Cinestar stemmt sich gegen Atrium-Verfall
21.11.2014, 10:16 Uhr"Der Standort Bamberg ist insofern von großer Bedeutung, da wir in diesem Kino nicht nur Besucher aus der Stadt selbst verzeichnen, sondern Bamberg als Oberzentrum auch Gäste aus der gesamten Region anzieht. Die gute Verkehrsanbindung (unmittelbare Nähe zum Bahnhof, fünfminütige Entfernung zur Autobahn) trägt hierzu natürlich ebenfalls bei“, so Stephan Lehmann, Geschäftsführer bei Cinestar. Das sei auch an den Auslastungszahlen des Hauses ersichtlich, weshalb die Cinestar-Gruppe bestrebt sei, den Standort auch künftig weiter zu betreiben.
Sein Wert für die Bamberger Kulturlandschaft bestehe darin, dass "es als größtes Kino vor Ort den Besuchern von seinen Kapazitäten und der Filmauswahl her das vielfältigste und umfangreichste Programm machen kann: vom breiten bis zum gehobenen Mainstream, Kinderfilmen, Sonderreihen bis hin zum Bereich des Alternativen Contents mit Klassik, Live-Konzerten etc.“, zählt der Leiter auf.
Verwahrlosung des Atriums
Hintergrund des jungen Bekenntnisses waren vielerlei Gerüchte, die die Verwahrlosung des Atriums wohl auch auf den Kinopalast bezogen. Eine solch große Kinokette in dem leerstehenden Koloss? In diese Spekulationen verwoben war beispielsweise auch die Diskussion des Stadtrats im September um die Weiterentwicklung des Atriums. Auch das Stichwort "Abbruch?“ fiel dort, die Folgefrage nach der Zukunft des Kinos musste natürlich folgen – in der Bevölkerung, aber auch unter den Beschäftigten.
Christoph Neels, Betriebsrat des Cinestar-Standorts Bamberg, erklärt: "Innerhalb der Belegschaft herrschte durch die medial von außen gestreuten Gerüchte, die in meinen Augen vor allem durch Unwissen entstanden sind, eine gewisse Unruhe und Unsicherheit. Zwangsläufig kam es zu einigen Nachfragen von Mitarbeitern inwiefern ihr Arbeitsplatz noch "sicher" ist. Diese Spekulationen wurden von der Geschäftsleitung aber ganz schnell entkräftet und aktuell gibt es keine weiteren Unklarheiten innerhalb der Belegschaft.“
Momentan sind zwischen 70 und 80 Mitarbeiter direkt bei der Cinestar-Gruppe angestellt. Hinzu kommen noch rund 15 externe Mitarbeiter, wie zum Beispiel Reinigungskräfte.
Welche Ausweichmöglichkeiten es für das Cinestar gebe, sollte das Atrium beispielsweise komplett umgebaut werden, bleibt aber im Dunkeln. Die Cinestar-Gruppe möchte hierzu keine Spekulationen anstellen.
„Ein bisschen einsam ist es schon“
Während sich die Verunsicherung bei den Kinogängern langsam legt, bleibt der fade Beigeschmack des leeren Atriums. Stefanie Broller arbeitet seit rund 2 Jahren im Cinestar Bamberg und berichtet: "Ein bisschen einsam ist es schon. Hauptsächlich merkt man es aber auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Weg aus dem Atrium raus - vor allem nachts kann es da schon ein klein wenig gruselig werden. Es hat aber keine direkten Auswirkungen auf unsere Arbeit, die meisten wissen ja, dass ihnen das Cinestar noch weiter erhalten bleibt. Nur viel zu oft wird man von den Kunden gefragt, was denn mit dem Einkaufszentrum passiert ist und wo man hier vor dem Kinobesuch noch etwas in der Nähe Essen gehen kann, wenn hier drinnen so gar nichts mehr ist.“
Dies bestätigt auch der Betriebsrat: "Die Atmosphäre stellt sich natürlich alles andere als positiv dar. Für den Kinobetrieb ist diese insgesamt zu ruhig, weil insgesamt die Laufkundschaft fehlt, was insbesondere das Gutscheingeschäft vor Weihnachten betrifft. Die Kunden fragen in diesem Zuge öfter nach, ob es uns denn im nächsten Jahr noch gibt. Gruselig oder gespenstisch ist die Atmosphäre aber nicht. Ich denke der Kinobetrieb füllt diese Leere ganz gut mit Leben.“
Während der Mietvertrag des Cinestars also eine mögliche Laufzeit bis 2031 vorsieht, ist die Zukunft des Atriums dagegen weiterhin ungewiss. Derzeit prüft ein Berliner Projektentwickler verschiedene Möglichkeiten des Abrisses, der Sanierung oder des Umbaus.
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