitzuspielen. Die Atmosphäre innerhalb des  Ensembles ist sehr angenehm. Deshalb freue ich mich, am Neustart teilhaben zu dürfen. Der neue Raum ist ein Paradies.“ Über die schauspielerische Darbietung hinaus wird der Gitarrist Berndt auch selbst komponierte Musik auf der Bühne erklingen lassen.

Variantenreiche Kooperationen

Programmlich will man sich neben der Inszenierung von Klassikern zukünftig verstärkt an die neue Literatur herantrauen, was nach Lehnert besonders von Schulen positiv aufgenommen wird. Aber auch die Eltern der kleinen Gäste sollen ihren Spaß haben und nochmals Kind sein dürfen. „Die neue Spielstätte bietet Raum für ein neues, experimentelles Theater, gleichzeitig wollen wir an unseren bisherigen Stärken fest halten“, führt Lehnert aus.

Von der Baustelle zum Foyer: Zur Premiere am 28. November wird es hier einen Empfang geben. © Chapeau Claque

Als Träger möchte das Chapeau Claque einen Raum für Kultur schaffen, der auch von anderen genutzt werden darf. Um dem neuen Mehrgenerationen-Stadtquartier gerecht zu werden, finden zukünftig auch Lesungen, Musik oder Kleinkunst und Studententheater an der neuen Adresse statt. Von dieser Einbindung erhofft sich auch Chapeau Claque einen ertragreichen Austausch und neue Impulse.

Feierlich eröffnet wird die neue Spielstätte am 28. November. Die Premierengäste erwarten zwei Pinguine. Unwissentlich verputzen sie den Geburtstagskäsekuchen eines Maulwurfs. Um den Schlamassel nicht auffliegen zu lassen, sorgen sie für allerlei Ablenkungen. Inwieweit dabei die Konditor-Fähigkeiten eines Huhnes Abhilfe schaffen können, bleibt abzuwarten. Ein anarchischer Spaß über Freundschaft und Rivalität ohne lessingschen Zeigefinger. 

Während bis zum 28. alle Theaterproben abgeschlossen sind, dauert es noch etwas, bis auch auf Schaeffler 2.0 der (Baustellen-)Vorhang fällt und der Applaus der Bewohner ertönt. 

Pinguine können keinen Käsekuchen backen nach Ulrich Hub, Inszenierung Heidi Lehnert;
Spieltermine (Alte Seilerei 9-11): 28.11. 16 Uhr (Premiere), 29.11. 15 Uhr, 05.12. 17 Uhr, 06.12. 15 Uhr, 12.12. 17 Uhr, 13.12. 15 Uhr, 19.12. 17 Uhr, 20.12. 15 Uhr, 24.12. 11 Uhr, 10.01. 15 Uhr, 17.01. 15 Uhr, 24.01. 15 Uhr.