Emotional und künstlerisch: Uni Bamberg präsentiert Fluchtbilder

28.5.2016, 14:52 Uhr
Emotional und künstlerisch: Uni Bamberg präsentiert Fluchtbilder

© Ed Kashi

"Schade ist doch, wenn man auf Grundlage von Medienberichten oder fremder Erzählungen Stellung zu einem Thema wie der Flüchtlingskrise bezieht, ohne sich aber persönlich darauf eingelassen zu haben", findet Carolin Wedler. Unter der Federführung der akademischen Rätin Dr. Georgiana Banita ist die Masterstudentin für die Ausstellung mitverantwortlich. "Deshalb war es uns wichtig, im Rahmen dieses praxisbezogenen Projekts genau das zu tun: In Kontakt zu treten und sich mit dem Thema der Flucht nicht auf distanzierte, sondern emotionale Weise zu beschäftigen", so Wedler weiter. Zehn Studierende beteiligen sich an der Verwirklichung von "Fluchtbilder/Refugee Photos".

Emotional und künstlerisch: Uni Bamberg präsentiert Fluchtbilder

© Saskia Cramm

Die studentischen Fotomotive geben dabei textliche und künstlerische Einblicke in den Lebensalltag von Flüchtlingen. "Ich fand vor allem faszinierend, wie unterschiedlich die Ansätze und Ideen unserer Gruppe waren. Solidarität, Freundschaft und Hoffnung sind genauso Thema der Ausstellung, wie die Auseinandersetzung mit Angst, Protest und Hass", schildert Saskia Cramm. Während eine Teilnehmerin neu entstandene Bekanntschaften thematisierte, bekam ein anderer die vielen ehrenamtlichen Helfer vor die Linse. Seine Fotografien sind bipolar abgebildet neben Auszügen aus Droh-Mails, welche Hilfswillige empfingen.

Weder wird etwas schön, noch allzu schwarz gemalt. Vielmehr gilt es, die Besucher dazu anzuregen, sich auf Augenhöhe mit exemplarischen Einzelschicksalen kontrovers auseinanderzusetzen. "Manche Bilder zaubern einem ein Lächeln auf die Lippen und manche machen einen traurig – aber alle regen definitiv zum Nachdenken über eine sehr aktuelle und wichtige Thematik an", führt Cramm aus.

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© Carolin Wedler

Waren die sicherheitsrelevanten und bürokratischen Hürden erst einmal genommen, sei den Teilnehmern menschliche Wärme entgegen gebracht worden, betont Katharina Dolles. In der Auseinandersetzung mit der Aufgabe hat sie eine gemischte Spielgruppe besucht: "Es war unglaublich schön, den Nachmittag mit den Kindern zu verbringen, die auch unglaublich neugierig waren, warum ich mit der Kamera da bin. Sie hatten überhaupt keine Berührungsängste und wollten sofort mit mir spielen."

Auch seitens der Abgebildeten entstand Freude am Projekt. So gab der 2014 vor dem Krieg geflohene Syrer Ayham A. in nahezu fließendem Deutsch zu Protokoll: "Ich freue mich sehr über die Ausstellung, auch so können Brücken gebaut werden."

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© Anna Schubert

Ed Kashi, Sohn irakischer Einwanderer, hat sich dagegen Motiven außerhalb Deutschlands gewidmet und bereichert die Sammlung um Impressionen über syrische Flüchtlinge im Nahen Osten.

Die Ausstellung im Bamberger Spiegelsaal der Harmonie, Schillerplatz 7, ist am Donnerstag (11–20 Uhr) und am Freitag (9–18 Uhr) zu besuchen. Die Vernissage am ersten Ausstellungstag findet um 18.30 Uhr im Beisein von Stadtrat Dr. Helmut Müller (CSU) statt. Der Eintritt ist frei. Wissenschaftliche Vorträge und ein Informationsstand von Freund statt fremd ergänzen das Projekt.

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