E-Books als Bereicherung: Buchhändler Thomas Heilmann im Inteview
13.10.2014, 14:12 UhrHerr Heilmann, E-Books werden immer beliebter. Was halten Sie als Buchhändler von dieser Entwicklung?
Heilmann: Es geht um die Geschichten - auf welchem Medium diese vermittelt werden, sei es nun in einem E-Book oder einem Buch, ist erstmal nebensächlich - das sollte jeder Leser für sich entscheiden. Ich sehe die E-Books daher als Bereicherung an, die mit unleugbaren Vorteilen ausgestattet ist. Denken Sie beispielweise an die Suchfunktion bei Fachbüchern.
Beim Lesen eines Romans hingegen fehlt mir beim E-Book aber das Erlebnis "Buch". Außerdem finde ich E-Book-Reader äußerst unpraktisch und meistens ist eh der Akku leer.
Man hört immer wieder, dass der Online-Handel von Amazon und Co. die kleinen Läden finanziell ruiniert. Sehen Sie das auch so?
Heilmann: Die großen Buchhandelsketten haben in Amazon einen mächtigen Konkurrenten gefunden. Kleine, unabhängige Buchhandlungen haben jedoch einen eigenen Kundenkreis, der Wert auf Fachkenntnis, persönliche Beratung und Kundennähe legt. Daher sehe ich für meinen Laden Amazon und Co. nicht als Konkurrent.
Sollten denn auch kleine Läden online Bücher versenden, um mitzuhalten? Wie handhaben Sie das?
Heilmann: Sie meinen damit sicherlich die Online-Bestellungen und den Einkauf über einen Online-Shop. Ich denke, dass es ein lukrativer Weg sein kann, der aber viel Zeit und finanzielle Ausdauer kostet. Ich nehme gerne online Bestellungen an, sei es nun über Mail oder meine Facebookseite und versende auch Bücher.
Schadet das E-Book den Buchhändlern vor Ort?
Heilmann: Zur Zeit sehe ich darin keine allzu große Gefahr, da mittlerweile auch die Buchhändler vor Ort E-Books über ihre Homepage verkaufen. E-Books und lokaler Buchhandel schließen sich also nicht aus.
Es gibt für Buchhandlungen ja mittlerweile auch E-Book-Gutscheine, die sie an ihre Kunden weiterverkaufen können. Ist dies ein gangbarer Weg, um auch Buchhändler auf dem E-Book- Markt miteinzubinden?
Heilmann: Mir ist das Konzept der E-Book-Gutscheine nicht ganz klar. Warum sollte ein E-Book-Käufer erst in die Stadt gehen, einen Gutschein kaufen, nach Hause fahren und dann das E-Book dort herunterladen? Da kann man sich doch den Weg zur Buchhandlung eigentlich sparen. Als Kundenbindung für den eigenen Online-Shop ist das natürlich etwas anderes.
Viele klassische Buchhändler wollen Ihren Kunden außer dem reinen Angebot von Büchern zum Verkauf noch einen menschlichen Mehrwert bieten, beispielsweise eine besondere individuelle Beratung oder auch ein nettes Gespräch unabhängig vom Verkauf. Was denken Sie darüber?
Heilmann: Was Sie hier ansprechen, ist genau das Konzept, welches die kleinen Buchhandlungen von den "Großen" unterscheidet: Die persönliche Ansprache, die Beratung und die Schaffung eines Ortes an dem sich Leser austauschen. Ich biete dies nicht nur an, sondern das ist das Grundkonzept von "Herr Heilmann - Gute Bücher".
Eine weitere Möglichkeit, die viele Buchhandlungen praktizieren ist die Organisation von Events wie Lesungen und Autogrammstunden. Ist dies eine Möglichkeit, um weiterhin attraktiv für Literaturfans zu bleiben?
Heilmann: Natürlich. Allerdings sind Autorenlesungen sehr kostspielig. Ich biete daher Lesungen im kleinen Rahmen an: In meiner Buchhandlung, im romantischen Innenhof des Schwertfegerhäuschens und die sogenannten Kneipenlesungen. Außderdem gibt es immer wieder Konzerte bei "Herrn Heilmann".
Neben dem Angebot an Büchern sieht man in Buchhandlungen immer mehr andere Artikel wie Brettspiele und Dekoartikel. Was halten Sie von diesem Trend?
Heilmann: Die sogenannten Non-Book-Artikel sind eine Möglichkeit, die geringe Marge auszugleichen, die der Verkäufer an Büchern verdient. Persönlich halte ich davon wenig. Mein Fokus liegt ganz klar bei den Büchern - es heißt ja nicht umsonst Buchhandlung.
In Bamberg präsentieren sich viele Buchhandlungen als Läden mit besonderem regionalen Angebot. Ist diese regionale Verankerung eine Chance, dem abstrakten E-Book-Handel die Stirn zu bieten?
Heilmann: Natürlich ist das ein Weg, sich von der E-Book-Kultur abzuheben. Ob das auf Dauer gelingen mag, ist allerdings fraglich. Reiseführer zum Beispiel haben die App als direkten Konkurrenten und auch die Regionalverlage bieten mittlerweile E-Books ihrer Bücher an.
Sprechen Sie Kunden, die Ihren Laden besuchen, manchmal auf E-Books und E-Reader an?
Heilmann: Nein, das kommt selten vor. Man spricht wohl ab und zu darüber, aber vielen meiner Kunden fehlt bei E-Books einfach das Gefühl, ein Buch zu lesen. Das Tastgefühl, der Geruch, das Eselsohr. Da kann einfach kein E-Book mithalten.
Kommen in Ihren Laden mehr Stammkunden oder Laufkundschaft? Suchen diese nach einem bestimmten Buch oder wollen Sie einfach schmökern?
Heilmann: Das Verhältnis zwischen Stammkundschaft und Laufkundschaft hält sich Waage - mit Tendenz zu mehr Stammkunden. Die Kunden kommen in den Laden, um sich inspirieren zu lassen, zu schmökern. Die Beratung wird gerne in Anspruch genommen und die Kunden freuen sich, wenn sie dadurch auf Bücher stoßen, die sie sonst wohl nicht gefunden hätten. Aber natürlich gibt es auch Wünsche nach speziellen Büchern. Wenn diese nicht vorrätig sein sollten, werden sie natürlich auch gerne von mir kurzfristig bestellt.
Was zeichnet Ihren Laden besonders aus?
Heilmann: Ich liebe Bücher. Das ist wohl der Hauptgrund, warum meine Kunden zu mir kommen. Mein Sortiment ist persönlich ausgewählt und ich habe alle Bücher gelesen (OK, vielleicht nur 95 Prozent) - daher auch der Name der Buchhandlung: "Herr Heilmann". Im Prinzip ist der Laden mein privates Buchregal, welches ich gerne mit Anderen teile. Meine Buchhandlung ist ein Ort für begeisterte Leser. Und ich bin einer davon.
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